«Wie in einem Albtraum»
1:01
Kay Voser blickt zurück:«Wie in einem Albtraum»

Ex-SRF-Experte Kay Voser spricht über seine Psychose
«Es gibt Tage, an denen ich nur überlebe»

Kay Voser litt rund ein Jahr lang an einer Psychose. Er stiess Menschen vor den Kopf, verlor viel Geld und musste in Untersuchungshaft. Heute geht es dem Ex-Fussballer wieder besser.
Publiziert: 00:40 Uhr
|
Aktualisiert: 10:18 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/6
Kay Voser zu Gast im Podcast «Spaghetti mit Ketchup und Chäs» mit Host Jonathan «Jontsch» Schächter.
Foto: Andreas Wyss, Mood AG

Darum gehts

  • Kay Voser spricht über seine schwierige Zeit
  • Er vergleicht seine Psychose mit einem Albtraum und spricht von Scham
  • Voser verlor während seiner Krankheit Hunderttausende von Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Florian_Raz_Fussball-Reporter_Ringier_1-Bearbeitet.jpg
Florian RazReporter Fussball

«Es gibt Tage, an denen ich nur überlebe. Und es gibt Tage, an denen ich wieder rausgehe.» Es ist ein berührender Auftritt von Kay Voser (38) im neuen Podcast «Spaghetti mit Ketchup und Chäs» mit Jonathan «Jontsch» Schächter (43).

Voser hat vor eineinhalb Jahren schon einmal viele Interviews gegeben und über seine paranoide Schizophrenie geredet. Das Problem war bloss: Der Ex-Fussballer steckte damals mitten in einer Psychose. Dass er sich überhaupt outete, war Teil seiner Krankheit. Was er in den Gesprächen erzählte, ebenso.

Heute geht es Voser wieder besser

Das ist heute anders. Voser hat einen schweren Weg hinter sich. Fast ein Jahr dauerte seine Psychose, während der er viele Menschen mit seinen Aussagen und seinen Auftritten vor allem auf sozialen Medien vor den Kopf stiess. Am Ende landete er deswegen gar für vier Monate im Untersuchungsgefängnis.

Kay Voser über seine Psychose
1:17
«War der schlimmste Moment»:Kay Voser über seine Psychose

Jetzt geht es Voser wieder besser. Er geht zwei- bis dreimal die Woche in Therapiestunden. Er nimmt zur Vorbeugung Medikamente. Und er kann inzwischen sehr klar über diese zwölf Monate reden, in denen er nicht er selbst war. Er vergleicht seinen damaligen Zustand mit dem in einem Albtraum: «Da hast du auch keinen Einfluss darauf, was du tust. Manchmal sagst du in einem Traum etwas und denkst beim Aufwachen: Zum Glück war das nur im Traum!»

Was tun, wenn es Dir nicht gut geht?

Lieber früher als spät handeln. Ist es akut, dann melde dich bitte unbedingt bei einer der gängigen Notfallnummern. Beispielsweise bei der 143 (Dargebotene Hand) und 147 (Pro Juventute). Es kann hilfreich und motivierend sein, auf professionelle Hilfe zurückzugreifen. Eine Alternative ist auch dureschnufe.ch.

Lieber früher als spät handeln. Ist es akut, dann melde dich bitte unbedingt bei einer der gängigen Notfallnummern. Beispielsweise bei der 143 (Dargebotene Hand) und 147 (Pro Juventute). Es kann hilfreich und motivierend sein, auf professionelle Hilfe zurückzugreifen. Eine Alternative ist auch dureschnufe.ch.

Aber als Voser in der Untersuchungshaft wieder klar sieht, muss er erkennen: Das war alles Realität. All die Worte, die er via Instagram in die Welt geschickt hatte: Sie waren gehört worden. «Wenn du aus der Psychose aufwachst – das ist der schlimmste Moment», sagt Voser. Er denkt: «Was habe ich bloss gemacht, was habe ich getan? Da war ein riesiges Schamgefühl.»

Eine der grössten Aufgaben, die sich ihm seither stellt: Er muss lernen, sich selbst zu verzeihen, weil er in seiner Psychose so viele andere verletzt hat. «Wenn mir ein anderer Mensch verzeiht, ist das schön», sagt er, «aber mir wird es auf die eine oder andere Weise mein Leben lang wehtun.»

Er hat Hunderttausende von Franken verloren

Voser hat es sich genau überlegt, ob er noch einmal öffentlich über seine Krankheit reden soll. Sein Outing unter dem Einfluss der Krankheit würde er zwar gern ungeschehen machen: «Aber jetzt ist es nun mal mein Weg.» Und er hofft, dass er irgendwann vielleicht anderen Betroffenen mit seiner Erfahrung helfen kann.

Er hat «mehrere hunderttausend Stutz» verloren
1:39
Kay Voser über Psychose:Er hat «mehrere hunderttausend Stutz» verloren

Vorerst aber muss er seinen Weg zurück ins Leben finden. Während seiner Krankheit hat er auch viel Geld verloren. «Hunderttausende von Franken» spendet er irgendwelchen Leuten, die ihn online anbetteln. Er steckt sie in seine nicht funktionierende Firma. Oder er bezahlt Influencer, die behaupten, sie würden ihm bei seinem grossen Kampf gegen die Stigmatisierung von psychisch kranken Menschen helfen.

Kay Voser könnte durchaus wütend sein. Aber er sagt: «Ich bin sehr dankbar für jeden Menschen, der mir Verständnis entgegenbringt. Ich bin sehr, sehr demütig geworden und auch dankbar für gewisse Dinge. Einige Sachen werden nicht mehr zurückkommen. Das muss ich einfach akzeptieren.»

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?