Viele hektische Rennen prägten die verkürzte Corona-Saison 2020 – beim Saisonabschluss in Abu Dhabi dagegen bleibt es ruhig. Max Verstappen feiert im Red-Bull-Honda einen souveränen Start-Ziel-Sieg. Der Holländer hält die beiden Mercedes in Schach. Valtteri Bottas wird Zweiter, Lewis Hamilton Dritter.
Dagegen dürften alle drei Ferrari-Teams froh sein, dass die Saison vorbei ist. Leclerc (13.) und Vettel (14.) im Werksteam, Räikkönen (12.) und Giovinazzi (16.) im Alfa-Sauber, Magnussen (18.) und Grosjean-Ersatz Fittipaldi (19.) im Haas-Ferrari: alle punktelos und überrundet!
Vettel singt über Funk
Trotz der Ferrari-Pleite: Sebastian Vettel (33) lässt sich auf der letzten Ehrenrunde für die Roten etwas Spezielles einfallen. Der Deutsche singt zum Abschied bei Ferrari auf italienisch (im Video)! Vettel schaut immer wieder nach unten, dann wieder rauf auf die Strecke. Scheint so, als hätte er für sein Liedchen einen Zettel vorbereitet, von dem er abliest.
Seine Bilanz in sechs Ferrari-Jahren, bevor er nächste Saison im Aston Martin (bisher Racing-Point) fährt: 118 Rennen, 14. Siege.
Verstappens zehnter Sieg
Max Verstappen (23) gewinnt seinen 10. Grand Prix seit der Premiere 2016 in Barcelona. Es war das erste Rennen des Holländers im A-Team der Bullen – weil man damals nach drei Rennen den Russen Kvyat degradierte. In dieser Saison gewann er bisher ein Rennen, anfangs August in Silverstone.
Verstappen freut sich im Siegerinterview, dass seine am Samstag herausgefahrene Pole-Position ihm zum Triumph verhalf: «Die Pole war natürlich der wichtigste Baustein. Im Rennen muss man dann nur noch auf die Reifen schauen.»
Bottas trotzdem Vizeweltmeister
Obwohl Verstappen in Abu Dhabi gewinnt, bleibt Mercedes-Finne Bottas WM-Zweiter. Er setzt sich zum Abschluss gegen Teamkollege Hamilton durch, steht als zweiter auf dem Abu-Dhabi-Podest und rettet neun Punkte auf Verstappen.
«Das war ein solides Rennen von mir, mehr lag nicht drin», sagt Bottas. Und fügt an: «Jetzt sind wohl alle froh, dass es zu Ende ist.» Rückblick: Von anfangs Juli (Spielberg) bis jetzt fanden 17 Rennen statt. Wer hätte im Frühling gedacht, dass die Formel 1 ihre grosse Pläne durchsetzen kann und so auch in den Genuss aller TV-Gelder kommt.
Hamilton nicht ganz der Alte
Lewis Hamilton (35) hat seinen siebten Weltmeistertitel seit Längerem im Trockenen. Nach seiner Corona-Abwesenheit beim zweiten Bahrain-Rennen letztes Wochenende ist er «noch nicht auf hundert Prozent», wie er selber sagt. Dennoch steht er als Dritter zum 157. Mal auf dem Podest, zum 14. Mal im 2020.
Der Brite zum Saisonabschluss: «Wenn man nicht fit ist, muss man auch mit dem dritten Platz zufrieden sein. Die lange Isolation hat mich geschwächt und wenn du einige Kilos verlierst und dauernd müde bist, dann kommt das Saisonende zur richtigen Zeit.»
Miserable Ferrari-Saison zu Ende
Dass das Team aus Maranello WM-Sechster wird, war schon vor dem Abschluss-Rennen klar. WM-Sechster, also so schlecht wie seit 40 Jahren nicht mehr. Und jetzt kommt dazu: Seit 1992 beendet Ferrari die erste Saison ohne Führungsrunde!
