Interview mit Leimer-Sponsor
«Sind Sie ein Verrückter, Herr Gantenbein?»

Rainer Gantenbein (57), ledig, sitzt einfach da. Er geniesst hier im Formel-1-Fahrerlager von Abu Dhabi die Atmosphäre. Kaum einer weiss, dass dies der Mann ist, der GP2-Pilot Fabio Leimer (22) mit bisher über 15 Mio. Franken unterstützte. Bis zum heutigen Sauber-Test.
Publiziert: 15.11.2011 um 14:26 Uhr
|
Aktualisiert: 05.10.2018 um 01:42 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
Von Roger Benoit aus Abu Dhabi

BLICK: Herr Gantenbein, wer sind Sie?
Rainer Gantenbein: Ich bin ein Unternehmer. Besitzer der Bautro AG und Motorsportfan, der früher selbst Rennen mit einem Porsche fuhr. «Bautro kommt, die Feuchtigkeit geht. Wir sind so schnell wie die Feuerwehr bei Wasserschäden.»

Ein guter Werbeslogan. Wie viele Leute beschäftigen Sie?
Ich habe zwischen 55 und 60 Mitarbeiter in 17 Filialen. Mit Hauptsitz in Worblaufen bei Bern.

Aber Sie sind St. Galler. Wie lernt man da den Aargauer Fabio Leimer kennen?
Zufall. Das war vor rund elf Jahren. Da hat mich seine Familie mal angefragt, ob ich Fabio etwas unterstützen könne. Ich gab ihm damals 500 Franken.

Und dann?
Ich habe natürlich verfolgt, was er mit dem Kart machte und war bald einmal von seinem Talent beeindruckt. Bei einer EM-Ausscheidung in Lyon wurde er gleich Fünfter. Da sein Vater ein eigenes Team auf die Beine stellte, schaute ich, dass die Sache professioneller wurde. Irgendwie erinnert mich der Aufstieg etwas an die Vettels.

Es floss also immer mehr Geld aus Ihrer eigenen Kasse, ohne eine grosse Gegenleistung …
Richtig. Ich wollte einfach etwas bewegen.

Mit bisher weit über 15 Millionen Franken, wie Sie BLICK einmal verrieten. Sind Sie ein Verrückter?
Sicher. Ich hätte ja dafür mehrere Mehrfamilienhäuser bauen können.

Wie reagiert eigentlich Ihr engeres Umfeld auf, sagen wir mal, Ihre Grosszügigkeit?
Sehr positiv. Allerdings habe ich verschiedene Kollegen, die noch mehr Geld als ich besitzen, nie ins Boot ziehen können. Die wollen an Geschäften nur verdienen.

Und Sie?
Klar betrachte ich die Förderung von Fabio auch als Investment. Es wäre natürlich toll, wenn einiges Geld wieder zurückfliessen würde, wenn es Fabio in der Formel 1 packt. Aber mein Engagement ist auch eine Herausforderung.

Haben Sie da Vorbilder?
Ja. Willi Weber, den früheren Manager von Michael Schumacher. Er begleitete ihn fast 20 Jahre, ermöglichte ihm den Aufstieg. Zuerst als Mäzen, dann als Manager.

Setzen Sie mit Fabio Leimer auch aufs richtige Pferd?
Ich hoffe es. Ich glaube an ihn. Und die Grundidee bleibt die gleiche: Ich muss ihm ein professionelles Umfeld bieten. Mit Manager Stefan Meier. Und mit Otmar Keller hat er jetzt auch einen Physiotherapeuten, der früher für die Alinghi, Tom Lüthi und die Fussball-Nati im Einsatz war.

Was bleibt das Ziel?
2013 wollen wir in die Formel 1 einsteigen. Mein Traum ist, dass er es bei einem Schweizer Team schafft. Also bei Sauber.

Sie haben jetzt sicher über eine Viertelmillion Franken für den Formel-1-Test hier am Dienstag mit dem Hinwiler Boliden hinlegen müssen …
Über genaue Summen rede ich nicht! Wenn Fabio was braucht, dann bekommt er es auch.

Hatten Sie eigentlich für 2012 konkrete Angebote aus der Formel 1?
Wir führten Gespräche mit Virgin oder Hispania. Aber ich ziehe es vor, Fabio eine dritte Saison in der GP2-Serie zu bieten. Da wir beim Race-Engineering-Team endlich seriöse Leute getroffen haben, sollten sich nächste Saison die erwarteten Erfolge einstellen. Fabio muss sich wohlfühlen, keinen Druck spüren. Dann gewinnt er noch mehr als die bisherigen drei GP2-Rennen.

Wenns nicht klappt?
Wenn man von etwas überzeugt ist, dann stellt sich diese Frage nicht.

Haben Sie eigentlich noch mehr teure Hobbys?
Nein, ich spiele sehr gerne Golf, habe aber nur Handicap 19, weil ich ja noch arbeiten muss. Ich will mit Bautro die klare Nummer 1 in der Schweiz bleiben!»

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?