Es fällt Davide Callà (28) nicht leicht, über das brisante Thema zu reden, das SonntagsBlick letzte Woche aufgedeckt hat («Arbeitslosenkasse finanziert Challenge League»). Lieber spricht er über Tore, Assists und die geglückte Vorrunde. Mit neun Toren und sieben Vorlagen ist er der Topskorer der Challenge League, mit dem FC Aarau steht der Flügelspieler auf dem Aufstiegsplatz.
22 Mal lief Callà für die Schweizer U21-Nati auf, mit 19 Jahren holte er mit dem FC Wil den Cup. Zwei Kreuzbandrisse und zwei Knorpelschäden im Knie vermasselten dem Italo-Schweizer eine internationale Karriere.
Im letzten Sommer – Callà verpasste die halbe Vorsaison mal wieder verletzt – lief sein Vertrag bei GC aus. Einen neuen kriegte er nicht. Nicht bei den Hoppers, nicht bei einem anderen Super-Ligisten. «Ich musste in Aarau bitti-bätti machen, damit die mich nahmen», erinnert sich Callà, der im Brügglifeld schliesslich einen Einjahresvertrag unterzeichnete.
Der Vertrag beim FC Aarau ist viel tiefer dotiert als jener, den der Winterthurer bei GC hatte. «Ich hätte auf der faulen Haut rumliegen und stempeln gehen können», sagt Callà. Er hätte fürs Nichtstun monatlich den Maximalbetrag von 7350 Franken kassiert. «Doch ich habe Stolz und will arbeiten.»
Weil Aarau ihm einen so hohen Lohn nicht bezahlt, suchte Callà Unterstützung beim Arbeitsamt. Der Kompromiss mit dem regionalen Arbeitsvermittlungszentrum (RAV): Der FC Aarau bezahlt Callà einen Fixlohn plus Leistungsprämien. Das RAV ergänzt den Lohn auf 7350 Franken. Wie viel das genau ist, will Callà nicht sagen. Zurzeit wird es sich wegen der Leistungsprämien, die der FCA zusätzlich zahlt, monatlich um ein paar hundert Franken handeln.
«Viele Leute meinen wohl, dass Fussballer übermässig viel verdienen und jetzt auch noch den Staat abzocken, das ist komplett falsch», wehrt sich Callà und findet: «Ich zahle wie jeder Bürger in die Kasse ein und habe dasselbe Recht wie alle anderen.»
Damit Callà überhaupt Geld aus der Arbeitslosenkasse kriegt, muss er Monat für Monat mindestens zwölf Job-Bewerbungen verschicken.
«Während der Transferzeit bewerbe ich mich bei Fussballklubs», sagt Callà. «Da ich auch noch ein Handelsdiplom vorzuweisen habe, muss ich mich auch für KV-Stellen bewerben, wenn das Transferfenster geschlossen ist.»
«Ich kriege nur Absagen», erzählt der Profi-Fussballer. «Logisch, denn ich spiele nur noch Fussball, seit ich 18-jährig bin.» Sobald aber eine Firma beschliesst, den Kicker anzustellen und ihn besser zu bezahlen als der FC Aarau, müsste er ins Büro!
Will ein anderer Klub den FCA im Aufstiegsrennen schwächen, könnte er Callà mit einem Monatslohn von 7500 Franken als Sekretär anstellen. Irene Tschopp, Sprecherin des Amts für Wirtschaft und Arbeit im Kanton Zürich, bestätigt: «Die Person muss bereit sein, eine Tätigkeit mit einem höheren Verdienst anzunehmen.»
Natürlich ist Callà in Tat und Wahrheit froh, dass er nur Absagen bekommt, denn er will ja beim FC Aarau als Fussballer arbeiten.
Sein Klub unterstützt den Trick mit der Arbeitslosenkasse. Auch Teamkollege David Marazzi sollte so querfinanziert werden. Doch bei ihm funktionierte es nicht. Der Kanton Solothurn, wo Marazzi registriert ist, ging nicht auf solche Ergänzungsabgaben ein.
Mindestens bis Sommer wird Callà aufs RAV zurückgreifen. Dann läuft der Vertrag mit Aarau aus.
Der Stürmer hofft, dank guter Leistung einen besseren Vertrag zu bekommen. «Ob ich in Aarau verlängere oder sonstwo unterschreibe – eines ist klar: Das oberste Ziel ist, dass ich vom RAV wegkomme.»
Er findet den Gang zum RAV nämlich sehr unangenehm: «Zum Glück läuft das in der Schweiz sehr diskret ab. So werde ich nicht von Leuten blöd angeschaut.»
Die Enthüllung von SonntagsBlick hat auch in der Politik für mächtig Wirbel gesorgt. Jetzt muss sich sogar der Bundesrat mit den stempelnden Fussballern aus der Challenge League auseinandersetzen. SVP-Nationalrat Maximilian Reimann hat beim Bundesrat eine Interpellation eingereicht. Der Aargauer fordert die Regierung dazu auf, zu einigen Fragen Stellung zu beziehen. Reimann will unter anderem wissen, ob es der Bundesrat für gesetzeskonform hält, dass professioneller Spitzensport von der Arbeitslosenkasse «quersubventioniert» werde. Und ob er gewillt sei, für eine einheitliche Praxis zu sorgen.
Die Swiss Football League hat schon unter der Woche zum brisanten Thema Stellung bezogen. Liga-Boss Heini Schifferle: «Wenn ein Super-League-Spieler in einer unteren Liga eine Beschäftigung findet und die Kasse die Differenz zum Maximalsatz für eine beschränkte Zeit bezahlt, dann macht sie dies freiwillig. Wenn man so etwas aber mit Absicht tut, institutionalisiert, dann wäre das unschön.» MI. W. / S. L.
Die Enthüllung von SonntagsBlick hat auch in der Politik für mächtig Wirbel gesorgt. Jetzt muss sich sogar der Bundesrat mit den stempelnden Fussballern aus der Challenge League auseinandersetzen. SVP-Nationalrat Maximilian Reimann hat beim Bundesrat eine Interpellation eingereicht. Der Aargauer fordert die Regierung dazu auf, zu einigen Fragen Stellung zu beziehen. Reimann will unter anderem wissen, ob es der Bundesrat für gesetzeskonform hält, dass professioneller Spitzensport von der Arbeitslosenkasse «quersubventioniert» werde. Und ob er gewillt sei, für eine einheitliche Praxis zu sorgen.
Die Swiss Football League hat schon unter der Woche zum brisanten Thema Stellung bezogen. Liga-Boss Heini Schifferle: «Wenn ein Super-League-Spieler in einer unteren Liga eine Beschäftigung findet und die Kasse die Differenz zum Maximalsatz für eine beschränkte Zeit bezahlt, dann macht sie dies freiwillig. Wenn man so etwas aber mit Absicht tut, institutionalisiert, dann wäre das unschön.» MI. W. / S. L.