Blue-Moderatorin Valentina Maceri
«Ich bin mehr als eine Fassade»

In ihrem Buch «Fuck Female Empowerment» spricht Blue-Fussball-Moderatorin Valentina Maceri (31) Klartext. Warum Marcel Reif kein Sexist ist, weshalb die Kritik an Thomas Gottschalk überzogen ist. Und weshalb sie offen zugibt, Botox zu benutzen.
Publiziert: 00:09 Uhr
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Aktualisiert: 07:44 Uhr
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Sie ist das weibliche Gesicht während den Champions-League-Übertragungen von Blue: Valentina Maceri.
Foto: PD

Darum gehts

  • Valentina Maceri spricht über Hassnachrichten und ihren Umgang mit Kritik
  • Sie kritisiert den modernen Feminismus und plädiert für Eigenverantwortung
  • Maceri ist 31 Jahre alt und hat ein Buch über Feminismus veröffentlicht
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Daniel LeuStv. Sportchef

Frau Maceri, «jetzt sitzen schon Nutten aus dem Schweizer Fernsehen im Doppelpass». Das ist ein Kommentar, den Sie kürzlich nach einer TV-Sendung erhalten haben. Wie gehen Sie mit solchen Hassnachrichten um?
Valentina Maceri: Das macht tatsächlich gar nichts mehr mit mir, und ich zeige das auch nicht an.

Warum nicht?
Weil es reine Zeitverschwendung ist und nichts bringt. Das sind fremde Personen, die mich anonym beleidigen und die so ihren Frust ablassen. Mein Selbstvertrauen ist mittlerweile so gross und gefestigt, dass mich das weitestgehend kalt lässt.

Persönlich

Valentina Maceri kam 1993 als Tochter italienischer Eltern in Nürnberg (D) zur Welt. Bis 2014 war sie selber Profifussballerin, mit Bardolino Verona schaffte sie es bis in die Champions League. Danach entschied sie sich, als Sportjournalistin zu arbeiten, und beendete deshalb ihre Karriere als Spielerin. Heute ist sie unter anderem bei Blue als Champions-League-Moderatorin im Einsatz.

Valentina Maceri kam 1993 als Tochter italienischer Eltern in Nürnberg (D) zur Welt. Bis 2014 war sie selber Profifussballerin, mit Bardolino Verona schaffte sie es bis in die Champions League. Danach entschied sie sich, als Sportjournalistin zu arbeiten, und beendete deshalb ihre Karriere als Spielerin. Heute ist sie unter anderem bei Blue als Champions-League-Moderatorin im Einsatz.

Die Kommentare zielen alle klar auf Ihr Äusseres und Ihr Geschlecht ab. Ähnlich ist es, wenn man bei Google Ihren Namen eingibt. Die Suchmaschine ergänzt automatisch mit den Worten «Ungeschminkt, Freundin, Alter, Kinder».
Auch damit habe ich keine Probleme, wir können diese Worte gerne kurz durchgehen, damit diese Fragen beantwortet sind (lacht).

Dann machen wir das. Ungeschminkt?
Bin ich eigentlich im Alltag immer, ausser wenn ich im TV bin oder abends schick essen gehe.

Freundin?
Ein typisches Klischee. Weil ich einst Fussballerin war und ich noch nie mit einem Mann in der Öffentlichkeit aufgetreten bin, denke viele, dass ich lesbisch bin. Ich bin aber hetero. Wenn der richtige Mann in mein Leben tritt, werde ich ihn euch vorstellen (lacht).

Alter?
31.

Kinder?
Hoffentlich eines Tages.

Nervt es Sie nicht, dass Sie selbst von einer Suchmaschine auf Ihr Äusseres reduziert werden?
Nein. Ich habe zwischen 20 und 30 ein sehr gesundes Selbstvertrauen aufgebaut. Ich bin stolz auf mein äusseres Erscheinungsbild und tue viel dafür. Gleichzeitig weiss ich aber auch, dass ich mehr bin als nur meine Fassade. Ich habe immer sehr viel Wert auf Bildung gelegt. Dass ich beides kann, war mir immer sehr wichtig.

Sie sind unglaublich direkt und sagen zum Beispiel auch offen, dass Sie Botox in der Stirn haben.
Ich bin ehrlich und transparent. Ich lese oft von Stars, die mit 50 top aussehen und behaupten, das sei nur, weil sie ganz viel Wasser trinken. Das finde ich nicht richtig. Ich will keine Werbung für Schönheitseingriffe machen, aber warum sollte ich den Leuten etwas vorlügen?

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«In der nächsten Generation wird es viel mehr Frauen wie mich geben»
Valentina Maceri über Vorurteile gegenüber Frauen
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Wer Ihnen am TV zuhört, merkt sehr schnell, dass Sie kompetent und ein Profi sind. Doch als ich Sie das erste Mal bei Blue sah, habe auch ich Sie auf Ihr Äusseres reduziert und dachte insgeheim, Sie hätten bestimmt wenig Ahnung vom Fussball. Bin ich deshalb ein Sexist?
Nein, Ihr erster Gedanke war völlig okay, weil das Klischee nun mal besagt, dass Frauen keine Ahnung von Fussball haben, schöne Frauen dumm sind und nur ungeschminkte Frauen intelligent sein können. Wenn Frauen wie ich dieses Klischee bedienen, es dann aber auflösen, regt das zum Nachdenken an und löst einen Denkprozess bei den Menschen aus. Offenbar zum Glück auch bei Ihnen. Das ist eine super Entwicklung. In der nächsten Generation wird es viel mehr Frauen wie mich geben, die wissen, was sie wollen. Und die feminin auftreten werden und trotzdem schlau sind.

