Ex-Thun-Spieler verrät
«Ich verdiente weniger als 1000 Franken»

Arme Fussballer. Es gibt sie auch in der Schweiz. Auch in der Super League. Das eindrückliche Beispiel von Thuns Adrien Rawyler.
Publiziert: 02.12.2016 um 11:15 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:55 Uhr
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Aus der Traum: Adrien Rawyler (l.) erhielt bei Thun einen Profi-Vertrag überdrei Jahre. Zweimal kam er für seinen Mini-Lohn zum Einsatz.
Foto: Keystone
Sandro Inguscio

Sie verzichten. Sie trainieren. Sie träumen. Vom spektakulären Leben als Fussballprofi. Vom Leben in Saus und Braus. Was aber, wenn der Profivertrag auf dem Tisch liegt und die angegebene Lohnsumme leer schlucken statt jauchzen lässt?

Dann sind Fussballer in der Realität angekommen. In der bitteren Realität so vieler professioneller Kicker. Weltweit. Auch in der Schweiz. Und das nicht nur in der Challenge League.

Die Geschichte von Adrien Rawyler (23) beweist: Arme Fussballer – es gibt sie auch in der Super League!

Im Januar 2014 wechselt der Mittelfeldspieler von Erstligist Grenchen zu Thun. Spielt dort erst in der U21. Nach einem halben Jahr im Nachwuchsteam überzeugt er im Sommer in den Trainings mit den Profis und erhält einen Dreijahresvertrag vorgelegt.

«Man denkt, man hat es nun geschafft, dass sich all die harte Arbeit endlich auszahlt und man jetzt vom Fussball ­leben kann», sagt Rawyler. Denkste!

Die stets klammen Thuner zahlten ihm laut eigenen Aussagen einen Fixlohn (inkl. Spesen) von unter 1000 Franken! Weniger, als er früher in der U21 von YB verdient hatte. Und: Siegprämien kommen kaum hinzu. Rawyler: «Der ­damalige Coach Urs Fischer setzte nicht auf die Jungen. Ich erhielt nur zwei Liga-Einsätze.»

Eltern müssen aushelfen

Damit er überleben kann, muss er bei den Eltern in Biel wohnen, die ihn zusätzlich finanziell unterstützen. Die einstündige Fahrt ins Training unternimmt er im alten Auto des Bruders. «Ich musste so dreimal pro Woche tanken und das Benzin mit meinem Lohn auch noch bezahlen.»

Als er bei Sportchef Gerber und Coach Fischer um eine leichte Lohnerhöhung bittet, gibts ein Nein. Und: «Ich war danach auf dem Abstellgleis, verlor so den Spass am Fussball.» Nach nur einem Jahr löst er den Vertrag auf.

Heute spielt er mit Freunden bei seinem in die 2. Liga zwangsrekrutierten Stammklub Biel. Arbeitet nebenbei bei seinem Vater und hat einen Onlineshop für Kleider eröffnet. Rawyler: «Wenn Junge glauben, es lohnt sich, die Schule abzubrechen, um Fussballer und so reich zu werden, dann täuschen sie sich gewaltig.»

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