Wie immer macht Sion-Präsident Christian Constantin eine Auslegeordnung, wenn es mal nicht läuft. Und das war eigentlich in jeder Vorrunde der Fall in den letzten Jahren. Vor seinem Urteil, woran es liegt, gibts das Gespräch mit dem «fehlbaren» Coach. Vorwurf: Zu wenig Punkte. Und dann geht der Daumen rauf oder runter.
Im Fall von Fabio Grosso geht er rauf. CC: «Covid-19 hat uns massiv wehgetan. Das hat man auch bei Nizza festgestellt.» Kleiner Einschub: Die Südfranzosen hatten Anfang November mehr als zehn-Corona-Fälle. Seither haben sie kein Spiel mehr gewonnen. Fünf von sechs verloren. Das kostete Trainer Patrick Vieira den Kopf.
CC will es den wie Lausanne-Sport von Ineos dirigierten Niçois nicht gleichtun: «Fabio hatte seit den beiden Quarantänen, die bei uns drei Wochen dauerten, keine Möglichkeit, richtig mit dem Team zu arbeiten. Denn kaum war die Quarantäne vorbei, begann dieser höllische Spielrhythmus mit Matches alle drei Tage.»
Grosso sei arbeitsam, intelligent und habe Format. Ausser den fehlenden Punkten könne man ihm nichts vorwerfen. Die gemeinsame Analyse habe ergeben, dass das Vaduz-Spiel (1:4) miserabel gewesen sei, da sei man sich einig. Die Leistungen seien bei den restlichen drei Niederlagen aber okay gewesen.
«Ich habe im Moment nicht im Kopf, ihn dann zu ersetzen»
Fehldispositionen wie Matteo Tosetti als Aussenverteidiger hat der Coach schnell korrigiert. Nicht ohne den üblichen sanften Druck natürlich. Und was ist mit den weiteren Fragezeichen?
- Grosso nimmt Kevin Fickentscher, seinen zuvor besten Spieler, ohne Not aus dem Tor und stellt stattdessen Nachwuchsmann Timothy Fayulu (21) rein. CC: «Fabio hat gesagt, Kevin habe ein bisschen ausser Atem gewirkt, weshalb er ihn durchschnaufen lassen wollte. Fakt ist: Tim hat ein ausgezeichnetes Spiel gemacht. Also kann ich dem Coach nichts vorwerfen.»
- Der Brasilianer Baltazar, in der letzten, starken Rückrunde einer der besten, ist seit einigen Spielen bloss noch Tribünengast. CC eiert herum erklärt dann: «Fabio sagt, Serey, Araz und Grgic und auch Zock stünden vor Baltazar. Also brauche er ihn derzeit nicht. Und Trainings, um sich aufzudrängen, gibts keine.»
- Yassine Fortune ist aus dem Kader gestrichen worden und in die U21 relegiert worden, die nicht spielen darf. CC: «Auch hier: Der Spieler hat Fabio nicht gefallen. Nun will Yassine zurück nach Frankreich.»
Das Gesamtbild ergibt für CC: «Ich lasse Fabio bis Weihnachten in Ruhe arbeiten. Die grosse Lagebesprechung machen wir nach dem letzten der drei noch anstehenden Spiele. Aber ich habe im Moment nicht im Kopf, ihn dann zu ersetzen. Das muss ich ganz klar sagen! Da sieht meine Planung nicht vor.» Es sei denn…
…Sion verliere alle drei Spiele, also auch zuhause gegen Vaduz, und rutsche auf den letzten Platz. «Dann ist der Diskurs ein anderer. Denn für uns geht es in dieser Saison nach all den Problemen nur noch um eines: Den Barrageplatz zu sichern. Alles andere kann man vergessen.»