Es ist das grösste Spiel in der Vereinsgeschichte des 1904 als Tennisklub gegründeten KI Klaksvik. «Bei weitem sogar», sagt Agnar Presta, färingischer Fussballjournalist, der wie seine Kollegen für das Spiel nicht in die Schweiz einreisen darf, ohne in Quarantäne zu müssen. Nur die Fussballer haben eine Ausnahmebewilligung erhalten und dürfen sich maximal fünf Tage ohne Quarantäne aufhalten.
Eine andere Gewichtsklasse
Das bislang wichtigste Spiel der Färinger war jenes gegen Roter Stern Belgrad 2000, als man in der ersten Runde der Champions-League-Quali mit zwei Niederlagen (0:3, 0:2) ausschied. «Nun ist es erstmals die zweite Runde», sagt Agnar, auch wenn das Vorrücken durch den Corona-Forfaitsieg gegen Bratislava kurios gewesen sei. «Deshalb ist es das prestigeträchtigere Spiel.» Und es sei eine andere Gewichtsklasse als die Europa League, in der man letzte Saison mit zwei 0:1-Pleiten an Luzern hängen geblieben war.
Königsklasse – und ein Gegner von den Nordinseln der Färöer. Ein mentales Problem, fokussiert zu bleiben? «Überhaupt nicht», sagt Trainer Gerry Seoane. «Wir sind uns genau bewusst, worum es geht, und deshalb enorm fokussiert.» Auch darauf, die «typisch nordisch-kantigen Spieler» ernst zu nehmen.
So wie Pall Klettskard (30), der Stürmer, der sich Anfang des letzten Jahres als erster färingischer Spieler in Italien versuchte, bei Serie-D-Klub USD Breno – ohne auch nur ein einziges Mal zum Einsatz gekommen zu sein. Woraufhin der Natispieler zurück auf die Schafsinseln flog, wieder in seinem Job als Zimmermann anheuerte und nach getaner Arbeit trainiert.
Training nach der Arbeit
Klettskard ist kein Einzelfall. Viele weitere Spieler von Klaksvik sind keine Vollprofis. «Es hat Elektriker, Studenten und solche, die im Büro arbeiten», erzählt Presta. «Viele haben Nine-to-five-Jobs und trainieren danach.» Kein Wunder, beträgt die Lohnsumme für die 1. Mannschaft eine halbe Mio. Franken. Das Gesamtbudget des Klubs rund eine Million. YB wies 2019 einen Umsatz von 90 Mio. auf, zahlte 32 Mio. Franken Lohnkosten und erzielte einen Gewinn von 21 Mio. Der Transferwert der Berner Spieler wird auf rund 60 Mio. Franken geschätzt, jener der Färinger auf zwei …
Und doch. Es ist ein einziges Spiel. Gegen ein kunstrasengewohntes Team. Zimmerleute hin, Elektriker her.