Die Karriere-Highlights von Günter Netzer
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Fusball-Legende wird 80:Die Karriere-Highlights von Günter Netzer

Günter Netzer wird 80 Jahre alt
Thurnheer erzählt die besten Geschichten seines Freundes

Gemeinsam kommentierten Beni Thurnheer und Günter Netzer ab den 90ern die Spiele der Fussball-Nati. Hier gratuliert «Beni National» seinem Freund mit einem offenen Brief zum 80. Geburtstag.
Publiziert: 14.09.2024 um 00:03 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2024 um 08:54 Uhr
Günter Netzer (l.) kommentierte in den 90er-Jahren mit Beni Thurnheer für SRF.
Foto: KEY
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Lieber Günter

80! Herzliche Gratulation! Hat dein Alter jetzt endlich deine Schuhgrösse erreicht? 80 tönt ja ein bisschen bedrohlich. «Bei mir rieselt der Kalk», hast du schon an deinem 70. gesagt. Französisch tönt 80 viel besser: quatre vingt. Viermal 20. Viel hat sich ja nicht geändert. Du bist schon früher nicht gerne gelaufen, weder in den verhassten Trainings ohne Ball bei Real Madrid, noch mit mir zusammen ins Stadion (über eine Stunde vom Hotel ins Olimpico in Rom). Und damit öffnet sich ein bunter Reigen von anekdotischen Begebenheiten, die ich mit dir erleben durfte. Hier nur die besten drei.

Günter Netzer: Legende, Popstar, Schweizer

Günter Netzer war mehr als nur ein begnadeter Kicker. Er gilt als der erste Popstar des deutschen Fussballs. Als Fussballer wurde er Welt- und Europameister, je zweimal Meister mit Gladbach und Real Madrid. Bevor er 1977 seine Karriere beendete, hatte er noch eine Saison lang für GC gespielt. Unvergessen war, wie der Gladbacher sich 1973 im Pokalfinal gegen Köln selber einwechselte und das Siegestor erzielte.

Auch abseits des Rasens sorgte er für Schlagzeilen. Sei es durch seine langen Haare, seine Liebe für schnelle Autos oder die Disco «Lovers’ Lane», die er in Gladbach betrieb.

Nach seiner Aktivkarriere arbeitete Netzer unter anderem als HSV-Manager, Medienunternehmer und TV-Experte. Seit 2017 besitzt der Wahlzürcher auch den Schweizer Pass. Seine Tochter Alana ist mit Musiker Baschi verheiratet.

Als GC-Spieler (l.) traf Günter Netzer 1976 im Zürcher Derby auf Köbi Kuhn.
Walter L. Keller

Günter Netzer war mehr als nur ein begnadeter Kicker. Er gilt als der erste Popstar des deutschen Fussballs. Als Fussballer wurde er Welt- und Europameister, je zweimal Meister mit Gladbach und Real Madrid. Bevor er 1977 seine Karriere beendete, hatte er noch eine Saison lang für GC gespielt. Unvergessen war, wie der Gladbacher sich 1973 im Pokalfinal gegen Köln selber einwechselte und das Siegestor erzielte.

Auch abseits des Rasens sorgte er für Schlagzeilen. Sei es durch seine langen Haare, seine Liebe für schnelle Autos oder die Disco «Lovers’ Lane», die er in Gladbach betrieb.

Nach seiner Aktivkarriere arbeitete Netzer unter anderem als HSV-Manager, Medienunternehmer und TV-Experte. Seit 2017 besitzt der Wahlzürcher auch den Schweizer Pass. Seine Tochter Alana ist mit Musiker Baschi verheiratet.

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Ganz in Schwarz

Beim WM-Final von 1994 in Los Angeles mussten wir aus Sicherheitsgründen früh auf unserer Kommentatorenposition sein. Es war gegen die 40 Grad Celsius heiss, es gab kein Dach und die pralle Sonne verhinderte ein sichtbares Bild auf unserem Fernsehmonitor. Deine Frau hatte dir empfohlen, dich für diesen besonderen Anlass in Schale zu stürzen, und du erschienst ganz in Schwarz. Wahrscheinlich hast du sogar früher beim Spielen selten so geschwitzt. Selbstverständlich ging die Partie dann auch noch in die Verlängerung und ins Elfmeterschiessen.

