Wir schreiben den 15. April 2015, Stockhorn-Arena Thun. 3:0 stehts für die Berner Oberländer im Duell mit dem FC St. Gallen. An der Seitenlinie macht sich ein unbekanntes Gesicht bereit, Daniel Lässer, Ostschweizer Nachwuchshoffnung, gebürtiger Rheintaler, seit der U14 im Verein, in der Offensive zu Hause. Vier Minuten nach seine Einwechslung trifft Lässer, er ist bis heute jener Super-League-Spieler, der am wenigsten Einsatzminuten vor einem Treffer brauchte. Zwölf sinds am Ende, wohl ein Rekord für die Ewigkeit.
Unter die Schulterklopfmaschine steht Lässer deswegen aber nicht. Im Gegenteil. «Ich habe ja nicht viel geleistet, bin damals einfach an der richtigen Stelle gestanden und habe den Ball über die Linie gedrückt.» Dass seine ersten Super-League-Minuten auch seine letzten sein werden, ahnt Lässer damals nicht, Verletzungen bremsen das Nachwuchsjuwel aus, seine Krankenakte liest sich wie ein Horror-Roman. «Ich fiel immer und immer wieder aus, musste mein Sprunggelenk operieren, zweimal das Knie, Meniskusschaden, Ermüdungsbruch im Fuss.» Ab August 2015, drei Monate nach dem Super-League-Debüt, fällt Lässer aus. Pausiert insgesamt fast ein Jahr.
Einstieg ins Familienunternehmen
Dann hat er genug von den Strapazen, die das Profi-Leben mit sich bringt, wechselt von der Super League direkt zum FC Widnau in die zweite Liga interregional. Eine Befreiung? Traurig sei er jedenfalls nicht gross gewesen, so Lässer. Er habe sich nie gross unter Druck setzen lassen, es wurde nicht alles auf die Karte Profifussball gesetzt. «Wir haben ein Familienunternehmen und ich wusste schon früh, dass ich dort einsteigen werde. Hätte das mit der Fussballerkarriere geklappt, wäre ich erst später dazugestossen», so der 26-Jährige.
Jetzt sei er megaglücklich, habe sein BWL-Studium abgeschlossen und sei auf dem Weg zum Master. Dann wolle er bei der Lässer AG, einer Firma mit rund 200 Mitarbeitern, die Stickmaschinen für die Textilbranche herstellt, einsteigen.
Nebenbei spielt er mit seinen Kumpels beim FC Widnau und will am Sonntag den Rekordmeister aus dem Cup werfen. «Ich tippe auf 2:1 für uns», sagt Lässer mit einem Schmunzeln. Er weiss: Im Fussball ist alles möglich. Auch ein Super-League-Rekord für die Ewigkeit.