Die beiden Verhaftungswellen im Mai und im Dezember letzten Jahres haben gezeigt, dass die US-Justiz gern dann zur Tat schreitet, wenn ihr die grösste Aufmerksamkeit zuteil wird. So schickte sie die Schweizer Behörden erstmals unmittelbar vor dem letzten Fifa-Kongress ins Zürcher Luxushotel Baur au Lac. Beim Zugriff von Ende Jahr stand ein wichtiges Fifa-Treffen zum Thema Reformen bevor.
Am Fifa-Hauptsitz auf dem Zürichberg wird deshalb erwartet, dass es vor dem Kongress am Freitag zu neuen Turbulenzen kommen wird. Wird die US-Justiz mit der Verhaftung weiterer Fifa-Funktionäre die Leitplanken setzen? Ein hoher amerikanischer Fifa-Mitarbeiter sagt zur NZZ: «Für mich ist klar, dass das US-Justizdepartement wieder für Action sorgt, denn es geht am Kongress um wichtige Punkte wie Reformen und die Wahl eines neuen Präsidenten.»
Kandidaten werben um Blatters Unterstützung
Die Kandidaten für das höchste Fifa-Amt wetzen derweil die Messer. Wie die «Neue Luzerner Zeitung» schreibt, hätten sich vier der fünf Anwärter mit dem suspendierten Präsidenten Sepp Blatter in Verbindung gesetzt und um seine «Gunst» geworben – offenbar hat er seinen Ruf als Stimmenbeschaffer nicht verloren.
Es ist nicht zu übersehen: Der Walliser hat immer noch grossen Einfluss auf die Fifa. Und diesen wird er vermutlich auch in Zukunft geltend machen. «Ich bin noch nicht reif fürs Museum», sagt Blatter.
Allerdings scheint er sich auf die Zeit nach Freitag zur freuen. «Dann bin ich endlich der Ex-Präsident – und nicht mehr der suspendierte Präsident.» Er sei froh, dass er ab Freitag nicht mehr in der Verantwortung stehe. «Aber dem Fussball und der Fifa werde ich für immer verbunden bleiben», sagt Blatter. «Nach über 40 Jahren wäre etwas anderes nicht möglich.» (noo)