Sauber-Physio Josef Leberer (55)
Der Mann, der Sennas Sarg begleitete

Ein Handschuh ist das Einzige, was Josef Leberer (55) an seinen Freund Ayrton Senna erinnert – neben tausend Erinnerungen.
Publiziert: 01.05.2014 um 19:20 Uhr
|
Aktualisiert: 28.09.2018 um 21:25 Uhr
1/5
Geduldig lässt sich Ayrton Senna 1988 von Physio Josef Leberer die rechte Hand massieren.
Foto: Sutton
Von Roger Benoit

Der Physio aus Innsbruck begann 1988 seine knetende Formel-1-Karriere mit dem explosivsten Duo aller Zeiten, Alain Prost und Ayrton Senna bei McLaren.

«Mein Chef Willy Dungl hatte damals Niki Lauda betreut und stellte mir in unserem Geschäft in Gars am Kamp plötzlich einen jungen Mann vor – Ayrton. Ich war vom ersten Augenblick an fasziniert», erzählt Leberer.

Die Zusammenarbeit mit dem Brasilianer dauerte bis zum Tod im Williams. Dann ging Leberer für zwei Jahre zu McLaren zurück – und heuerte 1997 bei Sauber an. Dort sorgt er heute noch für die wichtige Fitness der Fahrer.

Das Imola-Wochenende bleibt unvergessen. Leberer: «Am 30. April hatte ich Geburtstag, und mein Landsmann Roland Ratzenberger starb. Ayrton war sehr aufgewühlt, weil man ihn verwarnt hatte, da er die Unfallstelle inspizieren wollte. Am Abend erlebte ich das stillste Nachtessen aller Zeiten – und Ayrton trank sogar ein Glas Rotwein.»

Leberer: «Schon vor dem Start am Sonntag hatte ich ein komisches Gefühl – Ayrton war so ruhig, geistig irgendwie total abwesend. Den Unfall verfolgte ich am TV. Als GP-Arzt Sid Watkins mit dem Helm zurückkam, wusste ich sofort Bescheid.»

Leberer warnte Berger im Spital

Im Heli flog Leberer in die Klinik nach Bologna. «Ayrton lebte noch und lag an der Herz-Lungen-Maschine. Wir konnten die fürchterlichen Kopfverletzungen sehen. Es war aussichtslos. Draussen begegnete ich Gerhard Berger, der wollte Ayrton nochmals sehen. Ich sagte ihm: ‹Tu dir das bitte nicht an!› Doch Gerhard ging ins Zimmer ...»

Nach dem Tod hatte die Familie Senna seinen Freund Josef gebeten, den Sarg nach São Paulo zu begleiten. Man bat die Fluggesellschaft Varig, den Toten nicht im Frachtraum zu transportieren.

Leberer: «So hat die Varig in der Mittelreihe der Business Class die Sitze ausgebaut und den Sarg aufgestellt. Die Leute in der Economy Class wussten gar nicht, dass sie mit ihrem toten Nationalhelden heimflogen!»

Im brasilianischen Luftraum begleiteten Kampfjets die Varig. Leberer: «Es war alles ausserirdisch. Wie dann die Beerdigung vor über zwei Millionen Menschen. Ein ganzes Volk trug Trauer!»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?