Sinnbildlich für die missratene Saison auch im letzten GP: Ferrari-Hoffnung Charles Leclerc (23) ist nach seinem Boxenstopp in Runde 23 zwischenzeitlich Letzter des ganzen Feldes. Leclerc wird am Schluss 13., Vettel direkt hinter ihm 14., beide werden überrundet.
Räikkönnen vor den Ferrari
Obwohl Alfa-Sauber zum Saisonabschluss keine Punkte holt und auf den 8 Zählern sitzen bleibt (gegenüber 57 von letzter Saison), ein Mini-Erfolg gelingt dennoch: Kimi Räikkönen behauptet sich über viele Runden vor Ferrari-Pilot Charles Leclerc, wird vor dem Monegassen und dessen Teamkollegen Sebastian Vettel 12.
Antonio Giovinazzi wird 16. Weil auch Haas-Ferrari und Williams zum Abschluss nicht punkten, hat Alfa-Sauber den 8. WM-Rang nun definitiv auf sicher.
Teamchef Frédéric Vasseur: «Wir beenden die Saison mit einer positiven Leistung dieses Wochenende. Wir holten aus dem heutigen Rennen alles heraus, es war eine gute Leistung von jedem im Team: Es zeigt, wie wir uns im Vergleich zum Saisonanfang verbesserten. Es war keine einfache Saison.»
Kimi Räikkönen (12.): «Es war ein gutes Rennen mit einer guten Geschwindigkeit im Vergleich zu den letzten paar Wochen. Wir waren an den Leuten vor uns nahe dran, aber aus dem heutigen Rennen konnten wir nicht mehr herausholen.»
Antonio Giovinazzi (16.): «Es war nicht das einfachste Rennen, beim Start passierte auch nicht viel. Wir entschieden uns, bei der Safety-Car-Phase auf den Medium-Reifen zu bleiben in der Hoffnung, aus einer weiteren möglichen Neutralisation Kapital zu schlagen. Diese kam aber nicht.»
Teamchef Frédéric Vasseur: «Wir beenden die Saison mit einer positiven Leistung dieses Wochenende. Wir holten aus dem heutigen Rennen alles heraus, es war eine gute Leistung von jedem im Team: Es zeigt, wie wir uns im Vergleich zum Saisonanfang verbesserten. Es war keine einfache Saison.»
Kimi Räikkönen (12.): «Es war ein gutes Rennen mit einer guten Geschwindigkeit im Vergleich zu den letzten paar Wochen. Wir waren an den Leuten vor uns nahe dran, aber aus dem heutigen Rennen konnten wir nicht mehr herausholen.»
Antonio Giovinazzi (16.): «Es war nicht das einfachste Rennen, beim Start passierte auch nicht viel. Wir entschieden uns, bei der Safety-Car-Phase auf den Medium-Reifen zu bleiben in der Hoffnung, aus einer weiteren möglichen Neutralisation Kapital zu schlagen. Diese kam aber nicht.»
McLaren überholt Racing-Point
Eine grosse Frage zum Saisonabschluss: Welcher Rennstall wird WM-Dritter? Vor dem letzten Rennen lag Racing-Point vorne, besonders nach dem überragenden zweiten Rennen in Bahrain (Sieger Pérez, Dritter Stroll).
Doch in Abu Dhabi klassieren sich die orangefarbenen Autos von McLaren auf dem fünften (Norris) und sechsten Platz (Sainz), während Sergio Pérez in Runde 11 sein Auto abstellen muss und Lance Stroll als 10. nur einen Punkt holt. McLaren schnappt Racing-Point den 3. Platz und damit einige Millionen weg!
Wir erinnern uns: Ohne die «Copygate»-Strafe hätte Racing-Point 15 Punkte mehr und wäre Dritter. Diese Strafe schleppte das Team seit dem Spätsommer mit, weil man offenbar den Mercedes von 2019 fast mit jedem Teil kopiert hat.
Pérez fällt beim letzten Rennen aus
Vor einer Woche in Bahrain fuhr Sergio Pérez (30) im Racing Point sensationell zu seinem ersten Sieg im 190. Rennen. Hier in Abu Dhabi startet er mit einem neuen Motor (seinem vierten) aus der letzten Reihe.
