Als erstes führt uns Urs Meier (58) an einen seiner Lieblingsorte in Marbella, den «Plaza de los Naranjos» mitten in der Altstadt. Kopfsteinpflaster und Orangenbäume. Das Regierungsgebäude auf der einen, Restaurant und Kaffees auf der anderen Seite.
Der ehemalige Spitzenschiedsrichter aus dem Aargau bestellt einen frischen Orangensaft in perfektem Spanisch. Seit sechs Jahren wohnt er hier, wo andere Schweizer Ferien machen. Und Meier schwärmt, als wäre sein Leben tatsächlich ein einziger Dauerurlaub.
Das Klima hat es ihm angetan. «Hier herrscht ein einzigartiges Klima. Im Winter ist Marbella wärmer als die umliegenden Orte, im Sommer kühler.» Vor allem aber die Leute. «Die Andalusier sind fröhliche und herzliche Menschen. Sie leben und lassen leben. Hier arbeitet man um zu leben und nicht umgekehrt. Das macht das Leben wahnsinnig angenehm und leicht.»
Dass er und seine Familie vor sechs Jahren hier gelandet sind, war eher Zufall. «Unser Traum war irgendwo in Spanien am Meer zu leben. Als die Möglichkeit da war, sind wir einfach losgefahren.»
Drei Tage sahen sich die Meiers damals in Barcelona um, zwei Tage in Valencia. Erst Marbella hat gepasst. Als Meier vom Hotelbalkon aus Gibraltar und Afrika sieht, sagt er: «Da will ich nicht mehr weg!»
Längst ist Marbella sein zuhause. Viele seiner Freunde sind Spanier. In die Schweiz und nach Deutschland reist er meist nur noch für Vorträge und Referate. «Ich bin Spanier-Schweizer geworden. Ob wir wieder mal in die Schweiz zurückkehren? Keine Ahnung, im Moment haben wir es nicht vor», sagt Meier und schlängelt sich durch die engen Gässchen in Richtung Strand.
Vom Strand aus will er uns «La Concha» zeigen. «Neben dem Matterhorn für mich der schönste Berg der Welt», sagt er. Man spürt, Meier hat sein Paradis gefunden. Nun verlässt er es für eine Woche. Meier fliegt ins Trainingslager der Schiedsrichter nach Gran Canaria. Der Schweizerische Fussballverband hat den ehemaligen Schiri-Chef angefragt, ob er bei der Professionalisierung helfen würde.
Meier, der auch bei dieser WM wieder als Experte für das ZDF im Einsatz sein wird, hat zugesagt. «Ich will helfen, damit die Schweizer Schiedsrichter künftig wieder zur Weltspitze gehören.»