Darum gehts
- Frauenfussball-EM zeigt die Kraft des Sports und inspiriert junge Mädchen
- Leichtathletik-EM 2014 als Vorbild für nachhaltige Entwicklung im Sport
- Fast 30'000 euphorische Fans im ausverkauften Wankdorf-Stadion beim Schweiz-Island Spiel
Wäre ich ein Mädchen und hätte mir die drei Gruppenspiele der Nati angesehen, dann hätte ich nun möglicherweise nur noch einen Berufswunsch: Profifussballerin. Ich hätte Captain Lia Wälti gesehen, wie sie während der Hymne vor dem Spiel gegen Island mit den Tränen kämpft. Ich hätte ausverkaufte Stadien mit euphorischen Fans gesehen. Ich hätte gesehen, wie nach Riola Xhemailis 1:1 gegen Finnland das Stade de Genève beinahe explodiert ist. Ich hätte Trainerin Pia Sundhage gesehen, wie unter der scheinbar harten Schale ihr weicher Kern zum Vorschein kommt.
Wäre ich aber vor 20 Jahren ein Mädchen gewesen, dann hätte ich all das nicht erleben dürfen. Ich hätte mir kaum ein Frauenspiel live am TV anschauen können. Ich hätte nur sehr wenige weibliche Vorbilder gehabt. Ich hätte den Traum Profifussballerin gar nicht erst leben können, weil es den damals in der Schweiz noch gar nicht gab.
Das Vorbild Leichtathletik-EM 2014
Die Kraft des Fussballs – davon sprach der ehemalige Fifa-Präsident Sepp Blatter gerne, oft und salbungsvoll. Die Kraft des Fussballs, sie zeigt sich an dieser Heim-EM eindrucksvoll. Aus alten, weissen Männern werden plötzlich Fans des Frauenfussballs. Die TV-Einschaltquoten der Nati-Spiele klettern in nicht für möglich gehaltene Sphären. Und wer in Zügen oder Restaurants ein bisschen Mäuschen spielt, der hört plötzlich, wie über die Nati gesprochen wird und zumindest in diesen Tagen der Frauenfussball in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist.
Die Folge davon: Aus einigen Mädchen, die die letzten Tage vor dem TV oder in den Stadien sassen, könnten in zehn Jahren gestandene Nati-Spielerinnen werden. Etwas, was ohne diese EM und die Euphorie, die nun ausgebrochen ist, so nicht möglich wäre.
Was ein solches Leuchtturmprojekt alles auslösen kann, zeigte sich in der Leichtathletik exemplarisch. Dort war die Schweiz früher meist Mittelmass, mit vereinzelten Ausreissern nach oben. Doch dann kam die Heim-EM 2014 in Zürich.
Damals sass zum Beispiel die Zwölfjährige Ditaji Kambundji im Zürcher Letzigrund auf der Tribüne und fieberte live mit ihrer älteren Schwester Mujinga mit. Ditaji sah, wie die Schweizerinnen und Schweizer von den Fans getragen wurden. Wie eine Leichtathletik-Euphorie übers Land schwappte.
Heute, elf Jahre später, zählt Ditaji Kambundji selbst zu den Stars. Gut möglich, dass sie das auch ohne das Erlebnis Heim-EM geschafft hätte, aber mit eigenen Augen 2014 zu sehen, was alles möglich ist, hat bestimmt nicht geschadet.
Es gibt aber auch Probleme
Dass seitdem die Leichtathletik in der Schweiz boomt und die Folge davon zahlreiche Medaillen an Grossanlässen ist, war aber kein Selbstläufer, sondern auch das Ergebnis harter Arbeit, exzellenten Nachwuchsprogrammen, vielen Investitionen und zahlungskräftigen Sponsoren.
Genau das könnte beim Frauenfussball jetzt zum Problem oder zumindest zur grossen Herausforderung werden. Die Euphorie, die zurzeit herrscht, muss nun genutzt werden. In Zeiten, in denen es hierzulande zu wenige Fussballplätze, Schiedsrichter, Trainerinnen, Ehrenamtliche und Garderoben gibt, eine gewaltige Aufgabe.
Schafft die Schweiz das, dann sind die Hoffnungen nicht unbegründet, dass sich das, was sich hierzulande in der Leichtathletik ereignet hat, nun im Frauenfussball wiederholen könnte. Zu wünschen wäre es.
Melde dich jetzt an bei unserem Tippspiel! Jeder Tipp zählt, denn nicht nur die besten vier Tipperinnen und Tipper erhalten einen Preis. Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden zusätzlich noch Tombolapreise verlost.
Melde dich jetzt an bei unserem Tippspiel! Jeder Tipp zählt, denn nicht nur die besten vier Tipperinnen und Tipper erhalten einen Preis. Unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern werden zusätzlich noch Tombolapreise verlost.