In Argentinien nennen sie ihn wahlweise «El Cholo» (Indianer), wegen seiner hohen Wangenknochen und seiner breiten Nase, oder «Krieger». Diego Pablo Simeone (45) hat 106 Mal seine Knochen für Argentiniens Nationalmannschaft hingehalten.
«Mit dem Messer zwischen den Zähnen» sei er auf den Platz gegangen, erzählt Simeone gerne. Über Pep Guardiolas Ballbesitz-Fussball sagt Simeone: «Wozu brauche ich dauernd den Ball? Im Fussball gehts nur um eines: ums Gewinnen.»
Mit dieser Mentalität hat der argentinische Coach Atletico Madrid an die europäische Spitze geführt. Zum zweiten Mal nach 2014 steht er vor dem Einzug in den Champions-League-Final.
Mit allen Mitteln zum Sieg
Und wenn der Ball nicht so rollt, wie es sich Simeone wünscht, dann hilft er eben nach. So wie am Wochenende, als sein Team gegen Malaga in einen Konter lief. Urplötzlich flog ein zweiter Ball aufs Feld. Der Schiedsrichter musste die Partie unterbrechen. Es ist zu vermuten, dass Simeone einen Helfer angewiesen hat, den zweiten Ball aufs Feld zu werfen. Die TV-Bilder geben keinen Aufschluss. Simeone musste trotzdem auf die Tribüne. Von dort feuerte er sein Team an wie ein wilder Ultra-Fan.
Dem Sieg ordnet er alles unter: «Es ist wie bei einem Autorennen. Wenn dein Wagen langsamer ist als der deines Gegners, dann musst du ihm halt in die Reifen stechen.»
Mit Atletico hat Simeone mehr erreicht, als die Fans jemals zu träumen wagten. Vor zwei Jahren gewann er den Meistertitel, 2013 wurde er Cupsieger. Es gibt kaum einen Verein, der sich so sehr über seinen Trainer definiert, wie Atletico.
Der Atletico-Trainer privat
«Es gab für mich nur Fussball», sagt Simeone. «Mit meinen Spielzeugsoldaten habe ich nicht Krieg, sondern Fussball gespielt.»
Mit 19 erhielt der argentinische Jungprofi ein Angebot von Pisa. «Innerhalb von 40 Minuten sagte ich zu.»
Schon als Kind stand er am liebsten im Mittelpunkt. Er leitete das Schulorchester. «Nicht, weil ich besonders musikalisch, sondern weil ich ein Leader war.»
Doch Diego Simeone kann auch ganz anders. Er ist nicht nur Krieger, sondern auch Frauenheld. Mit dem argentinischen Model Carolina Baldini hat er drei Söhne aus erster Ehe. Seit zwei Jahren ist er mit Carla Pereyra (27) zusammen. Auch sie ist ein argentinisches TV-Sternchen.
Nur eines ist Simeone noch wichtiger als Fussball: «Beim Abendessen setze ich mich vor den Computer und skype mit meinen Eltern und meinen Söhnen.»
Am Mittwochabend wird er kaum dazukommen. Dann steht er an der Linie und will sein Atletico gegen Bayern in den Final peitschen.