Zuerst rollt der Mexikaner das Feld von hinten auf. Kratzt schon fast an den Top 10. Dann der Schock: Pérez muss früh sein Auto abstellen! Wegen fehlendem Öldruck endet sein letztes Rennen in der Formel 1 (ausser er kommt zu Red Bull) in Runde 10. Ein bitteres Ende – doch der Bahrain-Triumph vor einer Woche dürfte eine riesige Genugtuung zum Abschied sein.
Albon bei seiner letzten Chance Vierter
Seit Alex Albon (24) im Red Bull-Honda das Wasser am Hals hat, gibt der Thai plötzlich wieder Gas. Hinter den beiden Mercedes fährt er auf den vierten Rang.
Bald soll sich Red Bull entscheiden, ob man 2021 Pérez ins Boot holt – oder weiter an Albon festhält. Ob der siebte WM-Rang und der solide Eindruck beim letzten Saisonrennen reicht?
A propos Albon: Wenn man auf die Saison zurückblickt, sieht man, dass die Bullen beim Thai Ende Oktober in Portugal den schnellsten Boxenstopp aller Zeiten durchführten: 1,86 Sekunden!
Ricciardos Erfolg zum Renault-Abschied
Daniel Ricciardo wird mit seinem 7. Platz zum Abschluss WM-Fünfter, während sein Renault-Teamkollege Esteban Ocon die Saison als WM-Zwölfter beendet.
Dem Australier gelingt in der allerletzten Runde für Renault ein Coup, bevor er zu McLaren wechselt: Er schnappt Sieger Verstappen in der 55. Runde von Abu Dhabi die schnellste Runde weg.
Unsichtbarer Jubiläums-Haas und eine schöne Geste
Der 100. GP für den US-Rennstall Haas-Ferrari ist keine aufregende Sache: Vor dem ausgeschiedenen Pérez klassieren sich Magnussen (18.) und Grosjean-Ersatz Fittipaldi (19.) am Ende des Feldes.
Und vor dem Rennen verabschiedete sich die Formel 1 mit einem von allen Piloten unterschriebenen Helm Liberty-Geschäftsführer Chase Carey. Ab 1. Januar übernimmt ja der Italiener Stefano Domenicali das Zepter. Also der frühere Ferrari-Teamchef und CEO von Lamborghini.
So gehts weiter
Für die GP-Piloten ist die Saison zu Ende. Für die Teams noch nicht ganz: Am Dienstag findet in Abu Dhabi der Young Driver Test, wo Nachwuchsfahrer Erfahrung im Formel-1-Auto sammeln dürfen.
Was da Fernando Alonso (39) im Renault, Robert Kubica (36) im Alfa-Sauber und Sébastien Buemi (32) bei einem der zwei Bullen-Teams zu tun haben, weiss wohl nur die FIA. Die hat sich gegen alle Proteste von vielen Teams mit einem fragwürdigen Regelwerk durchgesetzt.
Die neue Formel-1-Saison startet dann voraussichtlich mit dem GP am 21. März in Melbourne.
WM-Endstände Piloten
1. Hamilton 347
2. Bottas 223
3. Verstappen 214
4. Pérez 125
5. Ricciardo 119
6. Sainz 105
7. Albon 105
8. Leclerc 98
9. Norris 97
10. Gasly 75
11. Stroll 75
12. Ocon 62
13. Vettel 33
14. Kvyat 32
15. Hülkenberg 10
16. Räikkönen 4
17. Giovinazzi 4
18. Russell 3
19. Grosjean 2
20. Magnussen 1
21. Latifi 0
22. Aitken 0
23. Fittipaldi 0
WM-Endstände Teams
1. Mercedes 573
2. Red Bull-Honda 319
3. McLaren-Renault 202
4. Racing-Point 195
5. Renault 181
6. Ferrari 131
7. AlphaTauri-Honda 107
8. Alfa-Sauber 8
9. Haas-Ferrari 3
10. Williams 0