Die Challenge League ist die verrückteste Liga der Schweiz. Gross-Klubs mit schillernder Geschichte wie Servette oder Lausanne und Mini-Vereine wie Rapperswil-Jona und Kriens sind in einer Zehner-Liga vereint.
Doch die Challenge League ist seit Jahren auch das grosse Problem des Schweizer Fussballs. Vor allem des Profi-Fussballs. Eigentlich sollte die Liga die zweite Hälfte von 20 Schweizer Profi-Klubs vereinen. Aber die Reduktion von 16 auf 10 Vertreter vor sechs Jahren brachte keine Linderung.
Fast jedes Jahr kollabiert ein Klub oder zieht sich freiwillig zurück. Vor der laufenden Saison stieg zuletzt nur Locarno 2014 sportlich ab. Bellinzona (2013), Servette (2015) und Biel (2016) standen jeweils als Pleite-Klubs vorzeitig als Zwangs-absteiger fest. Le Mont und Wohlen zogen sich freiwillig in den Amateurfussball zurück. Die Challenge League war für sie ein perspektivloses Fass ohne Boden geworden. Wohlen-Präsident Lucien Tschachtli damals: «Das ist nicht mehr unsere Welt. Wir haben alles probiert und ausgereizt.»
Kein Wunder beim verlangten Spagat, der immer grösser wurde. Erforderlich sind professionelle Strukturen, doch grosse Einnahmequellen existieren nicht. Mit einer durchschnittlichen Zuschauerzahl von 1850 Fans ist das Liga-Interesse mager. Ohne einen Mäzen wie Industrie-Gigant Ineos bei Lausanne gehts im defizitären Challenge-League-Geschäft nur ums Überleben.
Das Millionärs-Klischee ist hier ganz weit weg
Aufsteiger Kriens etwa spielt mit einem Budget von unter 2 Millionen Franken und Amateurspielern um den Klassenerhalt. Dasselbe bei Rapperswil-Jona. Sportchef Stefan Flühmann: «Unser Budget ist begrenzt. Bei diesen Löhnen können wir es unseren Spielern nicht verbieten, nebenher noch zu arbeiten.» Deshalb trainieren Kriens und Rappi meistens abends.
Eine Statistik der Spielergewerkschaft FIFPro zeigte vor zwei Jahren, dass 14,7 Prozent der Schweizer Profifussballer mit einem Lohn zwischen 2000 und 4000 Franken auskommen müssen. Die meisten dieser Gehaltsstufe kicken in der Challenge League. Das Millionärs-Klischee ist hier ganz, ganz weit weg.
Vor allem junge Spieler sind trotz Mini-Lohn aber Profis. Rappi-Flühmann: «Das geht aber nur, wenn er noch bei den Eltern wohnt und keine eigene Familie hat.» Als Investition in eine Karriere nehmen viele Talente solche Verträge hin. Doch was, wenn der Sprung in die Super League oder ins Ausland doch nicht klappt? Dann folgen die frühen Rücktritte wie bei Winterthur-Captain Patrik Schuler mit 27 Jahren oder beim langjährigen Schaffhausen-Spieler Raphael Mollet mit 28 Jahren. Alle aktuellen Challenge-Spieler, die 30 Jahre oder älter sind, stehen bei Lausanne, Servette, Aarau und Vaduz unter Vertrag, wo höhere Löhne bezahlt werden.
Oder sie hatten jahrelang in höheren Ligen gut verdient wie Winterthurs Davide Callà oder Rapperswils Stéphane Nater.
Aber auch sie müssen viel Idealismus mitbringen. Wie die jungen Spieler mit den Mini-Löhnen und alle Klub-Bosse der Challenge League.
In der Challenge League hiess es zuletzt mehrfach bei Spielern: Lieber arbeiten statt Profifussball. Sind Sie alarmiert?
Claudius Schäfer: Man muss die Fälle einzeln anschauen. Grundsätzlich sind die Ansprüche seit der Einführung der Zehnerliga gestiegen. Ein Spieler muss viel investieren, um Challenge League zu spielen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich ab einem gewissen Alter überlegt, ob sich der Aufwand noch lohnt, wenn man in der Karriere nicht mehr weitergekommen ist. Auch Verletzungen können eine Rolle spielen.
Ist die Liga ungeeignet für ältere Spieler?
