Raphael Spiegels bisherige Karriere gleicht einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Von einem historischen WM-Titel mit der U17-Nati bis zu Momenten, wo er beinahe aufgegeben hätte, kennt der Solothurner das ganze Spektrum. Mit Enttäuschungen umzugehen, lernt Spiegel während seiner fünf Jahren in England bei West Ham United.
Als 19-Jähriger wechselt der Hüne von GC in die Premier League, nachdem er es nicht in die erste Mannschaft des Rekordmeisters geschafft hat. «Ich war damals einfach noch nicht bereit dazu», erzählt Spiegel rückblickend. Der Wechsel nach London – keine schlechte Alternative. «Ich erinnere mich noch genau an den Tag der Zusage von West Ham. Es war einfach ein geiles Gefühl», sagt Spiegel mit strahlenden Augen.
Nur auf der Ersatzbank
Sportlich gesehen gestaltet sich der Start bei West Ham nicht gerade einfach. Das horrende Tempo und die präzisen Schüsse bereiteten ihm grosse Mühe. «In der Anfangsphase habe ich nicht so viele Bälle gefangen», gesteht der 27-Jährige. Doch er passt sich schnell an das englische Niveau an und versucht von den erfahrenen Profis zu lernen.
Schon bald wird er zur Nummer Zwei. Es soll jedoch der grösste Erfolg während seiner Zeit bei den «Hammers» bleiben. Spiegel: «Da denkst du schon: ‹Jetzt bin ich auf der Bank. Wenn etwas passiert, dann bin ich drin.›» Diese Chance habe er immer vor Augen gehabt, nur ist es leider nie so weit gekommen. Spielpraxis holt sich Spiegel stattdessen im U21-Team.
Das ewige Hoffen zehrt an seinen Nerven, den Willen verliert der gebürtige Langendorfer trotz allem nicht. Er glaubt stets daran, dass sich sein Einsatz irgendwann auszahlen wird.
In Portugal auf dem Abstellgleis
Doch vorerst muss sich der heute 27-Jährige weiterhin in Geduld üben. Bei seiner nächsten Station, dem portugiesischen Klub Boavista Porto, ergeht es ihm noch schlechter als bei West Ham. «Dort war ich fast ein Dreivierteljahr wie auf dem Abstellgleis», sagt er. Spiegel spricht gar von der schwierigsten Zeit in seiner Karriere.
Der Klub hat ihm damals den Posten des ersten Goalies versprochen. Volltreffer! Endlich ein Klub, bei dem er auch wirklich spielen kann, dachte sich der Schlussmann. Doch es kommt anders. Bevor sich der U17-Weltmeister beweisen kann, verpflichtet der Klub einen weiteren Keeper. Und als kurze Zeit später auch noch der Trainer entlassen wird, steht Spiegel nicht einmal mehr im Aufgebot.
Frau Erika als grosse Stütze
Heute sieht er diese Zeit in Portugal als mentalen Test, den er bestanden hat und meint dazu: «Ich hatte dort dieselbe Einstellung wie jetzt mit der Corona-Krise. Ich wusste, dass es irgendwie weitergehen wird und ich für diesen Moment stets bereits sein werde.»
Eine grosse Unterstützung in seinem Leben ist dabei auch seine Frau Erika. Er hat die gebürtige Kalifornierin während den USA-Ferien mit seinen Jungs in einem Restaurant kennenlernt. «Nach den Ferien ist sie zu mir nach London gekommen», erzählt Spiegel und fügt schmunzelnd an: «Und bis heute geblieben.» Geheiratet wurde vor drei Jahren ebenfalls in der englischen Hauptstadt.
Goalie-Training darf nicht zu kurz kommen
Obwohl wegen Corona auch auf der Schützenwiese der Betrieb lahmgelegt ist, trifft man Spiegel, wenn er nicht gerade für ältere Menschen einkauft, fast täglich auf dem Rasen an. Er will das Beste aus dieser Zwangspause machen und nutzt sie als Chance, um weiter an seinem Goalie-Spiel zu feilen. Er wäre nicht Raphael Spiegel, wenn er nicht auch in dieser Situation hohe Ansprüche an sich selber hätte. Denn nach Winterthur, wo er seinen Vertrag gerade erst um weitere zwei Jahre verlängert hat, soll es ein Treppchen höher gehen. «Mein Ziel ist die Super League», gibt er zu. Ein Spiel in einer ersten Liga fehlt ihm noch. Trotzdem betont der Keeper immer wieder, wie dankbar er dem seinem jetzigen Verein für das Sprungbrett sei.
Obwohl Spiegel den Sprung nach ganz oben noch nicht geschafft hat, kann er mit einem Geniestreich prahlen, der nur den wenigsten Torhütern gelingt: Sein Goalie-Goal anfangs Februar gegen Chiasso. In seiner gefassten Art sagt er dazu: «Es war schon einzigartig und speziell, aber ich halte schon lieber Bälle.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Thun | 18 | 13 | 33 | |
2 | FC Etoile Carouge | 18 | 5 | 30 | |
3 | FC Aarau | 18 | 8 | 29 | |
4 | FC Vaduz | 18 | 0 | 28 | |
5 | FC Wil | 18 | 5 | 25 | |
6 | Neuchatel Xamax FCS | 18 | -6 | 25 | |
7 | AC Bellinzona | 18 | -6 | 21 | |
8 | FC Stade Nyonnais | 18 | -16 | 18 | |
9 | FC Stade-Lausanne-Ouchy | 17 | 4 | 17 | |
10 | FC Schaffhausen | 17 | -7 | 16 |