Darum gehts
- Die Kraft des Fussballs zeigt sich auch im Zürcher Oberland
- Das Grümpi Nänike feierte sein 49. Jubiläum mit Rekordbeteiligung
- FC Feuerball: fünf Spiele, fünf Niederlagen, ein Tor, letzter Platz
Die Kraft des Fussballs. Jahrzehntelang hat der damalige Fifa-Präsident Sepp Blatter (89) diese vier Worte mantraartig wiederholt. Doch in letzter Zeit hat die Kraft des Fussballs vor allem ihre hässliche Fratze zum Vorschein gebracht.
Eine aufgeblähte Klub-WM als reine Unterhaltungs- und Gelddruckmaschine. Ein Rekordsommer der Transfererlöse, der die unzähligen salbungsvollen Aussagen von 2020 («Dank Corona wird der Fussball nun demütig werden») endgültig ad absurdum geführt hat. Eine WM in Russland, eine WM in Katar und 2034 eine WM in Saudi-Arabien.
Doch Blatter hatte recht. Die Kraft des Fussballs, es gibt sie auch im Jahr 2025 noch. So zum Beispiel im Zürcher Oberland, am Grümpi Nänike. Dieses fand Ende August bereits zum 49. Mal statt. Gekickt wurde wie immer auf dem malträtierten Fussballplatz des Schulhauses Singvogel.
Viel Freude, viel Einsatz, viele Gegentore
Fragst du dich jetzt: Was faselt der Autor dieser Zeilen eigentlich vom Grümpi Nänike? Geschenkt, doch das Grümpi Nänike steht sinnbildlich (und stellvertretend wie viele andere Turniere) für die Kraft des Fussballs.
Es ist ein dreitägiges Fussballfest. Mit vielen ehrenamtlichen Helfern. Mit Kindern, die einfach nur spielen wollen. Und mit so vielen weiblichen Teams wie noch nie. Der Frauen-Heim-EM, sei Dank.
Einer der vielen Kicker war mein Sohn. Siebenjährig, Zweitklässler und vieles, aber – Stand heute – nicht der nächste Lionel Messi oder Cristiano Ronaldo. Irgendwann entschieden er und seine Freunde eigenhändig, am Grümpi Nänike teilzunehmen. Sie wählten einen Namen aus (FC Feuerball), und sie bedruckten liebevoll und von Hand Trikots.
Nach langen Wochen des Wartens war der grosse Tag endlich gekommen. Freitagabend, erstes Spiel. Schon nach wenigen Sekunden wird ersichtlich: Sie haben keinen Trainer, keine Taktik, keinen Plan. Aber ganz viel Freude, viel Einsatz, viel Spass – und es hagelt viele Gegentore.
Ein Jubel wie nach einem WM-Titel
Zweiter Tag. Irgendwann realisieren die Kids und ihre Eltern, dass bei der Gruppeneinteilung etwas gründlich schiefgelaufen sein muss, denn die Zweitklässler müssen auch gegen Jungs aus der sechsten Klasse antreten, die alle mindestens einen Kopf grösser sind.
Die Folge davon: Niederlage reiht sich an Niederlage. Auch nach vier Spielen kann der FC Feuerball noch keinen Torschuss verzeichnen. Man munkelt sogar, dass noch kein Spieler des Teams bis zu diesem Zeitpunkt die Mittellinie überquert hat. Egal, mein Sohn und seine Freunde sind sehr zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Grümpis.
Dritter und letzter Tag. Der FC Feuerball macht dort weiter, wo er am Vortag aufgehört hat. Die Jury entscheidet deshalb kurzerhand, dass beim Team mehr als fünf Feldspieler auflaufen dürfen. Eine Massnahme, die sofort Wirkung zeigt. Im zweitletzten Spiel gibts den ersten Torschuss und im letzten Spiel gar einen Ehrentreffer. Der Jubel? Gigantisch! Ein Goal – so schön wie ein gewonnener WM-Titel.
«Das tapferste Team des Grümpis»
Die Schlussbilanz des FC Feuerball am Sonntagabend: fünf Spiele, fünf Niederlagen, ein Tor, letzter Platz. Egal, denn jetzt steht mit der Siegerehrung der Höhepunkt an. Längst hat auch die Jury mitgekriegt, dass die Gruppeneinteilung des FC Feuerball suboptimal war. Deshalb gibt es für die Kids nebst einem kleinen Pokal auch noch einen Gutschein für einen Coupe und lobende Worte des Speakers: «Ihr seid das tapferste Team des Grümpis.»
Dass das Team alle Spiele klar verloren hat, ist in diesem Moment völlig zweitrangig. Ein Pokal, klein wie eine Jasskarte, aber gross in der Bedeutung. Ein Glacé-Gutschein und Lob von den Organisatoren. Was willst du mehr! Für meinen Sohn ist klar: Er wird auch beim 50. Grümpi Nänike wieder dabei sein.
Die Kraft des Fussballs, es gibt sie zum Glück noch immer.