EM entfacht Fussball-Euphorie
Die Chancen und Gefahren für die Zukunft der Frauen-Nati

Die Leichtathletik hat es vorgemacht: Eine Heim-EM kann einen Boom auslösen. Doch auf den Frauenfussball in der Schweiz warten auch gewaltige Herausforderungen.
Publiziert: 10.07.2025 um 09:35 Uhr
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Hühnerhautmoment: Die Schweizer Nati während der Hymne vor dem Island-Spiel.
Foto: TOTO MARTI

Darum gehts

  • Frauenfussball-EM zeigt die Kraft des Sports und inspiriert junge Mädchen
  • Leichtathletik-EM 2014 als Vorbild für nachhaltige Entwicklung im Sport
  • Fast 30'000 euphorische Fans im ausverkauften Wankdorf-Stadion beim Schweiz-Island Spiel
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel LeuStv. Sportchef

Wäre ich ein Mädchen und hätte mir am Sonntagabend das Spiel zwischen der Schweiz und Island angeschaut, hätte ich nun möglicherweise nur noch einen Berufswunsch: Profifussballerin. Ich hätte Captain Lia Wälti gesehen, wie sie während der Hymne mit den Tränen kämpfte. Ich hätte das ausverkaufte Wankdorf-Stadion mit fast 30’000 euphorischen Fans gesehen. Ich hätte gesehen, wie die Spielerinnen von einem ganzen Land getragen wurden.

Wäre ich aber vor 20 Jahren ein Mädchen gewesen, dann hätte ich all das nicht erleben dürfen. Ich hätte mir kaum ein Frauenspiel live am TV anschauen können. Ich hätte nur sehr wenige weibliche Vorbilder gehabt. Ich hätte den Traum Profifussballerin gar nicht erst leben können, weil es den damals in der Schweiz noch gar nicht gab.

Das Vorbild Leichtathletik-EM 2014

Die Kraft des Fussballs – davon sprach der ehemalige Fifa-Präsident Sepp Blatter gerne, oft und salbungsvoll. Die Kraft des Fussballs, sie zeigt sich an dieser Heim-EM eindrucksvoll. Aus einigen Mädchen, die am Sonntagabend vor dem TV oder im Wankdorf sassen, könnten in zehn Jahren gestandene Nati-Spielerinnen werden. Etwas, was ohne diese EM so nicht möglich wäre.

Was ein solches Leuchtturmprojekt alles auslösen kann, zeigte sich in der Leichtathletik exemplarisch. Dort war die Schweiz früher meist Mittelmass, mit vereinzelten Ausreissern nach oben. Doch dann kam die Heim-EM 2014 in Zürich.

Damals sass zum Beispiel die Zwölfjährige Ditaji Kambundji im Zürcher Letzigrund auf der Tribüne und fieberte live mit ihrer älteren Schwester Mujinga mit. Ditaji sah, wie die Schweizerinnen und Schweizer von den Fans getragen wurden. Wie eine Leichtathletik-Euphorie übers ganze Land schwappte.

Heute, elf Jahre später, zählt Ditaji Kambundji selbst zu den Stars. Gut möglich, dass sie das auch ohne das Erlebnis Heim-EM geschafft hätte, aber mit eigenen Augen 2014 zu sehen, was alles möglich ist, hat bestimmt nicht geschadet.

Es gibt aber auch Probleme

Dass seitdem die Leichtathletik in der Schweiz boomt und die Folge davon zahlreiche Medaillen an Grossanlässen ist, war aber kein Selbstläufer, sondern auch das Ergebnis harter Arbeit, exzellenten Nachwuchsprogrammen, vielen Investitionen und zahlungskräftigen Sponsoren.

Genau das könnte beim Frauenfussball jetzt zum Problem werden. Die Euphorie, die in diesen Tagen ausgelöst wurde, muss nun genutzt werden. In Zeiten, in denen es hierzulande zu wenige Fussballplätze, Schiedsrichter, Trainerinnen, Ehrenamtliche und Garderoben gibt, eine gewaltige Herausforderung.

Schafft die Schweiz das, dann sind die Hoffnungen nicht unbegründet, dass sich das, was sich hierzulande in der Leichtathletik ereignet hat, dereinst im Frauenfussball wiederholen könnte.

Eines ist auf jeden Fall jetzt schon klar: Diese EM beweist eindrucksvoll, was ein solcher Anlass in der Gesellschaft und in den Köpfen der Menschen auslösen kann. Egal, ob sich die Schweiz am Donnerstagabend für die Viertelfinals qualifizieren wird oder nicht.

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Gruppe A
Mannschaft
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1
3
3
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Playoffs
Gruppe B
Mannschaft
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1
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-6
1
Playoffs
Gruppe C
Mannschaft
SP
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1
2
4
6
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3
6
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0
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Playoffs
Gruppe D
Mannschaft
SP
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1
2
4
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0
Playoffs
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