Die Spielerinnen haben sich nach einer Ehrenrunde und diversen La-Ola-Wellen bereits in die Katakomben verabschiedet, als Pia Sundhage (65) noch alleine auf dem Rasen im Wankdorf steht. Von der Tribüne ertönen «Pia, Pia»-Rufe. Die Schwedin verneigt sich vor den Schweizer Fans und klatscht in die Hände, ehe sie sich nochmals verneigt.
Es ist auch für die einstige Welttrainerin und zweifache Olympiasiegerin ein emotionaler Moment. Das Ende dieser Reise, von der sie seit ihrem Amtsantritt im Januar 2024 immer wieder gesprochen hat. Das Ende dieses Schweizer Sommermärchens, für das sie die Hauptverantwortung trägt. Kurz vor 23 Uhr kam es an diesem lauen Sommerabend in Bern zu einem Ende, gegen einen Gegner, der schlicht besser war.
Den Applaus der Fans bezieht Sundhage nicht auf sich. «Sondern ich spürte, die Leute haben den Frauenfussball beklatscht», sagt sie später an der Pressekonferenz. Sie sei sehr stolz auf die Schweiz. Es sei eine einmalige und emotionale Reise gewesen, eine «once-in-a-lifetime»-Erfahrung. Sie habe davon geträumt, «aber dass es so werden wird, davon habe ich nicht zu träumen gewagt». Was die Fans geleistet hätten, sei schlichtweg phänomenal. «Ich kann nur sagen: vielen, vielen Dank.»
Zukunft ist offen
Eine Stunde lang geht Sundhages Masterplan mit der Umstellung auf ein 4-2-3-1-System auf. Die Nati kämpft heroisch, verteidigt mit allem, was sie hat, ehe ein genialer Moment von Weltfussballerin Aitana Bonmati diesen historischen Viertelfinal entscheidet. «Wir haben es probiert. Und wir werden es wieder probieren.» Ob mit ihr, liess sie offen. «Das Einzige, was ich weiss, ist, dass ich einen Vertrag bis am 31. Dezember habe», so Sundhage. Nun sei sie einfach müde und wolle sich ausruhen.
Doch zuerst bedankt sich die Schwedin noch bei allen. Sie sei stolz auf die Mannschaft. Die Stimmung in der Kabine sei kein Vergleich zu der vor eineinhalb Jahren, als sie ihr erstes von nunmehr 23 Länderspielen als Nati-Trainerin gecoacht hat. «Es war ein steiniger Weg, mit Auf und Abs.» Aber Fussball sei so wichtig für die Gesellschaft, auch der Frauenfussball. Und da habe sich zumindest etwas Kleines verändert. «Wir haben die Schweiz bewegt.»
Die Erfahrung vergleicht Sundhage mit 2008, als sie Nationaltrainerin der USA wurde. Nach achtmonatiger Vorbereitung gewann diese in Peking nach Startniederlage noch Olympia-Gold. Auch diese Erfahrung sei einzigartig gewesen, wie diejenige mit der Schweiz, so Sundhage. «Wir haben zwar das Spiel verloren, aber wir haben Fans gewonnen. Und das ist mehr wert als eine Goldmedaille.»