18-jähriger Schiri niedergestreckt
Prügel-Skandale im Amateur-Fussball

Skandal-Spieltag im Amateur-Fussball. Am Wochenende geht es in den Niederrungen hoch her.
Kommentieren
Von Heiko Ostendorp und Michel Wettstein

Skandal-Sonntag im Amateurfussball. Am vergangenen Wochenende geht es in den Niederungen hoch her. Sogar die Polizei muss anrücken. Gleich bei zwei Matches knallts gewaltig.

Tatort Kriens. Beim Fünftliga-Spiel Kriens gegen den FC Luzern liegt FCL-Captain Domenico Masi verletzt am Boden. Doch die Gastgeber spielen den Ball nicht ins Aus, sondern kicken weiter und erzielen sogar ein Tor. Zu viel für Masi, der die Kugel wutenbrannt in die jubelnden Krienser ballert. Der überforderte Nachwuchs-Ref Roman Odermatt (18) zeigt ihm Rot. Jetzt startet der Verkaufsberater erst richtig durch und streckt den Schiri mit einem Hieb ins Gesicht nieder. Beim Verlassen des Feldes soll er noch gerufen haben: «Ich weiss, wo Du wohnst!» Der Match wird beim Stand von 2:0 abgebrochen.

Tatort Dornach: Auch beim Erstligakick Dornach gegen Wangen eskaliert die Situation. In der 75. Minute rennt Wangen-Goalie Vilson Dedaj wie von der Tarantel gestochen aus seinem Kasten auf die Tribüne. Dort gibt es ein Handgemenge, in das sein Vater involviert ist. Das Spiel wird unterbrochen, praktisch die gesamte Wagner Mannschaft mischt nun mit. Dedaj verteidigt sich: «Ich konnte nicht zusehen, wie mein Vater tätlich angegriffen wurde. Weil auch noch meine Mutter wehrlos dastand, eilte ich zur Hilfe.» Er betont aber «niemanden berührt oder geschlagen zu haben.»

Sechs uniformierte Polizisten rücken an, die Lage beruhigt sich. Dornach, bis dahin 1:0 in Front, will weiterspielen. Der Ref pfeift den Match wieder an. In der zehnten Minute (!) der Nachspielzeit erzielt Wangen den 2:1 Siegestreffer. Zum Glück kommt es trotzdem zu keinen weiteren Ausschreitungen mehr. Dennoch hat Dornach Protest gegen die Spielwertung eingelegt.

Auch der Match in Kriens hat wohl ein juristisches Nachspiel – vor allem für FCL-Captain Masi. Ihm droht nun eine Sperre von 18 bis 24 Monaten. Auch, wenn er sich noch am Tag nach dem bösen Zwischenfall bei Ref Odermatt telefonisch entschuldigt. Masi im BLICK: «Es tut mir unfassbar leid. Mir ist so etwas noch nie passiert. Ich konnte die ganze Nacht nach dem Spiel nicht schlafen. Ich rechne damit, dass ich ein bis zwei Jahre gesperrt werde.»

Nachwuchs-Schiri Odermatt reicht das nicht: «Die Entschuldigung war ja das Mindeste, was ich erwarten konnte nach diesem Vorfall.» Er will aber trotzdem weiterpfeifen und träumt sogar von einer Karriere als Ref: «Ich lasse mich nicht von meinem Weg abbringen, ich will noch weit kommen als Schiri, das ist mein grosses Ziel.»

Warum unternimmt der FCL nichts gegen den prügelnden Captain Masi? Tormen Tancredi, Trainer der Fünftliga-Mannschaft, versichert gegenüber Blick.ch: «Er ist noch nie auffällig geworden, das ist überhaupt nicht seine Art. Ich denke, dass er sich selbst am meisten geärgert hat, dass er sich zu so einer Aktion hinreissen liess.»

Masi will trotz seiner Sperre, die in den nächsten Tagen auskommt, weiter für den FCL kicken. Hoffentlich haben er (und alle Beteiligten auf den Amateurplätzen) aus den schlimmen Vorfällen vom Wochenende gelernt.

Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen