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Fifa-Boss Infantino nervt sich über Corona-Ignoranten
«Einige haben Ernst der Lage nicht kapiert»

In der Fussballwelt scheint im Moment die schnelle Wiederaufnahme des Spielbetriebs das Wichtigste zu sein. Nun gebietet ausgerechnet der höchste Fussballer diesem absurden Treiben Einhalt: Fifa-Boss Gianni Infantino.
Publiziert: 03.04.2020 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 03.04.2020 um 14:22 Uhr
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«Einige haben den Ernst der Lage immer noch nicht kapiert!», enerviert sich Gianni Infantino.
Foto: AFP
Alain Kunz

Ein Meisterschaftsfinish mit kasernierten Teams als eine Art Mini-WM im Sommer, um die verbleibenden 92 Spiele über die Bühne zu bringen. So ein verwegenes Gedankenspiel aus der Premier League zur Rettung der unterbrochenen Saison.

Oder dann die Bundesliga: Saison-Wiederaufnahme am ersten Mai-Wochenende. Spätestens am zweiten. Mit Geisterspielen.

Oder ein Gedankenspiel der Uefa: Ein Saisonabschluss erst im August, weil erst ab Juni wieder gespielt werden kann. Dazu müssten die Ende Juni auslaufenden Spielerverträge verlängert werden. Die Fifa würde das prüfen. Ebenso eine Verschiebung des Transferfensters.

Doch die Lust dazu hält sich beim Weltverband im Rahmen. Gianni Infantino sagt in einem bemerkenswerten Interview auf «TeleTicino»: «Die Lage ist heikel. Ich persönlich denke, dass es der Moment ist, in welchem man im Fussball weniger reden, dafür umso mehr arbeiten sollte. Man soll diejenigen respektieren, die zwischen Leben und Tod schweben. Ebenso deren Familien und diejenigen, welche an vorderster Front gegen diese Krankheit kämpfen.»

«Ernst der Lage nicht kapiert»

Okay, das hat man schon tausendfach gehört. Doch dann wird der Walliser deutlicher: «Wenn ich gewisse Polemiken um den Fussball lese, dann muss ich sagen: Einige haben den Ernst der Lage immer noch nicht kapiert! Fussball ist nicht die wichtigste Sache der Welt. Es ist höchstens die wichtigste der weniger wichtigen. Man soll noch lange nicht darüber sprechen aufs Feld zurückzukehren. Erst dann wieder, wenn es die Situation zulässt.» Es sei ja schon okay zu diskutieren, aber am Telefon, weit weg von Medien und Öffentlichkeit. «Aber zu wissen, wann man zum Fussball zurückkehrt, ob das im Sommer oder im Herbst sein wird, mit oder ohne Publikum, sind Fragen, die dritt- oder viertrangig sind. Heute soll man einzig an jene denken, die leiden. Und daran, gegen diesen Virus zu gewinnen. Punkt.»

Klar arbeite man an diversen hypothetischen Szenarien, so der Fifa-Boss, weil man ja vorbereitet sein müsse. «Aber heute wissen wir nicht, ob wir in Wochen oder Monaten aufs Feld zurückkehren können. Daneben sind wir daran Fonds zur Unterstützung von Verbänden, Klubs und Spielern zu kreieren. Aber bevor man die Dimension der Krise nicht kennt, ist es schwierig, den Schaden zu bemessen.»

Infantino, dessen Homeoffice-Tage mit Arbeit («Ich bin nonstop am Telefon oder vor dem Computer») restlos ausgefüllt seien, glaubt, dass gewisse Dinge des modernen Fussballs neu gezeichnet werden könnten: «Diese Situation relativiert vieles. Auch im Fussball. Sie bringt uns zurück zu gewissen fundamentalen Werten wie Solidarität und Teamgedanken und dazu, dass einige Exzesse, die als normal empfunden wurden, keinen Sinn machen. Der Fussball gefällt uns, weil er Champions und Verlierer hervorbringt. Aber die Freude darüber auf dem Platz zu stehen – und das mit einem Lächeln –, ist die Basis, zu der wir zurückkehren müssen. Wir müssen uns bewusst werden, dass wir mit der Zeit über das hinausgegangen sind, was vernünftig ist. Da spreche ich nicht nur vom finanziellen Aspekt. Das ist ein genereller Diskurs. Dass wir immer mehr machen wollen, dass wir gewisse Dinge übertreiben. Vielleicht lohnt es sich, sich einige Fragen zu stellen und einige Aspekte der Art und Weise, wie der Fussball vor der Krise gehandhabt wurde, neu zu bewerten.»

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