Es passierte heute vor 27 Jahren. Das Sauber-Team ist im Jahr seines Formel-1-Debüts auf dem Weg zu einem möglichen Mona- co-Glanzresultat, als es in der Loews-Haarnadelkurve kracht. Die beiden Sauber-Piloten JJ Lehto (heute 54) und Karl Wendlinger (51) kollidieren und schaffen es wegen der beschädigten Autos nicht ins Ziel.
Statt der möglichen Ränge 4 und 5 fasst Sauber ein Doppel-Aus, weil Lehto die Geduld verlor und sich an Wendlinger vorbeirempeln wollte.
Der Team-Crash ist für Lehto der Anfang vom Ende in der Formel 1. Er verewigt sich zwar mit den ersten Sauber-Punkten im Debüt-GP und wird per 1994 Teamkollege des aufstreben- den Michael Schumacher bei Benetton.
Von Schumi ausgebootet
Doch nach einem bösen Test-Crash vor Saisonstart verpasst der Finne mit einer Nackenverletzung die ersten Rennen, er wird durch Jos Verstappen ersetzt. Beim Comeback in Imola bleibt er auf dem Startplatz stehen, Pedro Lamy knallt ihm ins Heck. In den folgenden GP ist er ausser Form und hat gegen Schumi keinen Stich. Erneut bekommt Verstappen sein Auto, ehe Lehto Ende Saison nochmals für zwei Rennen im Sauber sitzt.
Danach ist die F1-Karriere mit erst 28 Jahren vorbei. Lehto verdingt sich im Tourenwagen- und Langstreckensport, gewinnt immerhin zweimal die 24 Stunden von Le Mans. Aber in der Formel 1 werden Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen die nächsten finnischen Weltmeister nach Keke Rosberg statt des einstigen Talents Lehto – den Rosberg als Manager in den GP-Sport brachte und ihm zur international verständlicheren Kurzform seines Namens Jyrki Juhani Järvilehto riet.
Aber auch nach der Karriere gehts abwärts. Am 17. Juni 2010 betrinkt sich Lehto bei einem Ausflug mit einem Kollegen auf seinem Boot heftig. Bei der Fahrt durch einen Kanal knallt das Schiff in einen Brückenpfeiler. Der Ex-Rennfahrer wird verletzt, sein Kollege stirbt.
Lehto wird angeklagt und im Dezember 2011 verurteilt. Ein finnisches Bezirksgericht sah es als erwiesen an, dass er schwer alkoholisiert und mit überhöhter Geschwindigkeit den Todescrash verursacht hatte. Das Urteil: zwei Jahre und vier Monate Gefängnis. Die Staatsanwaltschaft hatte fünf Jahre Knast gefordert.
Aber Lehto geht nicht als Mörder hinter Gitter. Der Ex-Sauber-Star hatte stets von alkoholbedingten Erinnerungslücken gesprochen und versichert, dass sein Kollege das Boot gesteuert habe.
Die Berufung ist erfolgreich: Ein Jahr nach dem Urteil in erster Instanz wird Lehto vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Es gibt keine Beweise, dass er selber das Boot gesteuert hat.
Heute arbeitet Lehto als TV-Experte und Zeitungskolumnist in Finnland. Kennzeichen: seine oft kontroverse Meinung zum Rennsport-Geschehen.