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«Hallo Herr Thurnheer»

Das erste Mal, dass wir uns begegnet sind, war im Restaurant Drachenburg in Gottlieben. Im fast leeren Rittersaal sassest du mit deiner Frau, und am anderen Ende ich mit Frau und den zwei noch sehr jungen Söhnen. «Ja, das ist der berühmte Günter Netzer, aber der will bestimmt seine Ruhe haben. Quatscht den beim Vorbeigehen zum Ausgang ja nicht an», schärfte ich der Familie ein. Bei deinem Tisch vorbeigehend, schallte mir ein «Hallo Herr Thurnheer» entgegen. Er kannte mich? Er grüsste mich? Und ich war stur geradeaus marschiert, als ob ich ihn nicht kennen würde. Wie unhöflich muss das gewirkt haben.

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Wie unsere Zusammenarbeit begann

Nach der Gruppenauslosung zur WM 1994 in Las Vegas warteten die Passagiere auf den Rückflug, darunter auch die ARD-Koryphäen Fassbender und Rummenigge. Wir standen zufälligerweise nebeneinander vor den «einarmigen Banditen», wo wir unsere letzten Dollars loswurden. «Was die können, könnten wir auch», rauntest du mir mit Blick auf die deutschen Kommentatoren zu. Da läuteten bei mir alle Glocken Sturm. Ich orientierte sogleich meinen Sportchef und so begann unsere Zusammenarbeit.

Dass du dazu überhaupt Lust hattest, war überhaupt nicht offensichtlich. Wahrscheinlich wolltest du dem Land, in dem du dich niedergelassen hattest, einen Dienst erweisen. Du wohntest jetzt in Zürich, dein Arbeitsort als Sportrechtehändler lag aber am Bodensee. Du warst ein Pendler, aber gegen den Strom und damit völlig stressfrei, ein Stratege halt wie früher auf dem Fussballplatz.

Es gab nie Neid zwischen uns

Mit dir zusammen Spiele der Schweizer Nationalmannschaft zu kommentieren, war wie ein Sechser im Lotto. Was für ein Glück, dass wir kommentatorentechnsich so gut zusammenpassten. Du der Ruhige, ich der Aufgeregte. Du der Analytiker, ich der Spontane. Du mit deinem universellen Fussballwissen, ich mit dem Schweizer Lokalkolorit. Das wussten wir, als wir anfingen, alles noch nicht. Heute werden Paare nach etwa diesen Kriterien sozusagen wissenschaftlich zusammengestellt.

Das Wichtigste aber war, dass es zwischen uns menschlich funktionierte. Da war weder Konkurrenzgehabe noch Neid, noch Hierarchiedenken. Keiner wollte dem anderen etwas beweisen, keiner drängte sich in den Vordergrund. Im Gegenteil: Manchmal hast du minutenlang geschwiegen. «Dazu gibt es einfach nichts zu sagen», meintest du lakonisch, wenn ich dich anzuschubsen versuchte. Ach hätten doch die Reporter heute ab und zu diese Einsicht.

Natürlich warst du mit deiner ganzen einzigartigen Erfahrung besser als ich, aber darum ging es gar nicht. Wir waren ein Team. Immer warst du sehr loyal und kollegial, wenn gewisse Journalisten mich genüsslich als mehr oder weniger wertlose Nummer 2 abzuqualifizieren versuchten. Vielen Dank nochmals für deine Grösse.

Aus der Tiefe des Herzens

Was für mich den absoluten Karriere-Höhepunkt darstellte, war für dich sozusagen nur das Junioren-Vorspiel. In Deutschland hast du anschliessend als Fussball-Experte so richtig Karriere gemacht und Preise eingeheimst. Du durftest dort alles sagen, aber nur vor und nach dem Spiel und in der Pause, aber nie während der Begegnungen wie bei uns. Meinen deutschen Kommentatoren-Kollegen wäre damals wohl ein Zacken aus der Krone gefallen. Da hatte ich es einfacher. Ich hatte gar nie eine Krone an.

Du warst im Fussball das Mittelfeld-Genie, der Mann, der aus der Tiefe des Raumes kam. Ich gratuliere dir als um fünf Jahre Jüngeren nochmals zu deinem 80. Geburtstag, mit den besten Wünschen aus der Tiefe des Herzens. Möge unser Kalk noch möglichst lange rieseln.

Beni Thurnheer

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