Wüste Szenen in Belgrad. Die serbischen und albanischen Kicker – Letztere mit den Super-League-Stars Taulant Xhaka (FCB), Burim Kukeli (FCZ), Amir Abrashi (GC) und Ermir Lenjani (St. Gallen) in der Startelf – geraten sich kurz vor der Pause beim Stand von 0:0 in die Haare.
Die Partie wird unterbrochen – und nicht mehr fortgesetzt. Spielabbruch!
Wie kommt es zu dieser Eskalation?
Aus Sicherheitsgründen sind keine Gäste-Fans zugelassen. Schon vor den beiden EM-Qualispielen hatten sich die beiden Fussball-Verbände darauf geeinigt, dass sowohl im Hinspiel in Belgrad als auch im Rückspiel in Albanien keine Gästefans im Stadion sein werden. Einige sind am Dienstag wohl dennoch in Belgrad, ausserhalb des Stadions.
In der 42. Minute fliegt eine Drohne in die Arena, daran befestigt ist eine Flagge, welche ein potenzielles Grossalbanien zeigt.
Olsi Rama, der Bruder des albanischen Regierungschefs Edi Rama, soll die Drohne vom VIP-Bereich aus per Fernbedienung gesteuert haben. Er wurde noch im Stadion festgenommen. Das berichtete der serbische Fernsehsender RTS unter Berufung auf die Polizei.
Der Serbe Stefan Mitrovic, Teamkollege von Mehmedi und Bürki beim SC Freiburg, reisst diese vom Himmel. Da sehen einige Albanien-Akteure Rot.
Die Spieler werden handgreiflich. Auch Funktionäre und Zuschauer sprinten auf den Rasen, mischen sich ein. Stühle fliegen durchs Getümmel. «Die genauen Umstände» würden nun der Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer der UEFA gemeldet, teilte die Europäische Fussball-Union noch am Dienstagabend auf ihrer Internetseite mit. Die Fussball-Welt ist erst einmal geschockt. (fiq)
Ein «Grossalbanien», wie es die Nationalisten gestern im Belgrader Stadion forderten, würde die Zusammenführung aller von Albanern bewohnten Gebiete bedeuten. Also Albanien selbst, dem Kosovo, Teilen von Serbien, Mazedonien, Montenegro und Griechenland.
Offen vertritt die junge kosovarische Protestpartei Vetëvendosje! diese Forderung, aber auch der ehemalige albanische Ministerpräsident Sali Berisha provozierte einen diplomatischen Konflikt, als er laut über solche Fantasien der Gründerväter Albaniens nachdachte. Der griechische Aussenminister blieb daraufhin der Feier zum hundertsten Geburtstag Albaniens 2012 fern.
Den Serben waren Grossmachtträume in den letzten Jahrhunderten selbst nicht fremd. Sie fühlen sich durch die Drohnen-Aktion extrem provoziert, weil sie noch immer an der Staatsgründung des Kosovo im Februar 2008 zu kauen haben, dessen Staatsgebiet dem ihrigen abgezwackt wurde. Auch dank den Schweizer Swisscoy-Truppen kann die Ruhe im Grenzgebiet der beiden Länder überhaupt aufrechterhalten werden. (rö)
Ein «Grossalbanien», wie es die Nationalisten gestern im Belgrader Stadion forderten, würde die Zusammenführung aller von Albanern bewohnten Gebiete bedeuten. Also Albanien selbst, dem Kosovo, Teilen von Serbien, Mazedonien, Montenegro und Griechenland.
Offen vertritt die junge kosovarische Protestpartei Vetëvendosje! diese Forderung, aber auch der ehemalige albanische Ministerpräsident Sali Berisha provozierte einen diplomatischen Konflikt, als er laut über solche Fantasien der Gründerväter Albaniens nachdachte. Der griechische Aussenminister blieb daraufhin der Feier zum hundertsten Geburtstag Albaniens 2012 fern.
Den Serben waren Grossmachtträume in den letzten Jahrhunderten selbst nicht fremd. Sie fühlen sich durch die Drohnen-Aktion extrem provoziert, weil sie noch immer an der Staatsgründung des Kosovo im Februar 2008 zu kauen haben, dessen Staatsgebiet dem ihrigen abgezwackt wurde. Auch dank den Schweizer Swisscoy-Truppen kann die Ruhe im Grenzgebiet der beiden Länder überhaupt aufrechterhalten werden. (rö)