Es ist nicht so, dass es keine älteren Spieler gibt. Teilweise arbeiten diese sogar noch neben dem Fussball. Das Wichtigste: Es muss Spass machen. Aber es ist verständlich, dass sich ein Spieler neu orientiert, wenn der Sprung in die Super League unrealistisch geworden ist.
Macht es Sinn, Profifussball zu fördern, wenn teilweise die Löhne kaum zum Leben reichen?
Junge Spieler kommen im Normalfall gut damit aus und es betrifft den Anfang einer Karriere. Viele Spieler schaffen es später in die Super League oder ins Ausland. Zum Beispiel ist Manuel Akanji diesen Weg gegangen.
Eigentlich müssten Sie den Abtretenden applaudieren. Denn diese machen Platz für neue Talente!
Die Challenge League ist zwar eine Ausbildungsliga, aber es braucht auch die älteren Spieler. Es ist zu einfach gesagt, dass durch die Rücktritte Plätze für junge Spieler frei werden. Denn für die Ausbildung brauchen die Jungen Vorbilder und Leaderfiguren im Team.
Das Positive an dieser Challenge-League-Saison: Es wird im Gegensatz zu vielen Jahren zuvor mit allen zehn Klubs zu Ende gespielt.
Diese Saison macht sehr viel Spass. Zum einen, weil mit zehn Klubs gespielt werden kann. Zum anderen, weil mit der Einführung der Barrage Pfeffer reinkam. Der Kampf um den zweiten Platz ist spannend, genauso wie der enge Abstiegskampf.
Aber trotzdem müssen die meisten Klubs den Gürtel eng schnallen.
Die Challenge League ist eine Liga mit wenig gesicherten Einkünften. Die Aufrechterhaltung des Betriebs ist eine grosse Herausforderung. Das ist uns bewusst. Die Wiedereinführung der Barrage brachte mehr Spannung. Das hilft den Klubs, mehr Eintritte zu verkaufen.
In der Challenge League hiess es zuletzt mehrfach bei Spielern: Lieber arbeiten statt Profifussball. Sind Sie alarmiert?
Claudius Schäfer: Man muss die Fälle einzeln anschauen. Grundsätzlich sind die Ansprüche seit der Einführung der Zehnerliga gestiegen. Ein Spieler muss viel investieren, um Challenge League zu spielen. Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich ab einem gewissen Alter überlegt, ob sich der Aufwand noch lohnt, wenn man in der Karriere nicht mehr weitergekommen ist. Auch Verletzungen können eine Rolle spielen.
Ist die Liga ungeeignet für ältere Spieler?
Es ist nicht so, dass es keine älteren Spieler gibt. Teilweise arbeiten diese sogar noch neben dem Fussball. Das Wichtigste: Es muss Spass machen. Aber es ist verständlich, dass sich ein Spieler neu orientiert, wenn der Sprung in die Super League unrealistisch geworden ist.
Macht es Sinn, Profifussball zu fördern, wenn teilweise die Löhne kaum zum Leben reichen?
Junge Spieler kommen im Normalfall gut damit aus und es betrifft den Anfang einer Karriere. Viele Spieler schaffen es später in die Super League oder ins Ausland. Zum Beispiel ist Manuel Akanji diesen Weg gegangen.
Eigentlich müssten Sie den Abtretenden applaudieren. Denn diese machen Platz für neue Talente!
Die Challenge League ist zwar eine Ausbildungsliga, aber es braucht auch die älteren Spieler. Es ist zu einfach gesagt, dass durch die Rücktritte Plätze für junge Spieler frei werden. Denn für die Ausbildung brauchen die Jungen Vorbilder und Leaderfiguren im Team.
Das Positive an dieser Challenge-League-Saison: Es wird im Gegensatz zu vielen Jahren zuvor mit allen zehn Klubs zu Ende gespielt.
Diese Saison macht sehr viel Spass. Zum einen, weil mit zehn Klubs gespielt werden kann. Zum anderen, weil mit der Einführung der Barrage Pfeffer reinkam. Der Kampf um den zweiten Platz ist spannend, genauso wie der enge Abstiegskampf.
Aber trotzdem müssen die meisten Klubs den Gürtel eng schnallen.
Die Challenge League ist eine Liga mit wenig gesicherten Einkünften. Die Aufrechterhaltung des Betriebs ist eine grosse Herausforderung. Das ist uns bewusst. Die Wiedereinführung der Barrage brachte mehr Spannung. Das hilft den Klubs, mehr Eintritte zu verkaufen.