Darum gehts
- Tether bietet Milliarde für Juventus Turin, Agnelli-Familie lehnt ab
- Tether expandiert aggressiv, sucht Wege aus der Crypto-Nische
- Juventus-Aktien sind binnen eines Jahres um knapp 30 Prozent gefallen
Der Crypto-Gigant Tether will ganz gross in den Weltfussball einsteigen – doch an der alteingesessenen Agnelli-Dynastie prallen selbst Milliarden ab. Der Stablecoin-Gigant, dessen USDT-Coin derzeit eine Marktkapitalisierung von knapp 190 Milliarden Dollar aufweist, hat ein bindendes All-Cash-Gebot für die vollständige Übernahme von Juventus Turin gemacht. Rund eine Milliarde Euro will Tether in den Club pumpen, nachdem sich das Unternehmen bereits im April einen Anteil von 10,7 Prozent gesichert hat.
Doch für die Agnellis ist klar: Juve bleibt in der Familie. «Es stehen keine Anteile des Vereins zum Verkauf», zitiert die «Gazetta dello Sport» einen Sprecher der Agnelli-Holding Exor. Der Familienclan denke nicht daran, seine 65,4 Prozent aufzugeben – weder an Tether noch an irgendwen sonst.
Unter Druck
Dabei käme das Angebot nicht ungelegen: Die Agnelli-Elkann-Familie ordnet ihr Portfolio neu, prüft Verkäufe – etwa des Medienhauses Gedi. Die Familie steht unter Druck. Juventus selbst hat turbulente Jahre hinter sich, die Aktien sind binnen eines Jahres um knapp 30 Prozent gefallen.
Für Tether wäre die Übernahme ein Coup. Der in El Salvador ansässige Stablecoin-Herausgeber expandiert aggressiv, investiert Milliarden in KI, Gold, Bonds, Landwirtschaft und Infrastruktur – und sucht Wege aus der reinen Crypto-Nische. Juventus als globales Sportvehikel? Für den italienischen Tether-CEO Paolo Ardoino (41) eine Herzensangelegenheit: «Für mich war Juventus immer ein Teil meines Lebens.»
Gegensätze
Am späten Freitag schrieb Ardoino auf X: «Tether hat heute Exor ein offizielles Angebot zum Kauf ihrer gesamten Anteile an Juventus unterbreitet. Von Anfang an war es unser Ziel, den Verein zu unterstützen und ihm zu altem Glanz zu verhelfen. Im Rahmen unserer Verpflichtung wird Tether, sollte die Transaktion zustande kommen, eine Milliarde Euro in den Club investieren.»
Die Gegensätze könnten grösser kaum sein: Hier die Agnellis – Europas Traditionskapital, seit 1923 Herr im Haus in Turin. Dort Tether – neues Geld, entstanden 2014, lange ohne klare Struktur, bis heute ohne unabhängigen Verwaltungsrat.
Tether schwimmt in Geld und ist mächtig wie nie, aber im Juve-Universum bleibt zunächst die alte Familie das Mass aller Dinge. Tethers Angebot erhöht den Druck auf diese Familie, der Ball liegt bei Exor. Noch geben sich die Agnellis entschlossen, keine fremden Farben im schwarz-weissen Trikot zu sehen.
