Das emotionale Defizit bei Geisterspielen ist gross. Ohne den sogenannten zwölften Mann fehlt den Mannschaften ein wichtiger Faktor. Fehlt per se schon jegliche Stimmung, müssen die Teams auch auf die Atmosphäre der Fans, deren Unterstützung in Form von aufmunternden Gesängen oder den Riesenjubel nach einer guten Aktion oder gar einem Tor verzichten.
Um dem ein kleines bisschen entgegen zu steuern, fordert Sportministerin Viola Amherd mehr Kreativität von den Klubs und schlägt gegenüber der «Sonntagszeitung» vor: «Die Vereine könnten sich ja überlegen, ob es mit der heutigen Technologie nicht auch interaktive Übertragungen gibt, wo sich Zuschauer von daheim aus einschalten können und so eine gewisse Ambiance entstehen könnte.» Es sei aber schon klar, so Amherd weiter: «Wenn das Publikum nicht im Stadion ist, entstehen nie die gleichen Emotionen.»
Geisterspiele könnten wirtschaftlich nicht umsetzbar sein
Es bleibt die Frage, ob es für die Klubs finanziell überhaupt machbar wäre, die Saison mit Geisterspielen zu beenden. «Möglicherweise überlebt die Mehrheit der Vereine das nicht. Die Lage ist prekär», so Liga-Präsident Heinrich Schifferle zur «Sonntagszeitung». Zwei Monate könnten alle überbrücken, danach werde es schwierig. «Und diese zwei Monate haben wir bald erreicht.» Sollte die Pandemie noch bis im September andauern, benötigt der Fussball 200 bis 250 Millionen Franken «als Unterstützung in Form von Krediten und Garantien», erklärt Schifferle weiter.
Wie sieht es mit der Unterstützung vom Bund aus? Amherd: «Man kann darüber nachdenken, den Klubs eine gewisse finanzielle Hilfe für die entgangenen Einnahmen bei Geisterspielen zu geben. Aber es muss gut analysiert werden, ob das den Klubs auch wirklich hilft.» Sollte die Hilfe auf Bundesebene ausbleiben, sagt der Liga-Präsident: «Dann wird der Profifussball bald anders aussehen.» Fakt ist, «ohne massive finanzielle Unterstützung durch den Staat schafft es auch der Profifussball nicht durch diese schwierige Zeit.» An einen Abbruch möchte Schifferle aber nicht denken. «Wenn es irgendwie geht,
wollen wir spielen.»