Darum gehts
- Spanische Trainerin Montserrat Tomé führt erfolgreiches Team, bleibt aber umstritten
- Vorwürfe der Fortsetzung umstrittener Methoden des Vorgängers Jorge Vilda
- 15 Spielerinnen traten 2022 aus Protest zurück, nur 3 kehrten zurück
Nein, wenn es um die sportlichen Resultate geht, kann man Montserrat Tomé (43) kaum etwas vorwerfen. Die spanische Trainerin folgte im September 2023 auf Weltmeister-Coach Jorge Vilda (44) und hat Spanien seitdem zum Nations-League-Titel und in dem Olympia-Halbfinal geführt. Und dennoch ist die ehemalige Nationalspielerin in ihrem Heimatland alles andere als unumstritten.
Der Vorwurf: Statt den spanischen Frauenfussball in eine neue Ära zu führen, setze Montserrat die Arbeit ihres umstrittenen Vorgängers einfach fort. Dieser geriet trotz des sportlichen Höhenfluges der «Furia Roja» immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik. Im September 2022 erklärten 15 Spielerinnen aus Protest gegen Vildas Methoden in einer gemeinsamen Email ihren Rücktritt aus dem Nationalteam. Darunter auch grosse Namen wie Aitana Bonmati, Mariona Caldentey oder Patri Guijarro. Die Vorwürfe gegen den Trainer lauteten von Respektlosigkeit bis hin zu Übergriffigkeit. Nur drei der 12 Spielerinnen kehrten später zurück.
Trotz des Titelgewinnes rumorte es auch während der WM 2023 immer wieder im spanischen Team. Seinen Trainerposten musste Vilda aber erst nach dem Kuss-Skandal um Verbandspräsident Luis Rubiales (47) räumen. Dieser hatte im Rahmen der WM-Siegerehrung Stürmerin Jennifer Hermoso zu einem Kuss genötigt. Doch statt einen Neuanfang zu wagen, installierten der spanische Verband mit Tomé einfach Vildas Assistentin als neue Trainerin, wodurch das Verhältnis zwischen Team und Staff nur bedingt entspannen sollte.
Fragwürdiger Umgang mit Spielerinnen
Denn auch Tomé machte schnell klar, dass sie keinen Wert auf grosse Namen legt. Im November 2024 verzichtete sie mit Jenni Hermoso, Misa Rodriguez und Irene Paredes auf gleich drei verdiente Spielerinnen. Gerade das Nicht-Aufgebot von Hermoso und Paredes, die beide weit über 100 Länderspiele für Spanien absolviert haben, sorgte für Schlagzeilen.
«Die Art und Weise, wie Irene Paredes behandelt wird, ist bedauerlich, beschämend und respektlos», urteilte die ehemalige Nationalspielerin Vero Boquete und zog Vergleiche zur Amtszeit von Vildas. Hermoso, deren Ausbootung aufgrund ihrer Vorgeschichte zusätzliche Brisanz mit sich brachte, reagierte mit einer Botschaft auf Instagram. «Verkauf deine Seele nicht dem Teufel», liess Spaniens Rekordtorschützin verlauten.
Inzwischen scheint beim grossen EM-Titelfavoriten aber etwas Ruhe eingekehrt zu sein. Unter anderem, weil Abwehrchefin Paredes – im Gegensatz zu Hermoso und Rodriguez – von Tomé zurück ins Kader geholt worden ist. Vor allem aber dürften die bislang so überzeugenden Auftritte die Wogen etwas geglättet haben. Sollte Spanien am Freitag im Viertelfinal gegen die Schweiz überraschend die Segel streichen, könnte sich das aber ganz schnell wieder ändern.