Zwölf der attraktivsten Klubs im Weltfussball wollen eine eigene «Super League» gründen. Alimentiert mit Milliarden. Geld, das sie zwingend brauchen. Die Kontostände erlauben keine Solidarität mit den kleineren Ligen und den kleineren Klubs.
Die Fans schreien Zeter und Mordio. Die Kommentatoren prangern diese raffgierige Schamlosigkeit an und überbieten sich in beleidigenden Superlativen. Moralapostel und Fussballromantiker haben Hochkonjunktur. Und eine neue Zielscheibe für ihren Groll.
Was ist denn eigentlich passiert? Nichts weiter als ein kleiner Schritt in einer langen Entwicklung. Die angedrohte Super League ist kein Tabubruch! Sondern nur die logische Fortsetzung in der Globalisierung und grenzenlosen Kommerzialisierung in diesem Milliardenbusiness.
Die empörten Reaktionen auf diesen angekündigten fussballerischen «Brexit» zeigen nur die Scheinheiligkeit des Geschäfts. Glaubhaft entsetzen können sich nur die Fans. Alle anderen müssen den Mund halten.
Vor allem die Spieler und ihre steinreich gewordenen Agenten, die mit ihren immer wahnwitzigeren Gehaltsforderungen die Klubs und ihre verzweifelten Führungsriegen in die Enge treiben.
Und dann auch der europäische Fussballverband Uefa und die Fifa, die in ihren Prunkbauten sitzen und sich eigene Königreiche geschaffen haben. Ist es nicht die Uefa, die den Namen Champions League schon vor Jahren ad absurdum geführt hat? Indem man lieber die Viertplatzierten einer grossen Liga anstelle der Titelgewinner einer kleineren Liga im Wettbewerb hat?
Wenn also ausgerechnet Exponenten der Uefa und der Fifa jetzt den Egoismus und die Raffgier dieses Super-League-Projekts anprangern, ist das grotesk. Denn Masslosigkeit und Grossmannssucht gehören in diesen beiden Läden zur DNA.
Endgültig lächerlich wird es, wenn die Verbände den Grossklubs Sanktionen androhen und Vereine und Spieler von ihren Wettbewerben ausschliessen wollen. Eine Champions League ohne Messi, Ronaldo und all die anderen Stars der Topklubs ist ein wertloser Rohrkrepierer. Eine WM ohne die besten Spieler der Welt ebenso. Dafür zahlt keine TV-Station Geld.
Die Super League (nicht die helvetische!) mag eine Schnapsidee sein. Aber die überstürzte und stümperhafte Lancierung dieses Projekts war eh nie ein überzeugtes und seriöses Unterfangen.
Es war ein einzig ein Säbelrasseln der Grossklubs. Um der Uefa zu zeigen, in welche Richtung es weiterhin gehen muss. Denn die Super League, diesen elitären Zirkel, gibt es ja schon. Sie heisst Champions League.
Und es wird der Tag kommen, an dem sich die 20 grössten Klubs exklusiv in einer geschlossenen Liga duellieren. Entweder wird das unter dem Dach der Uefa sein. Oder dann kommt es doch noch zur Revolte. Klar ist: Diejenigen, die die Millionensaläre bezahlen, sagen, wo es langgeht.
Man kann das bedauern. Aber die Globalisierung und Kommerzialisierung des Fussballs werden vorerst weiter voranschreiten. An die Vernunft zu appellieren, hilft in diesem egozentrischen Geschäft nicht. Ein Umdenken findet erst statt, wenn die Blase mal platzt.
Es sei denn, die Grossklubs kommen doch noch zur Vernunft. Und machen das, was sich in den USA bewährt. Eine Gehaltsobergrenze. Hoffnung kommt ausgerechnet aus England. Dort haben die Klubs der dritten und der vierten Liga diesen «Salary Cap» im letzten Herbst eingeführt.
Vielleicht können die Grossen doch von den Kleinen lernen.