«Sobald die Hymne startet, sind die Schmerzen weg»
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Nati-Captain Wälti:«Sobald die Hymne startet, sind die Schmerzen weg»

Nati-Captain Lia Wälti
«Ich hatte vor dem Spiel dreimal Tränen in den Augen»

Trotz ihrer Knieprobleme steht Lia Wälti auch gegen Island (2:0) 90 Minuten lang auf dem Platz. Nach der Partie spricht der Nati-Captain über Druck, Schmerzen und Tränen.
Publiziert: 05:42 Uhr
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Aktualisiert: 09:30 Uhr
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Lia Wälti strahlt nach dem Sieg gegen Island über beide Ohren.
Foto: Toto Marti

Darum gehts

  • Schweizer Fussball-Nationalteam gewinnt erstes EM-Spiel in Bern gegen Island
  • Lia Wälti spielt trotz Knieproblemen und lobt den Einfluss des Adrenalins
  • Zwei junge Einwechselspielerinnen erzielen das entscheidende zweite Tor für die Schweiz
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Lucas WerderReporter Fussball

Lia Wälti, vor dieser tollen Kulisse in Ihrer Heimatstadt Bern fährt die Nati den ersten Sieg an dieser EM ein. Wie emotional war dieses Spiel für Sie?
Ich hatte vor dem Spiel dreimal Tränen in den Augen. Das erste Mal, als ich Videos aus der Stadt bekommen habe. Das zweite Mal, als wir hier mit dem Bus vor das Stadion gefahren sind und alle Fans gewartet haben. Und das dritte Mal bei der Nationalhymne. Ich musste mich richtig zurückhalten. Das sind Träume, die für uns in Erfüllung gehen. Vielleicht ist es sogar etwas, das wir uns so gar nie erträumt haben. Ich bin so stolz, dass wir das so aufsaugen und mit den Fans feiern konnten.

Wie haben Sie dieses nervenaufreibende Spiel auf dem Platz erlebt?
Es war ein anderes Spiel als gegen Norwegen. Ein riesiges Auf und Ab. Erst der Lattenschuss für Island, dann das aberkannte Tor von uns. Es war ein Spiel mit sehr vielen langen Bällen und hat darum nicht so viel Spass gemacht wie das erste Spiel. Gleichzeitig haben wir gewusst, dass es in diesem Spiel vor allem ums Resultat geht. In der zweiten Halbzeit haben unsere Einwechselspielerinnen den Schwung reingebracht, den wir gebraucht haben.

Bei einer Niederlage wäre die Nati am Heim-Turnier vor dem Aus gestanden. Wie gross war der Druck vor der Partie?
Wir hatten schon vor dem ersten Spiel einen unheimlichen Druck. Das kann man gar nicht beschreiben. Das ist etwas, das wir in unserer Karriere noch nie erlebt haben. Der Druck eines Heimteams ist immens hoch. Im ersten Spiel haben wir es geschafft, mit unserer Leistung die Herzen der Leute zu erobern. Auch wenn das Resultat am Ende nicht gestimmt hat. Heute konnten wir hoffentlich wieder ein paar Herzen erobern, wenn auch mit einer etwas weniger überzeugenden Leistung.

Ihre EM-Vorbereitung lief alles andere als optimal. Wie haben Sie es trotz ihrer Knieprobleme geschafft, zweimal 90 Minuten lang auf dem Platz zu stehen?
Keine Ahnung. Ich kann es nicht sagen. Ich habe mir wochenlang eingeredet, dass ich am 2. Juli auf dem Platz stehen werde. Dass es irgendwie gehen wird und meine Schmerzen dann weg sind.

Und waren die Schmerzen weg?
Nein. Aber mit dem Adrenalin und dem Schwung, den man bekommt, kann man sehr viel schaffen. Am Ende ist es eine mentale Geschichte. Und ich bin froh, dass es so aufgegangen ist.

Haben Sie jetzt gerade Schmerzen?
(nickt).

Aber auf dem Platz ist davon nichts zu sehen.
Die Schmerzen sind ab der Nationalhymne weg. Es ist krass und extrem beeindruckend, was Adrenalin mit einem macht. Beim Aufwärmen spüre ich jeden Schritt. Aber während des Spiels habe ich keine Sekunde daran gedacht. Wenn es losgeht, gibt es keine Entschuldigungen mehr. Dann will ich alles dafür geben, damit das Team erfolgreich ist.

Wie schon im Spiel gegen Norwegen hatten Sie auch Island beim ersten Schweizer Tor ihre Füsse im Spiel. Wie haben Sie den Treffer erlebt?
Ich hatte heute nicht viele solcher Aktionen. Ich hatte das Gefühl, dass ich kaum am Spiel beteiligt bin. In diesem Moment konnte ich mich aber um meine Gegenspielerin drehen und habe Sydney gesehen. Sie hatte dann das super Auge für Geri, die immer diese Tiefenläufe macht.

Für den zweiten Treffer sorgten mit Leila Wandeler und Alayah Pilgrim zwei junge Spielerinnen von der Bank.
Wir haben unglaublich grosses Talent und eine tolle Breite im Team. Es ist schwierig für Pia, zu entscheiden, wer auf dem Platz steht. Aber man braucht an einem Turnier jede Spielerin. Heute haben die Einwechselspielerinnen den Unterschied gemacht. Ich freue mich unglaublich für Spielerinnen wie Leila, die einfach frei aufspielen können, mutig sind und auch dafür belohnt werden.

Haben Sie sich für das Heim-Turnier etwas besonders vorgenommen? Sie wirken auf dem Platz fast noch entschlossener als sonst schon.
Ich bin eine Person, die gerne Verantwortung übernimmt und eine Leaderin auf dem Platz sein möchte. Ich weiss, dass ich viel Erfahrung habe und die möchte ich teilen. Manchmal läuft es besser, manchmal weniger gut. Aber etwas kann ich immer machen: 100 Prozent geben und eine Leaderin sein.

Was braucht es, um auch am Donnerstag gegen Finnland einen Sieg einzufahren?
Eine erneute Topleistung. Was ich von Finnland gesehen habe, ist sehr beeindruckend. Sie sind sehr gut am Ball, erspielen sich viele Chancen und sind sehr gefährlich. Sie sind ein wenig das Überraschungsteam in unserer Gruppe, dessen Stärken wir respektieren müssen. Aber wir wollen das Spiel natürlich gewinnen.

Wie erholen Sie sich jetzt bis zum letzten Gruppenspiel?
Wir haben viele wunderbare Behandlungsmöglichkeiten, die wir vorher noch nie gesehen haben. Wir nutzen jede Möglichkeit, um uns zu erholen. Im mentalen und im physischen Bereich.

Dieses Interview wurde nach dem 2:0-Sieg gegen Island aufgezeichnet.

Gruppe A
Mannschaft
SP
TD
PT
1
2
2
6
2
2
1
3
3
2
0
3
4
2
-3
0
Playoffs
Gruppe B
Mannschaft
SP
TD
PT
1
1
5
3
2
1
1
3
3
1
-1
0
4
1
-5
0
Playoffs
Gruppe C
Mannschaft
SP
TD
PT
1
1
2
3
2
1
1
3
3
1
-1
0
4
1
-2
0
Playoffs
Gruppe D
Mannschaft
SP
TD
PT
1
1
3
3
2
1
1
3
3
1
-1
0
4
1
-3
0
Playoffs
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