0:3! Traum ist nach Penalty-Drama vorbei

Publiziert: 26.06.2006 um 20:51 Uhr
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Aktualisiert: 06.09.2018 um 19:00 Uhr
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Von Mario Casanova
KÖLN – Was für eine Spannung, was für ein Kampf, was für ein Pech: Der Schweizer WM-Traum ist nach dem 0:3-Penalty-K.o. (0:0 nach Verlängerung) vorbei. Leider!

Der Fluch des 26. Juni konnte damit nicht besiegt werden: Denn bisher hat die Schweiz ihre WM-Spiele, welche an diesem Datum ausgetragen wurden, verloren: 1954 gegen Österreich 5:7 und 1994 gegen Kolumbien mit 0:2. Und jetzt gegen die Ukraine.

Es war weniger Verwöhnfussball, der den über 40000 Fans im Stadion und Millionen an den TV-Geräten gezeigt wurde, sondern ein Geduldsspiel, eine Nervensache, ein Kampf auf Biegen oder Brechen, Spannung bis zur letzten Sekunde – ein K.o.-Spiel eben.

Und mit dem besseren Ende für die Ukraine im Penalty-Krimi:

Zubi hält Schewtschenkos platzierten Schuss!
Schowkowski kontert, pariert den weit schlechter geschossenen Streller-Penalty.
Milewski cool in die rechte Ecke – 0:1.
Barnetta an die Latte. Immer noch 0:1.
Rebrow trifft – 0:2.
Cabanas bringt den Ball auch nicht an Schowkowski vorbei – immer noch 0:2.
Gusew trifft in die linke Ecke – 0:3. Die Entscheidung.

Zuvor in der Nachspielzeit hatten die Schweizer die besseren Chancen: Etwa durch Cabanas nach einer Kopfball-Vorlage Barnettas, später auch noch durch Johann Vogel, Marco Streller oder Alex Frei. Es sollte nicht sein. Auch wenn Kuhn es am Schluss auch noch mit «Lustri-Gol» Mauro Lustrinelli versuchte.

«Steht auf, wenn ihr Schweizer seid, steht auf...», tönte es bis am Schluss von den Rängen. Nach dem spannenden, aber nicht hochklassigen Fight knickten die Spieler enttäuscht in sich zusammen, weinten bittere Tränen.

Unsere Helden müssen nach Hause. Ohne ein Gegentor bekommen zu haben. Ja, die Schweiz hat sogar ein Stück WM-Geschichte geschrieben. Sie ist die erste Mannschaft überhaupt, die aus einem WM-Turnier ausgeschieden ist, ohne einen einzigen Gegentreffer kassiert zu haben!

Leider, leider. Aber freuen wir uns auf die EM-Party 2008.

Motiviert bis unter die Zehennägel begannen die Schweizer ihr «Heimspiel» in Köln. Aggressives Pressing (Cabanas), Drang nach vorne (Degen), Zug aufs Tor (Yakin), Pech mit Weitschüssen (Wicky, Yakin), sattelfeste Verteidigung und ein Zuberbühler im Tor, der weder auf hohen Flanken, flachen Hereingaben oder beim Herauslaufen Unsicherheiten zeigte.

Ein starker Beginn gegen die abwartenden Ukrainer, die es meist mit langen Bällen versuchten. Aber wie sagte schon Köbi Kuhn vor dem Spiel: «Auf solche sind wir gut vorbereitet. Ich habe mehr Angst vor Einzelaktionen ihrer Weltklasse-Stürmer.»

Lanciert wurde der Kampf so richtig dann in der 21. Minute: Ein Kopfball-Aufsetzer von Johann Vogels Ex-Milan-Teamkollegen Andrej Schewtschenko (geht zu Chelsea) landete an der Latte. Das Glück blieb unserer Nati treu.

Zwei Minuten später der Lattentreffer-Ausgleich: Alex Frei zirkelte aus Yakin-Distanz einen Freistoss an den Querbalken. Die Schweizer wurden nun vorsichtiger (oder ängstlicher?), die Ukrainer frecher. Doch auch ihre Weitschüsse waren mehr harmlos als gefährlich.

Pech für die Schweiz in der 33. Minute: Johan Djourou, der Arsenal-Jungstar, der den Schulter-verletzten Klubkollegen Philippe Senderos ersetzen musste, klagte über Adduktorenprobleme und musste raus. Stéphane Grichting, der Dauerersatz-Verteidiger kam so zu seinem 7. Länderspiel und darf auf seine tolle Leistung stolz sein.

Auch in der zweiten Halbzeit gingen die Spieler an ihre Leistungsgrenzen. Zwingende Torchancen waren nicht viele zu sehen, obwohl beide personell am Anschlag spielenden Abwehrreihen nahe der Überforderung waren und auf dem glitschigen Terrain (zwischendurch kam der Regen) immer wieder ausrutschten.

Oder nach Zweikämpfen: Auf Ukraine-Seite mussten sich Nesmatschni und Waschtschuk pflegen lassen und konnten nur mit Schmerzen weiterspielen. Auf Schweizer Seite wurde Magnin mit der Bahre vom Platz getragen und gepflegt, nachdem er unglücklich von Grichtings Fuss am Kopf getroffen wurde.

Als Hakan Yakin nach einer Stunde etwas die Luft ausging, reagierte Coach Köbi Kuhn und brachte Marco Streller, der aus seinen Kölner Zeiten fast jeden Grashalm im Stadion kennt.

Die beste Chance der Ukraine gabs in der 75. Minute nach einem Corner: Gusews Kopfball verpasste dabei das Ziel um Millimeter. Disziplin-Fanatiker Oleg Blochin an der Seitenlinine verzweifelte fast...

Das Rezept der Schweizer in den letzten Minuten: Vorwärts marsch Richtung Ukraine-Tor. Aber Frei, Barnetta und Co. rannten sich immer wieder im «gelben Spinnen-Netz» fest. Dazu leisteten sich die Mittelfeldspieler viele Abspielfehler.

Wars die Nervosität? Die Angst vor einem gegnerischen Lucky punch? Die Müdigkeit? Sicher waren alle froh, als der mexikanische Schiri Benito Archundia zur Verlängerung abpfiff.

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