Entspannt liegt Kevin Pezzoni auf dem Sofa. Seine bildhübsche Frau Justin-Julia im Arm. Mops Banjo auf dem Schoss. Familienidylle mitten im Aargau. In Villmergen hat sich das frischvermählte Ehepaar aus Deutschland niedergelassen. Nur Minuten von Wohlen entfernt. Dem neuen Arbeitsplatz des 1,93-Meter-Kraftpakets. «Ich fühle mich wohl hier in der Schweiz. Ich geniesse die Ruhe und kann mich endlich wieder auf den Fussball konzentrieren», sagt der 25-Jährige zu BLICK.
Doch warum landet einer wie Pezzoni in Wohlen? Einer, der als 23-Jähriger 80 Bundesliga-Spiele absolviert hatte. Einer, der in Deutschlands Nachwuchs-Nati Captain war, Mitspielern wie Thomas Müller oder Toni Kroos sagte, wo’s langgeht. Die Geschichte eines Supertalents, das zum Mobbing-Opfer idiotischer Fans wurde! Der Horror beginnt 2012. Pezzoni steht mit Köln vor dem Abstieg. Die Fans machen ihn zum Sündenbock. Bepöbeln, jagen, attackieren ihn! An der Fasnacht bricht ihm ein Unbekannter die Nase. Auf Facebook droht man, ihm die Beine zu brechen. Vermummte tauchen vor seiner Wohnung auf. Poltern an die Tür. Pezzoni ist mit seiner Partnerin drinnen. Hilflos.
«Die schrien, ich soll runterkommen, damit sie mich fertig machen können», erinnert sich Pezzoni. «Meine Frau konnte nicht mehr auf die Strasse, weil sie bepöbelt wurde.» Personenschutz wird ihm angeboten. Die Polizei steht im Training mit einem Grossaufgebot bereit. «200 Fans waren gekommen, um mich aufzumischen», sagt Pezzoni. Der Defensiv-Allrounder kann nicht mehr.
Nach dem Abstieg löst er im September 2012 seinen Vertrag auf. «Mit Beleidigungen kann ich mittlerweile umgehen, aber wenn meine Familie angespuckt und bedroht wird, gehts zu weit», sagt Pezzoni. Der Modellathlet geht zu Aue in die 2. Bundesliga. Nach einer Saison stellt ihn der neue Trainer nach einer Meinungsverschiedenheit kalt. Wieder ist er der Sündenbock. Wieder gehts abwärts. Letzten Winter wechselt er nach Saarbrücken. 3. Liga. Der tiefe Fall perfekt.
«Ich wollte nicht mehr rumgurken. Ich wollte nur noch weg aus Deutschland!» Er sieht sich in der Schweiz um, wo seine Tante lebt. «Es konnte nicht sein, dass ich der Leidtragende unter den Vorfällen war. Transfers platzten, weil man glaubte, dass ich nicht mehr klar im Kopf bin. Alle hatten Vorurteile. Aber ich bin klar in der Birne! Früher war ich zu labil, heute bin ich aus den Vorfällen gereift!» Das beweist er in Wohlen. Servette, Schaffhausen hatten Interesse an ihm. Sforza überzeugte ihn. Nach fünf Spielen steht der Fast-Absteiger letzter Saison an der Spitze. Mit Pezzoni als Chef auf dem Platz. «Endlich spüre ich wieder Vertrauen», sagt der Deutsche. «Wir wollen die Liga aufmischen! Ich will wieder nach oben.» Obs mit Wohlen klappt?
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Thun | 34 | 32 | 69 | |
2 | FC Aarau | 34 | 16 | 57 | |
3 | FC Etoile Carouge | 34 | 14 | 54 | |
4 | FC Wil | 34 | 6 | 50 | |
5 | FC Vaduz | 34 | 0 | 48 | |
6 | FC Stade-Lausanne-Ouchy | 34 | 7 | 47 | |
7 | Neuchatel Xamax FCS | 34 | -9 | 38 | |
8 | AC Bellinzona | 34 | -17 | 38 | |
9 | FC Stade Nyonnais | 34 | -23 | 35 | |
10 | FC Schaffhausen | 34 | -26 | 25 |