Darum gehts
- Helmut Benthaus feiert 90. Geburtstag. Er prägte den Schweizer Fussball nachhaltig
- Als Spielertrainer führte er den FC Basel zu zahlreichen Erfolgen
- Benthaus gewann mit dem FCB siebenmal die Meisterschaft und zweimal den Cup
Sportlehrer. Diese Bezeichnung steht bis heute im Telefonbuch neben seinem Namen. Doch Helmut Benthaus war und ist weit mehr als «nur» ein diplomierter Sportlehrer. Er wurde mit Köln Deutscher Meister, er spielte für die deutsche Nati und er wurde in Basel zur Legende. Nun feiert Benthaus am Donnerstag seinen 90. Geburtstag.
Rückblende. Am 20. Juli 1965 beginnt eine Epoche, die den Schweizer Fussball während Jahrzehnten nachhaltig prägen sollte. An jenem Tag startet ein gewisser Helmut Benthaus beim FC Basel als Spielertrainer. Was damals noch niemand wissen kann: Der Mann aus Deutschland wird die Rotblauen zur Nummer 1 der Schweiz formen. Er wird mit dem FCB siebenmal Meister und zweimal Cupsieger. Und er legt jenes Fundament, ohne das auch die späteren Erfolge im 21. Jahrhundert möglicherweise erst gar nicht möglich gewesen wären.
Der verstorbene FCB-Klub-Historiker Josef Zindel schrieb einst über ihn: «Mit dem Erfolg entfachte Benthaus die Fussball-Euphorie in Basel – und zwar in einem Mass, wie es die Schweiz zuvor nicht kannte.»
Ein Gehalt, zwei Angestellte
Doch all die Trophäen, sie sind bei Benthaus' Start in Basel noch weit weg. «Wir wünschen dem Berufenen einen recht guten Erfolg, und unsere Mitglieder fordern wir auf, dem neuen Mann volles Vertrauen zu schenken.» Mit diesen nüchternen Worten wird seine Verpflichtung im «Club-Organ des Fussball-Club Basel» im Frühjahr 1965 bekannt gegeben.
Benthaus ist damals 30, zuvor war er für Westfalia Herne, 1860 München und den 1. FC Köln als Spieler tätig. Dass der FCB ihn als Spielertrainer verpflichtet, hat auch finanzielle Gründe. So bekommt man quasi für ein Gehalt zwei Angestellte: einen Spieler und einen Trainer.
Ein Plan, der perfekt aufgeht. Bis 1972 ist Benthaus Spielertrainer, danach konzentriert er sich auf seine Arbeit als Coach. Mit ihm hält im Schweizer Fussball auch die Professionalität Einzug. Es wird ein Arzt hinzugezogen und im Winter werden beim FCB Trainingslager abgehalten. Alles neu zur damaligen Zeit.
Auch abseits des Platzes geht er neue Wege. Benthaus: «Ich sorgte immer mal wieder dafür, dass die Spieler auch über das Spielfeld hinausschauten und dass es neben dem Schutten noch eine andere Kultur gibt.» Deshalb geht er mit seinen Spielern bei Auslandsaufenthalten oder zu Hause in Basel auch mal ins Museum oder Theater.
Der Vater war in Kriegsgefangenschaft
Nach 17 Jahren FCB wechselt Benthaus 1982 nach Stuttgart und macht dort weiter, wo er in Basel aufgehört hat. Der Lohn dafür: der Meistertitel 1984 und ein lukratives Angebot. Der DFB will ihn damals als Bundestrainer verpflichten. Da der VfB ihn aber nicht ziehen lässt, wird nicht Benthaus, sondern Franz Beckenbauer verpflichtet. Der Rest der Geschichte sollte jedem Fussballinteressierten bekannt sein.
1985 zieht es Benthaus stattdessen zu seiner alten Liebe zurück, zum FCB. Doch der Klub ist mittlerweile ein anderer. Erfolglos, leere Kassen, kaum talentierte Spieler. 1987 beendet er schliesslich seine beeindruckende Karriere.
Dass Benthaus trotz all seiner Erfolge stets bescheiden bleibt, liegt wohl auch an seiner Familiengeschichte und seinen ersten Lebensjahren in Herne im Ruhrgebiet. Sein Vater kämpfte im Zweiten Weltkrieg an der Westfront und war zwischenzeitlich gar in Kriegsgefangenschaft. Der «Basler Zeitung» erzählte einst Benthaus: «Wir mussten jeden Abend in einen Bunker. Dabei hatten wir einen kleinen Koffer mit dem Nötigsten. Das Ruhrgebiet wurde jeden Abend flächendeckend bombardiert.»
Grosse Freude über den FCB-Titel
In den vergangenen Jahren rief Blick Sportlehrer Benthaus immer mal wieder auf seiner Festnetznummer in Riehen an und wollte mit ihm ausführlich über sein beeindruckendes Leben reden. Doch Benthaus wiegelte stets ab und erklärte, «diese alten Kamellen interessieren doch keinen mehr». Doch wie feiert er nun seinen 90. Geburtstag? «Im kleinen Kreis, mit der Familie und ein paar ganz engen Freunden. Ich freue mich, dass ich noch da bin und geniesse so gut es geht mein Leben. Und natürlich habe ich eine Riesenfreude, dass mein FCB mal wieder Meister geworden ist.» Und wie geht es ihm gesundheitlich? «Leider nicht so gut, denn ich habe Parkinson. Doch mit 90 ist das leichter zu ertragen als mit 40.»