Es war der grosse Traum seiner Schiedsrichter-Karriere. Patrick Graf wollte seit seinem Wechsel mit 25 Jahren vom Fussballer zum Referee einmal den Schweizer Cupfinal leiten. Mit 41 Jahren wird der Traum wahr. Am Ostermontag pfeift Graf FC Zürich – FC Basel, den 89. Cupfinal.
Aber in der 99. Minute wird aus dem Traum ein Albtraum. Graf sieht im Duell zwischen Giovanni Sio und Jorge Texeira eine Schwalbe des Baslers, zweite Verwarnung, Platzverweis! Danach schiesst Mario Gavranovic zwei Tore und den FCZ gegen neun Basler ins Glück.
Graf zeigt Grösse. Frisch geduscht stellt er sich vor der SRF-Kamera der Frage nach der umstrittenen Szene. «Für mich war es auf dem Platz ein Indiz, dass Sio schon im Fallen den Augenkontakt zu mir suchte. Auf dem Platz war ich mir sicher und wollte mutig die Entscheidung durchziehen. Ich wusste, es ist halt ein Platzverweis. Nach dem Studium der Bilder weiss ich, dass Weiterspielenlassen die absolut richtige Entscheidung gewesen wäre. Ich stehe dazu, wenn ich etwas falsch mache. Das ist überhaupt kein Problem.»
So viel Ehrlichkeit ist in der Schiri-Gilde nicht alltäglich. Woher stammt so viel Grösse? Aus dem Emmental. Seit einigen Jahren wohnt Graf mit seiner Familie in diesem beschaulichen Teil des Kantons Bern.
Profi-Schiris gibt es in der Schweiz nicht. Graf arbeitet neben seinem zeitintensiven Hobby als Geschäftstellenleiter bei der Valiant Bank in Burgdorf BE. Der Ref spricht Deutsch, Italienisch, Französisch, Spanisch und Englisch. Seine Schiri-Karriere begann 1998, seit 2006 oder rund 150 Spielen pfeift er in der Super League.
In dieser Saison war der Berner im Cup drei Mal im Einsatz: Sursee – Sion (1. Runde), Basel – Le Mont (Viertelfinal) und FCZ – FCB (Final). Im Cupfinal wurde Graf von Sandro Pozzi und Walter Brosi assistiert. (md)