Darum gehts
- Winsley Boteli erzielt umstrittenes Siegtor für Sion gegen Aarau
- VAR-Einsatz hätte mögliche Abseitsposition klären können
- Boteli brauchte nur 45 Sekunden für das entscheidende Tor
45 Sekunden braucht Winsley Boteli (19), um das Game-winning-Goal für den Favoriten zu erzielen. Benjamin Kololli, der zusammen mit dem Genfer in der 81. Minute kommt, hämmert einen Freistoss in die Mauer. Der Ball kommt zurück zu den Wallisern, von wo ihn Nias Hefti hoch in den Strafraum bringt und wieder scharfmacht. Und bei diesem stehen gleich vier Sittener Offside. Unter ihnen Boteli und Noé Sow.
Irgendeine irgendwie gezogene Linie am Ursprung grossen Ärgers
Derweil Botelis Position keine Rolle spielt, weil er da nicht an den Ball kommt, und mit dem Eingreifen eines Mitspielers eine neue Situation entsteht, ist das im Fall Sow anders. Der kommt per Kopf an den Ball und legt ihn für Boteli auf. Die Gladbach-Leihgabe büschelt ihn, Drehung um die eigene Achse – und drin ist das Ding.
Doch ist das wirklich Offside? Für Sportchef Elsad Zverotic und Trainer Brunello Iacopetta keine Frage. Sie sehen diese von irgendwem gezogene Linie, die den Verdacht nahelegt, dass Sow aus einer strafbaren Position startet. Mehr aber nicht. Das ist nicht die offizielle, kalibrierte Linie, sondern irgendeine. Kalibrierte Linien haben Handgelenk-mal-Pi-Linien schon oft zum Muster ohne Wert degradiert. Was aber viele nicht daran hindert, zum Mittel des Absolutismus in diesem Fall zu greifen, anstatt von einem starken Verdacht zu sprechen.
Iacopetta ist Befürworter des VAR
Trainer Iacopetta sagt es so: «Der Ärger ist da, klar. Das war die spielentscheidende Situation. Aber Fehler gehören zum Sport. Wir machen ja auch Fehler. Das muss man akzeptieren.» Ebenso wie über diese VAR-lose Situation ärgern sich viele oft über die Situation mit VAR. Oft zu Recht, wenn damit Fifty-fifty-Entscheide umgestossen werden, womit die Idee des Video-Assistenten ad absurdum geführt wird. Nicht aber, wenn es um Offside-Situationen geht. Das ist dann, wenn es einzig um die Positionierung geht, schwarz-weiss.
«Ich bin ein Befürworter des VAR, wenn man ihn richtig einsetzt», sagt denn auch Iacopetta. «In diesem Spiel hätte er nicht geschadet.»
Tor ist Tor – ohne VAR ...
Aarau-Verteidiger Marco Thaler sagt achselzuckend: «Die Schiedsrichter sind mindestens Super-League-tauglich. Sandro Schärer ist einer der besten mit seinem Team. Aber auch ihm kann mal ein Fehler passieren. Wir haben ja schon vor dem Spiel gewusst, dass es keinen VAR hat. Und wir können es ohnehin nicht ändern.»
Ganz erstaunt zeigt sich im Blick-Interview der Torschütze auf die Frage, ob seinem Tor ein Offside voranging. «Was? Meines? Kann sein. Aber Tor ist Tor.» Tja, wie das halt so ist ohne VAR. Tor ist Tor.

