Es ist eine Oberschenkel-Zerrung, die den Portugiesen am 15. Mai beim 2:0-Sieg gegen Lugano in der Pause zwingt, das Handtuch zu werfen. Seither hat er kein Teamtraining mehr mitgemacht. Auch gestern gabs für ihn bei der ersten Einheit im Stade Juan-Antonio Samaranch in Lausanne-Vidy nur Lauftraining.
Am Montag noch sagte Trainer Sébastien Fournier: «Es reicht kaum.» Heute ist die Ansage von Präsident Christian Constantin folgende: «Warten wir das Nachmittagstraining ab.» Bedeutet: Es besteht noch eine Chance.
Der Mann für die Ideen
Einzig die Basler sehen das aus der Ferne anders. Hinter vorgehaltener Hand hält man das Geplänkel um Carlitos für einen ausgewachsenen Bluff. Auch FCB-Trainer Urs Fischer denkt ähnlich: «Ich gehe davon aus, dass Carlitos auf dem Rasen sein wird. Von Beginn weg.»
CC hat ein Schmunzeln übrig für diese Attitüde: «Sehr gut, dass die Basler denken, wir bluffen.»
Fakt ist aber: Fehlt Carlitos, fehlt dem FC Sion die Kreativität. Auch wenn selbst der Portugiese in den letzten Spielen vor dem 2:0 gegen Lugano nicht mehr so effektiv war wie in der Vorrunde – er ist der Mann für die überraschenden Pässe. Für die Ideen. Für knackige Freistösse.
Carlitos selber schweigt
Nie hat man das besser gesehen als im Cupfinal zwischen Sion und Basel vor zwei Jahren. Carlitos war da der absolut überragende Mann auf dem Platz. Er bereitete die Treffer von Konaté und Fernandes vor und buchte das 3:0 höchstpersönlich. Auch beim Sieg mit Basel 2008, es war ein 4:1 gegen Bellinzona, hatte der Portugiese bei Derdiyoks 1:0 seine Füsse im Spiel.
Was sagt er über seinen Cup-Doppelsieg? Gar nichts! Carlitos hat beschlossen zu schweigen, solange es nicht klar ist, ob er spielen kann oder nicht. Dinge, die natürlich Basler Verschwörungstheorien schüren. Zumal beim gestrigen Training noch eine Drohne über dem Trainingsplatz für einen Wutausbruch von Sportchef Barthélémy Constantin führte. Doch das Corpus Delicti war weder zu Spionagezwecken im Einsatz, noch rotblau gestrichen. Es erwies sich als harmloses Spielzeug.
Apropos Spielzeug: In Nussschalen mussten die Mannen von Fournier am Dienstag auf dem Genfersee hart am Kurs bleiben. Jeder für sich. Am Mittwoch mussten sie nicht selber steuern und segeln, waren aber wieder auf dem See. Diesmal zu einem Schiffs-Frühstück.