Nati-Coach Ottmar Hitzfeld staunt nicht schlecht, als er jüngst den Briefkasten öffnet und danach seine Post sortiert. Mit dabei: Eine herzliche Einladung zu einem 70. Geburtstag. Die grosse Party findet am 1. Februar 2014 statt. Absender: Werner Hofstetter!
Genau. Jener Werner Hofstetter, der Hitzfeld vor 30 Jahren an die Gurgel gegangen ist. «Es war kein Würgen, es war eher ein Schütteln», betont Hofstetter seither zwar immer wieder.
Es ist der 24. Oktober 1983. Der SC Zug mit Trainer Hitzfeld und dem reichen, aber hemdsärmeligen Bauunternehmer Hofstetter als Präsident, führt in Winterthur in der 89. Minute mit 1:0. Dann kommt der Ausgleich. Und in der 92. Minute das 2:1. Der damalige Zug-Verteidiger Rolf Fringer macht dabei keine gute Figur.
Das ist zu viel für Hofstetter. Der Aufstiegstraum scheint geplatzt. Er tobt in der Kabine wie Rumpelstilzchen und packt den Jungtrainer Hitzfeld (Monatslohn 7600 Franken) an der Gurgel. Dem kreidebleichen Hitzfeld fährt der Schreck in die Glieder.
Hofstetter wirft danach auf Druck seiner Vorstandskollegen den Bettel hin. Der SC Zug eilt danach von Sieg zu Sieg und steigt ohne Präsident Hofstetter doch noch in die Nationalliga A auf. «In den letzten zwei Spielen hat er jeweils der gegnerischen Mannschaft eine fette Prämie versprochen, wenn sie uns bezwingt. Nur damit wir nicht aufsteigen», sagt Hitzfeld.
Die Zeit mit dem cholerischen «Höfi» hat Hitzfeld geprägt. Seine erste Trainerstation ist ihm nachhaltig in Erinnerung. Und wenn bei Bayern München jeweils kaiserliche Kritik von Franz Beckenbauer geäussert wurde, blieb Hitzfeld gelassen. «Das ist ein laues Lüftchen im Vergleich zu dem, was ich in Zug erlebt habe.»
Und jetzt wird der legendäre Hofstetter 70 Jahre alt. «Ich bin auf dem Bau gross geworden. Da ist der Umgang und der Ton halt ein wenig rauer», sagt «Höfi» noch heute.
Und als er vor einiger Zeit gefragt wird, wer denn die ideale Führungsfigur im Fussball sei, da nennt Hofstetter im Interview mit der «Aargauer Zeitung» Fritz Hächler, den Bauer und ehemaligen Sportchef des FC Aarau. «Der redet mit den Spielern wie mit seinen Kühen. Das ist die Sprache, die die Fussballer verstehen.»
Und? Geht Hitzfeld an die Geburtstagsparty seines Schreckenspräsidenten? «Ich habe zugesagt. Und ich freue mich sogar darauf, so viele alte Weggefährten wieder zu treffen. Die Zeit in Zug hat mich geprägt. Ich habe viel gelernt», sagt Hitzfeld. Und er fügt an: «Ein nachtragender Mensch bin ich sowieso nicht.»
Ottmar Hitzfeld hat eine Weltkarriere als Trainer gemacht. Vielleicht hat der polternde Hofstetter sogar einen kleinen Anteil daran. Happy Birthday, Höfi!