Am Dienstagnachmittag haben die BVB-Profis nur eines im Kopf: Fussball. Königsklasse. Den Viertelfinal-Hit gegen Monaco.
Dann das Attentat auf den Mannschaftsbus. Auf einen Schlag gehts plötzlich um Leben und Tod. Keine 24 Stunden später steht aber schon wieder der «Champions-League-Traum» der Dortmund-Profis auf dem Spiel, wie es Trainer Tuchel formuliert. Er schliesst: «Wir fühlen uns übergangen.»
Der Coach fasst zusammen: «Wir haben das als sehr ohnmächtig empfunden. Wir stehen noch am Bus, Bartra wird weggefahren. Und du wirst informiert, dass jemand in der Schweiz entschieden hat, dass wir spielen müssen. Das ist nicht sehr fair.»
Tuchel nimmt die Uefa ins Visier, die am Genfersee in Nyon VD beheimatet ist. Der 43-Jährige bemängelt, dass der europäische Fussballverband in seiner Entscheidungsfindung, das Spiel schon am Folgetag anzusetzen, den Klub, die Mannschaft nicht genügend miteinbezogen habe. «Es gibt Spieler, die das lockerer wegstecken. Und welche, die das sehr mitgenommen hat, nachdenklich sind. Viele Familienväter haben sich Sorgen gemacht.»
Starke Worte, die Tuchel am Mittwochabend wählt. Aber wie viel Handlungsspielraum hatte die Uefa überhaupt? Der Fussball-Kalender ist mit Terminen vollgepackt. Am Wochenende ist Bundesliga, schon nächste Woche steigen in der Königsklasse die Viertelfinal-Rückspiele. Es geht auch um Geld. Um viel Geld.
Die Uefa selber stellt in der «Rheinischen Post» klar: «Die Entscheidung, das Spiel am Mittwoch um 18.45 Uhr nachzuholen, wurde nach einer Sitzung im Stadion des BVB in Dortmund am Dienstagabend unter Beteiligung von Uefa, Vertretern beider Klubs und den Behörden vor Ort getroffen.»
Tuchel stellte es seinen Profis schliesslich frei, am Mittwoch zu spielen oder nicht. Der BVB tritt an, kämpft – und verliert 2:3. Die Ausgangslage fürs Rückspiel könnte besser sein. Für die Spieler war es nicht einfach.
Goalie Bürki: «Man hat uns keinen Gefallen getan, dieses Spiel anzusetzen, nicht mal 24 Stunden nach einem Anschlag. Ich hatte nicht eine Stunde Schlaf in der Nacht, das ist nicht die optimale Vorbereitung auf solch ein Spiel.»
Abwehrchef Sokratis: «Wir sind keine Tiere, wir sind Menschen mit Familien und Kindern. Wir sind froh, dass wir noch leben. Es gab in meinem Kopf keinen Raum für dieses Spiel.» (rab)