Ein überlebensgrosses Fresko ziert eine weisse Mauer vis-à-vis der Kirche St. Mary im beschaulichen Quartier Whitchurch, fünf Kilometer vom Zentrum von Cardiff entfernt. Es zeigt einen gewissen Gareth Bale im Trikot des walisischen Nationalteams. Dort beginnt die Story des teuersten Spielers aller Zeiten, für den Real Madrid 2013 120 Millionen Franken an Tottenham überwies.
Der Whitchurch-Junge Bale hat das geschafft, woran die Ian Rushs, Ryan Giggs’ oder Mark Hughes’ dieser Welt scheiterten: Das Drei-Millionen-Land Wales an eine Endrunde zu bringen. Und dann noch in die Viertelfinals. Wie 1958, an der WM in Schweden, als die Waliser mit 0:1 an Brasilien scheiterten. Torschütze: Pelé!
Bale spielt bei Cardiff Civil Service, einem Quartierklub, als er mit neun von Scouts von Southampton entdeckt wird. Einer von ihnen erinnert sich: «Zwei Dinge sind mir aufgefallen: Der zarte Körperbau und der linke Fuss des Jungen. Ich nahm ihn, weil mir etwas an ihm gefiel. Wie bei einem Hündchen, das man auswählt, weil es irgendetwas hat, obwohl man weder genau weiss was, noch wie es sich entwickeln wird.»
Für die Eltern Franck und Debbie beginnt damit eine Fahrdienstzeit, die sieben Jahre andauern wird. Denn das Nachwuchscenter der Saints liegt in Bath, 100 Kilometer von Whitchurch entfernt. Dort bleibt Klein-Gareth bis 2005, bis er nach Southampton disloziert.
Sein damaliger Coach erinnert sich: «Das war ein anständiger, pflegeleichter, aber ungemein ambitionierter Junge mit einer riesigen inneren Kraft.» Nur: Der Körper zieht noch nicht mit. Gareth ist mit 14 erst 1.65 Meter gross. Mit 15 1.71. «Nach einer wissenschaftlichen Methode errechnete ich aber, dass er das zwischen 17 und 19 aufgeholt haben wird», sagt sein damaliger Trainer Nigel Quincey. Es entbrennen dennoch Debatten über die Tauglichkeit des Jungen für Profiligen.
Doch Bale packts. Auch wenn er regelmässig im «Medical Room» anzutreffen ist, wo er permanent über irgendwelche Boböchen klagt. Mit 17 Jahren und 275 Tagen gibt er sein Debüt in der ersten Mannschaft. Ende Saison wechselt er zu Tottenham – als linker Aussenverteidiger. Doch zu Beginn scheint er das Pech gepachtet zu haben. Auf den ersten Sieg im Dress der Spurs muss Bale 25 elend lange Spiele warten! Und nach einer Verletzung verliert er seinen Platz als Linksverteidiger an Benoit Assou-Ekotto. Es ist Gareths Glück. Fortan ist er linker Flügel. Den Rest der Story kennen wir.