Als Blue-Experte Marcel Reif Sie das erste Mal sah, dachte er sich: «Wenn sie so gut ist, wie sie hübsch ist, dann wirds was.»
Für mich ist an der Aussage nichts Schlimmes dran, es ist ein Kompliment, denn was hat er konkret gesagt? Dass ich gut aussehe. Wer hört das nicht gerne, egal ob Mann oder Frau.

In Ihrem Buch «Fuck Female Empowerment. Der grosse Irrtum des modernen Feminismus», das diese Woche erschienen ist, rechnen Sie gnadenlos mit dem Feminismus ab. Was stört Sie so sehr daran?
Es wird vieles skandalisiert, was gar kein Skandal ist. Zum Beispiel auch solche harmlosen Aussagen wie die von Marcel Reif. Auf der einen Seite wird von Frauen Chancengleichheit gefordert, auf der anderen Seite erwarten sie aber eine Sonderbehandlung, und es ist leider ein Trend, schnell in die Opferrolle zu verfallen. Emanzipation bedeutet für mich Eigenverantwortung. Ausserdem wird der Mann oft pauschal als Feindbild dargestellt. Alles, was ein Mann macht, ist gleich toxisch, und oft werden mittlerweile die Frauen als bessere Menschen dargestellt. Das ist Quatsch. Feminismus ist Chancengleichheit, Männer und Frauen sollen gemeinsam zusammenarbeiten, damit man als Team gut funktionieren kann. Etwas ist aber noch ganz wichtig.

Was?
Ich rede hier ausdrücklich nur vom Feminismus in Europa 2025 und nicht von Orten auf der Welt, in denen Frauen noch immer unterdrückt werden, was schrecklich ist. Und wenn ich von Opferhaltung spreche, meine ich damit keine Opfer von häuslicher Gewalt.

In Ihrem Buch schreiben Sie: «Die Selbstinszenierung des eigenen Körpers auf Social Media wird als Befreiung der Frau gefeiert, obwohl sie Frauen objektifiziert.»
Wenn ich mich bei Only Fans nackt zeige und das unter dem Deckmantel der Selbstbestimmung oder Feminismus verkaufe, ist das heuchlerisch. Wie schon gesagt, auch ich zeige mich gerne sexy, verkaufe das aber nicht unter dem Schlagwort Female Empowerment.

Wo ist für Sie ganz persönlich die Grenze? Ich nehme mal an, der «Playboy» wird bei Ihnen schon angeklopft haben.
(Lacht.) Mehr als einmal. Doch für mich gibt es eine Grenze zwischen Weiblichkeit und Nacktheit. Wenn ich mich für den «Playboy» ausziehen würde und dann würde ich mit einem Sportdirektor ein Interview führen, der sich vorher vielleicht die Bilder angeschaut hat. Das fände ich mehr als schwierig.

Sind Sie eine Feministin?
Ich mag dieses Wort nicht, man sollte es ein für allemal abschaffen. Ich agiere mit Männern auf Augenhöhe und bin da für Gleichberechtigung, wo es Sinn macht.

Ein aktuelles Beispiel ist Showmaster Thomas Gottschalk. Ihm wird seit längerer Zeit Sexismus vorgeworfen.
Das ist tatsächlich ein Paradebeispiel. Ich finde nicht alles gut, was er macht und sagt. Doch man muss beachten, dass er aus einer Zeit kommt, in der sein Verhalten völlig normal war. Wie können wir von einem Mann, dessen Verhaltensmuster die letzten 50 Jahre in unserer Gesellschaft völlig in Ordnung war, nun erwarten, dass er sein Verhalten von heute auf morgen komplett verändert? Das ist nicht realistisch. Dass du heute ein falsches Wort sagst und in der Öffentlichkeit deshalb komplett gecancelt wirst und teilweise deine Existenz verlierst, kann doch nicht die Lösung sein.

Dass sich Menschen ändern können, zeigt auch Ihr Vater. Der soll gar nicht begeistert gewesen sein, als Sie als Kind anfingen, Fussball zu spielen.
Er sagte damals nur: «Fussball spielen macht krumme Beine und blaue Flecken.» Auch das war damals eine gängige, akzeptierte Haltung. Später wurde er mein grösster Fan, war oft an meinen Spielen, und vor wenigen Stunden hat er voller Stolz mein Buch in seinem Restaurant ausgestellt.

Auch dieses Buch wird möglicherweise weitere Hasskommentare auslösen.
Bisher habe ich viele positive Rückmeldungen erhalten. Viele sagen, es sei gut, dass ich im Buch die woken Feministinnen kritisch sehe. Aber ja, es wird bestimmt Feministinnen geben, die mich als «Pick-me-Girl» darstellen werden und behaupten, dass ich gegen Gleichberechtigung bin. Aber wie zu Beginn des Gesprächs gesagt: Ich kann damit umgehen.

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