Der Himmel weint, als bei der Kirche Bühl in Köbi Kuhns Heimat Zürich-Wiedikon nach 13 Uhr die ersten Trauergäste eintreffen. Die Abdankung ist nicht öffentlich.
Erst ist es ein Stelldichein der alten FCZ-Legenden: Fritz Künzli, Ernst Meyer, Kurt Grünig, Max Heer, Pius Fischbach, Ruedi Elsener, Masseur Hermann Burgermeister. Gefolgt von Longo Schönenberger und FCZ-Trainer Urs Meier. Dann Präsident Ancillo Canepa mit Gattin Heliane.
Der SFV, der letzte Arbeitgeber von Nati-Coach Köbi Kuhn (70), ist mit Präsident Peter Gilliéron vertreten. Michel Pont, bei Köbi Kuhn und Ottmar Hitzfeld Assistenztrainer, kommt mit Ex-Nati-Goalie Erich Burgener. Von GC ist Mäzen Heinz Spross unter den Trauergästen.
Und um 13.59 Uhr, als die Kirche schon fast gefüllt ist, tritt aus einem Nebenraum Fifa-Boss Sepp Blatter ins Kircheninnere, gefolgt von Pfarrerin Katharina Hoby. Wittwer Köbi mit seiner Tochter Viviane (42). In der Kirchenbank sitzend, umarmt sie ihren trauernden Vater zärtlich.
«Wir sind traurig, der Tod kommt immer zur Unzeit», sagt die Pfarrerin. Sie erzählt die Lebensgeschichte von Alice, die 49 Jahre mit Köbi verheiratet war. «Alice wollte den besten und attraktivsten, das warst du, Köbi! Alle hier Anwesenden mögen mir das verzeihen.»
Es kommt keine Widerrede aus dem Saal. Später sagt «Ernstli» Meyer zu BLICK: «Alice war ein hübsches Fraueli, nicht nur Köbi hätte sie gerne gehabt.» Fritz Künzli: «Alice war eine sehr nette, fröhliche und interessante Frau. Ich könnte nichts Negatives über sie sagen.»
Pfarrerin Hoby erzählt der Trauergemeinde, wie sich Alice und Köbi vor 50 Jahren in der Splendid-Bar im Zürcher Niederdorf kennengelernt haben. «Und dass sie drei Jahre älter war als du, hat sie für dich nur noch interessanter gemacht.»
Am 6. März 1965 heirateten der FCZ-Star und die Neffin von Ex-FCZ-Präsi Otto Seiler in der kleinen Kirche in Zürich-Witikon.
Auf die Hochzeitreise wollten sie nach Südafrika. Sie schoben die Reise immer wieder hinaus. Bis sie 2008 endlich Flugtickets kauften. Geplant war der Trip nach der Euro 08, Köbis letztem Arbeitstag. Alices Krankheit machte einen dicken Strich durch die Rechnung.
Pfarrerin Hoby: «Köbi, du hast deine Alice in den letzten sechs Jahren fast an der Grenze des Zumutbaren begleitet, mit Ruhe und Demut, die seinesgleichen sucht. Es waren sechs Jahre Kampf mit Höhen – und ganz vielen Tiefen.» Am 25. April verstarb Alice Kuhn mit 73.
Köbis Mutter wurde 103. Auf ihrer Todesanzeige stand: «Wenn die Sonne des Lebens untergeht, leuchten die Sterne der Erinnerung.» Pfarrerin Hoby: «Möge das so sein.»
Als sich Köbi und seine Freunde kurz nach 15 Uhr zum Imbiss aufmachen, lacht über der Kirche der Himmel. Sicher auch für Alice.