Es muss auf jeder Eintrittskarte stehen: «Motorsport is dangerous», der Motorsport ist gefährlich. Zum letzten Mal wurde dies dem Formel-1-Zirkus vor zwei Wochen in Brasilien beim Sprintrennen von Lokalmatador Gabriel Bortoleto (20) in Interlagos bewusst. Wer fast ohne Kratzer aus einem solchen Totalschaden steigen kann, der hat wohl mit allen Schutzengeln einen lebenslangen Vertrag abgeschlossen.
Bortoleto: «Da hatte ich sehr viel Glück!» Und das ist noch untertrieben. Nicht ein Teil des Sauber C45 konnte beim rekordverdächtigen Aufbau eines neuen Boliden noch gebraucht werden!
Solche Totalschäden werden bei den Teams stets mit über zwei Millionen Dollar abgeschrieben. Und diese Summe belastet auch den Budgetdeckel der FIA von rund 150 Millionen Dollar.
Ersatzteile gehen aus
Klar, dass den Hinwilern langsam die Ersatzteile ausgehen – denn am Tag nach dem «Wunder von Interlagos» zerlegte Bortoleto gleich nochmals ein Auto! «Da fahre ich das ganze erste Formel-1-Jahr fast ohne Zwischenfall durch die Gegend. Und dann erwischt es mich vor der Haustüre in São Paulo zweimal. Ziemlich peinlich.»
Beim drittletzten Rennen in Las Vegas sollten Nico Hülkenberg (38) und Bortoleto ohne grössere Dramen durchkommen. Wie dann auch noch in Katar am nächsten Sonntag und beim Finale in Abu Dhabi am 7. Dezember.
Wer sind nun die bösen Buben 2025, die für den meisten Schrott (vor allem Frontflügel und Aufhängungen) sorgten?
Die exklusive Liste (siehe Grafik) wird jeweils von Spezialisten in England herausgegeben. Es sind geschätzte Zahlen, weil man ja den Wert der einzelnen Teile ungefähr kennt. Kein Wunder also, dass Bortoleto Spitzenreiter ist. Allerdings knapp verfolgt von Tsunoda, der seit Japan als hoffnungsloser Verstappen-Teamkollege einige Ausritte hatte.
Kaum neben der Strecke oder in einer Mauer sehen wir den Vierfach-Weltmeister Max Verstappen. In dieser Wertung ist der Holländer gerne das Schlusslicht. Am wenigsten Trümmerteile gehen bis jetzt 2025 auf das Mercedes-Konto: 18. Antonelli, 20. Russell.
Erinnerungen an Bianchi
Der Bortoleto-Horror hätte beinahe alle an den letzten Crash mit späteren Todesfolgen erinnert. Am 5. Oktober 2014 kämpften in Suzuka Jules Bianchi (Marussia) und Marcus Ericsson (Caterham) im strömenden Suzuka-Regen um den 16. Platz. Ein Wahnsinn, eine verantwortungslose Jagd beider Fahrer um die goldene Ananas.
Der Zufall wollte es, dass Bianchi (unterschrieb am Vorabend noch bei Sauber!) in der gleichen Kurve abflog, in der kurz zuvor Sutil im Sauber von der Strecke rutschte. Bianchi, der im Juli 2015 in Nizza an den Folgen der Kopfverletzungen starb, traf damals mit 169 km/h den Neun-Tonnen-Bagger, der fast mit dem Abtransport des Sutil-Boliden fertig war.
20 Jahre früher war es in Imola zur doppelten Tragödie gekommen. Am 30. April 1994 verlor der Österreicher Roland Ratzenberger im Simtek sein Leben. Einen Tag später trauerte die Sportwelt auch um den brasilianischen Williams-Star Ayrton Senna.
Erst danach begann endlich der grosse Sicherheits-Kampf der Verantwortlichen im Rennsport. Dieser rettete vor zwei Wochen Bortoleto mit grosser Wahrscheinlichkeit das Leben.