Sechzig Jahre und kein bisschen weise» heisst ein Chanson des deutschen Schauspielers Curd Jürgens (1915–1982). Trifft der Titel auch aufs Enfant terrible unseres Fussballs zu?
Ist er ein unbeugsamer Querkopf geblieben oder zeigt er Anzeichen von Altersmilde? Wenn einer die Antwort kennt, dann der junge Mann, der einst in die Fussstapfen des Selfmade-Millionärs aus Martigny treten soll: Barthélémy Constantin (22), Barth genannt. Von Beruf Sportchef des FC Sion – und Filius des Präsidenten.
«Weiser?», fragt Barth zurück. «Ich weiss nicht. Für mich ist er gleich geblieben.» Das heisst? «Er kann unverändert sehr harte Entscheide fällen, eine seiner grossen Stärken. Aber er kann auch enorm nett sein – und grosszügig. Er hat ein riesiges Herz!»
Barth, der Strassenwischer
Hat sich CC etwas in den Kopf gesetzt, kann man ihn kaum davon abbringen. Barth: «Papa kann sehr gut zuhören, aber es ist gut, dass er so dickköpfig ist. Denn er hat meistens gute Ideen.»
Wie jene, Peter Zeidler als Sion-Cheftrainer einzustellen. Barth hatte durchaus andere Kandidaten im Kopf. «Sind wir nicht gleicher Meinung, diskutieren wir das sachlich aus. Papa schreit ohnehin nie rum», sagt Barth. Am Ende entscheidet aber natürlich der Vater. Wie im Fall Gennaro Gattuso.
Barth wollte den italienischen Weltmeister trotz Chaos im Klub behalten. CC nicht. «Das war das einzige Mal, dass es einen Riss zwischen uns gab», erzählt Barth. Der Sohn verliess den Klub, arbeitete ein halbes Jahr lang auf der Gemeinde. Kehrte Strassen und verrichtete Waldarbeiten.
Nun sind sie wieder ein Herz und eine Seele. Und Barth bald Präsident? «Papa wird wohl nie ganz loslassen. Und mir fehlt das Geld, noch.» CC zahlt jährlich sechs Millionen Franken in die Klubschatulle.
Und heute zum 60.? Lässt CC eine Million springen für eine Nobel-Party? Barth: «Er macht gar nichts. Wir feiern im Familienkreis. Und das Team wird ihn überraschen.»