Darum gehts
- Schweiz verliert EM-Auftakt trotz dominanter Leistung gegen Norwegen
- Mangelnde Effizienz und Abgezocktheit kosten die Nati den Sieg
- Norwegen erzielt zwei Tore aus nur zwei Halbchancen
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Die Schweiz hat beim EM-Auftakt gegen Norwegen (1:2) mehr Abschlüsse, mehr Schüsse aufs Tor, mehr Ballbesitz und mehr gespielte Pässe. In der entscheidenden Statistik – dem Resultat – hat die Nati aber das Nachsehen. «Wenn du eines der besten Spiele der jüngeren Vergangenheit so verlierst, stimmen Aufwand und Ertrag nicht überein», fasst Blick-Expertin Lara Dickenmann (39) die bittere Pleite zusammen.
Im dritten Duell mit Norwegen innerhalb von gut vier Monaten sind die Schweizerinnen zum dritten Mal nicht das schlechtere Team. Und dennoch geht nach den beiden Spielen in der Nations League auch das EM-Gruppenspiel knapp verloren. Woran liegt es, dass die Nati trotz der besten Halbzeit unter Pia Sundhage (65) auch im dritten Anlauf gegen Norwegen ohne Punkte bleibt?
Ist die Nati womöglich einfach zu nett? Etwas, dass man den Norwegerinnen sicher nicht vorwerfen kann. Mit der Führung im Rücken versteht es das Team von Gemma Grainger (42) immer wieder Zeit von der Uhr zu nehmen. «Das ist nicht das fairste Verhalten», findet Dickenmann. «Aber du fährst an eine EM, um zu gewinnen.» Sie habe zwar Verständnis, dass sich die Schweizerinnen darüber aufgeregt hätten, «aber der Fehler liegt nicht bei den Norwegerinnen. Sondern bei der Schiedsrichterin, die das früher unterbinden muss.»
Schiedsrichterin ist überfordert
Die zieht beim EM-Auftakt nicht ihren besten Abend ein. Alina Pesu lässt beiden Teams deutlich zu viel durchgehen. In der ersten Hälfte müsste Maritz für ein klares taktisches Foul Gelb sehen. Die Rumänien belässt es bei einer Ermahnung. In der zweiten Halbzeit wartet die Unparteiische dann viel zu lange, bis sie die erste Norwegerin wegen Zeitspiels verwarnt.
Am Ende zeigt Pesu dann nur sieben Nachspielminuten an. Viel zu wenig, auch wenn sie schliesslich noch eine weitere Minute drauflegt. Insgesamt nehmen beide Teams in der zweiten Halbzeit acht Wechsel vor. Dazu kommt eine Trinkpause und die Überprüfungen der beiden Penaltysituationen. Blick hat mitgestoppt: Allein die Wechsel und VAR-Checks haben schon über acht Minuten beansprucht. Sämtliche weiteren Unterbrüche, die norwegischen Zeitspiel-Versuche und Verletzungspausen nicht eingerechnet.
Eigentlich hätten die Schweizerinnen allen Grund gehabt, sich noch intensiver bei der Schiedsrichterin zu beschweren. «Klar, kann man zur Schiedsrichterin hingegen, aber man will keine Gelbe Karte riskieren. Und man kann erwarten, dass die Schiedsrichterin bei Zeitspiel durchgreift», ärgert sich Noelle Maritz (29). Vielleicht hätte es aber dennoch nicht geschadet, wenn eine Spielerin oder ein Staff-Mitglied in der Schlussphase in irgendeiner Form ein Zeichen gesetzt hätte.
Reuteler lässt beste Chance liegen
Doch darauf hat die Nati schon vor der Partie verzichtet. Statt als erstes Team zum Aufwärmen aus der Kabine zu kommen, lässt das Schweizer Trainerteam Norwegen den Vortritt. Als kurz darauf auch das «Heimteam» aus den Katakomben auf den Rasen tritt, verzichten die Spielerinnen darauf, die norwegische Platzhälfte auf direktem Weg zu überqueren. Stattdessen rennt das Team im Gänsemarsch der Seitenlinie entlang.
Für Dickenmann ist die Szene aber nicht mehr als eine Randnotiz. «Ich finde nicht, dass die Nati zu nett aufgetreten ist. Am Ende hat es an der Abgezocktheit gefehlt», so die Blick-Expertin. Trotz eines gerade in der ersten Hälfte äusserst dominanten Auftritts habe sich die Nati gegen passive Norwegerinnen zu selten klare Torchancen herausspielen können. «Gerade zu Beginn des Spiels hat es häufig zu lange gedauert, bis es zum Abschluss gekommen ist», analysiert Dickenmann.
Gleichzeitig lassen die Schweizerinnen bei den wenigen guten Abschlussmöglichkeiten die nötige Effizienz vermissen. Das beste Beispiel ist Géraldine Reuteler (26), die eigentlich ein richtig starkes Spiel abliefert. Als die Offensivspielerin aber kurz vor Ende die grosse Chance zum Ausgleich auf dem Fuss hat, versagen ihr die Nerven. «Den muss ich einfach machen», sagt Reuteler.
Dickenmann zuversichtlich für Island-Spiel
Doch nicht nur in der Offensive ist es am Ende ein unglücklicher Schweizer Auftritt. Nach der Pause reicht ein Corner, um dem Schweizer Spiel den Stecker zu ziehen. «Ich hab nur den Ball angeschaut. Wenn ich dort rauskomme, muss ich den Ball haben», zeigt sich Goalie Livia Peng (23) beim Ausgleichstreffer selbstkritisch. Die Schweizer Selbstverständlichkeit der ersten Halbzeit scheint danach wie weggeblasen. Ein einziger langer Ball reicht aus, um den Norwegerinnen das zweite Tor zu ermöglichen.
So kommt Norwegen mit zwei Halbchancen zu zwei Treffern. Dickenmann: «Das macht am Ende den Unterschied aus.» Dabei ist von den hoch gehandelten Superstars um Ada Hegerberg und Caroline Graham Hansen lange Zeit überhaupt nichts zu sehen. Umso beeindruckter zeigt sich Dickenmann davon, wie die Norwegerinnen in der zweiten Halbzeit den Schalter umgelegt haben. «Sie lassen sich nicht beirren, wenn sie nicht im Spiel sind», so die einstige Rekord-Nationalspielerin.
Trotz allem kann Dickenmann dem Schweizer Startspiel auch viel Positives abgewinnen und zeigt sich zuversichtlich, dass sich die Nati am Sonntag gegen Island mit einem guten Resultat belohnen wird. «Man kann aus dem Norwegen-Spiel auch viele Dinge mitnehmen. Wenn man gegen einen solchen Gegner zu Chancen kommt, ist das immer ein gutes Zeichen», findet die 135-fache Nationalspielerin. «Daran muss man sich jetzt festhalten. Es kommen noch zwei Spiele. Wenn sich die Nervosität noch einmal etwas legt, kann das helfen, noch ein paar Prozent mehr herauszukitzeln.»
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