Balazs Dzsudzsak? Mal ehrlich, den hatte vor der EM kaum einer auf der Rechnung. 29 Jahre alt, Mittelfeldspieler bei Bursaspor – und überragender Mann bei den Ungarn. Für seine beiden Weitschusstore beim 3:3 gegen Portugal gibts nur ein Wort: Sensationell! Oder Gergö Lovrencsics? Gergö wer? 27 Jahre lang fliegt der Flügelspieler unter dem Radar der Weltöffentlichkeit, im Achtelfinal gegen Belgien entpuppt sich der Lech-Posen-Söldner als steter Gefahrenherd. Laszlo Kleinheisler? «Man of the Match» gegen Österreich. Warum er in Bremen nur auf der Bank sitzt, begreift bei dieser EM niemand.
Zwar verabschieden sich die Ungarn mit einer 0:4-Klatsche aus dem Turnier, doch insgesamt hinterlässt die Elf von Coach Bernd Storck einen starken Eindruck.
Das macht uns Angst! In der Quali zur WM 2018 trifft die Schweiz in der Gruppe B auf den 20. der Fifa-Weltrangliste. Geht man davon aus, dass Favorit Portugal sich als Erster direkt für Russland qualifiziert, droht der Mannschaft von Vladimir Petkovic ein harter Kampf um den Barrage-Platz 2. Lettland, die Färöer und Andorra sind die grossen Aussenseiter.
«Wir müssen keine Angst haben», sagt Coach Bernd Storck nach dem EM-Out: «Ich bin sehr, sehr zuversichtlich für die WM-Qualifikation. Die Mannschaft hat Qualität, mit ihr kann man einiges erreichen.»
Grosse Euphorie
Seit 1986 warten die Ungarn auf eine WM-Teilnahme, nach der starken EM ist die Euphorie im Land so gross wie seit Jahren nicht mehr. Wer Österreich schlägt, gegen Portugal nicht verliert und die Gruppe gewinnt, der muss sich auch vor der Schweizer Nati nicht verstecken.
Hoffnung macht den Ungarn die Bilanz: Von 44 Spielen gegen die Schweizer Nati gewann man 30 und kassierte nur 9 Niederlagen. Aber: Den Grossteil der Niederlagen kassierte unsere Nati in jenen Jahren, als die damalige Fussball-Grossmacht Ungarn als praktisch unbesiegbar galt. Davon ist die heutige Nationalmannschaft – trotz starker EM – kilometerweit entfernt.