So geht «Kick it like Beckham» im echten Leben
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Im Sport Aktuell:So geht «Kick it like Beckham» im echten Leben

Sie war die Vorlage für «Kick it like Beckahm»
Deshalb hat Baslerin Permi Jhooti genug vom Fussball

Sie war die Vorlage für den Film «Kick it like Beckham»: Permi Jhooti (50). Sie wählte eine Fussballkarriere in kurzen Hosen statt eine arrangierte Ehe im traditionellen, indischen Gewand. Widerstände haben die Wahlschweizerin geprägt und stark gemacht.
Publiziert: 08.10.2021 um 01:08 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2021 um 08:11 Uhr
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Sie war die Vorlage für «Kick it like Beckham»: Die ehemalige Profi-Fussballerin Permi Jhooti (mit Hund Webster). Sie ist ausserdem Botschafterin des Weltmädchenfussballtages, der am Wochenende in Solothurn durchgeführt wird.
Foto: Sven Thomann
Steffi Buchli

Permi Jhooti spricht ruhig, lächelt und wählt ihre Worte mit Bedacht. Dass sie die Vorlage für den Teenager-Film «Kick it like Beckham» war, sei ihr lange ein wenig unangenehm gewesen. Das wahre Leben sei halt kein Spielfilm. Zu oberflächlich war ihr die Geschichte, zu klischiert. Die Streitereien mit den indischen Eltern, die nicht wollen, dass ihre Tochter Fussball spielt, habe es zwar gegeben, aber es sei um viel mehr gegangen: «Meine Eltern wollten mir nicht einfach etwas verbieten, sie wollten mich vor Dingen bewahren, die sie selber erlebt hatten. Rassismus zum Beispiel. Ich hingegen wollte ich sein, ich wollte einfach leben.»

«Machen ist wichtiger als Träumen!»

Fussballprofi zu werden, war eigentlich gar nie ihr Ziel, das passierte einfach, erzählt die Engländerin mit indischen Wurzeln, die seit 16 Jahren in Basel lebt. Das junge Mädchen Permi hat also in Wirklichkeit gar nie davon geträumt, Flanken zu schlagen wie Beckham? «Nein, ich habe ein Problem mit Träumen. Sie halten uns davon ab, Dinge einfach zu tun. Ich wollte mich zum Beispiel jahrelang als DJ versuchen, habe davon geträumt, hinter den Decks zu stehen und aufzulegen. Erst viel zu spät bin ich einfach in den nächsten Laden spaziert und habe mir ein DJ-Set gekauft. Wir bleiben oft zu lange fixiert aufs Träumen. Das ist nicht gut. Machen ist wichtiger als Träumen!»

Karriere bei Fulham und Chelsea

Als die Regisseurin von «Kick it like Beckham» eine junge Frau suchte, die Fussball spielte, war der Weg zu Permi Jhooti nicht weit. Sie war zu dieser Zeit bei Fulham unter Vertrag und die beste indische Spielerin in England. Permi, die auch für Chelsea spielte, war eine junge Kämpferin. Sie lernte, mit Widerständen umzugehen, sie zu verstehen: «Ich versuchte, nicht bloss zu hören, was die Menschen sagten, sondern zu verstehen, was sie damit meinten. Der Widerstand meiner Eltern zum Beispiel entstand aus Angst. Sie hatten selber ein sehr hartes Leben und wollten um jeden Preis verhindern, dass ich auch leiden musste.»

Weltmädchenfussballtag 2021

Am Sonntag, 10. Oktober findet in Solothurn ein Turnier für Mädchen statt. Ausserdem gibt es ein Showmatch der Frauenteams des FC Basel und YB. Kommentiert wird das Spiel von Beni Thurnheer. Der Aktionstag soll dem «UN International Day of the Girl Child» zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Zum Rahmenprogramm gehören Podiumsgespräche und Konzerte. Permi Jhooti ist Botschafterin des Weltmädchenfussballtages. (here2play.ch)

Am Sonntag, 10. Oktober findet in Solothurn ein Turnier für Mädchen statt. Ausserdem gibt es ein Showmatch der Frauenteams des FC Basel und YB. Kommentiert wird das Spiel von Beni Thurnheer. Der Aktionstag soll dem «UN International Day of the Girl Child» zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen. Zum Rahmenprogramm gehören Podiumsgespräche und Konzerte. Permi Jhooti ist Botschafterin des Weltmädchenfussballtages. (here2play.ch)

«Indische Mädchen machen das nicht!»

Ihre Eltern kamen in den 70er-Jahren nach England, Permi ist eines von drei Kindern. Mutter und Vater hätten ihr oft gesagt: «Indische Mädchen machen das nicht!». Gleichzeitig habe man ihr in der Schule das Gegenteil gesagt. Das habe ihr gezeigt, dass alles subjektiv sei: «Wir sollten uns nicht von Aussenstehenden beeinflussen lassen, deren Urteil sagt mehr aus über sie selber als über mich.»

«Ich war übermotiviert in diesem Hamsterrad»

Permi Jhooti, Software-Ingenieurin, sitzt im Schneidersitz in ihrem hellen Wohnatelier am Rheinufer. Sie hat sich in der Schweiz einen Namen gemacht als Performance- und Installationskünstlerin. Manchmal tue es gut, das gewesene auszuradieren und neu zu starten: «Als ich aufhörte, Fussball zu spielen, wollte ich nicht einfach Vorträge darüber halten, wie toll es war, Fussball gespielt zu haben. Meine Leidenschaft kann schon morgen eine neue sein. Das Leben ist ein langes Match! Es geht es immer weiter, der Lernprozess hört nie auf.»

Sie nehme gerade ein Timeout ihres üblichen Lebens: «Ich versuche, im Moment zu leben, bewusst im Hier und Jetzt. Ich habe vorher über Jahre immer viele Dinge gleichzeitig gemacht, war übermotiviert in diesem Hamsterrad. Wir sollten mehr innehalten.»

Von Prinz William ausgezeichnet

Ihre Mutter sei heute stolz auf sie, obschon sich die Eltern für Permi ein klassischeres Leben, mit Heirat und Kindern, gewünscht hätten. «Nach dem Tod meines Vaters haben meine Mutter und ich uns ausgesprochen. Ich verstehe sie heute besser.»

2013 wurde Permi Jhooti im Buckingham Palace von Prinz William und dem Englischen Verband (FA) für ihre Verdienste im Fussball ausgezeichnet. «Ich habe zu meiner Mutter gesagt: ‹Siehst du, so etwas hättest du dir nicht in den kühnsten Träumen ausgemalt, dass ich dich mal mit Prinz William zusammenbringe.› Eltern sollten mehr Ruhe bewahren und darauf vertrauen, dass ihre Kinder speziell und einzigartig sind und dass sie ihren Weg finden.»

Die Lehren aus Ihrer eigenen Geschichte erzählt sie heute in Vorträgen oder eben als Botschafterin des Weltmädchenfussballtages. Anderen Kraft zu geben, tue ihr selber gut: «Ich merke, dass ich reicher werde, wenn ich teile.» Jhooti ruft ihren Hund zu sich: «Webby! Komm, Zeit für Fotos.». Webster, ein chinesischer Schopfhund, stellt sofort die Ohren, hält den Kopf schräg und schaut freundlich. Ja, er sei sehr fotogen. Sie lasse sich lieber mit ihrem Hund fotografieren als mit einem Fussball: «Fussball ist meine Vergangenheit, heute stehe ich an einem anderen Punkt im Leben.»

Kick it like Beckham (2002)
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Movie-Trailer:Kick it like Beckham (2002)
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