Das Corona-Gespenst mit jetzt fast 650 '000 Fällen und rund 30'000 Toten in 199 Ländern legt den weltweiten Sport lahm. Die Absagen der Tour de France und von Wimbledon werden folgen. Da braucht man kein Prophet zu sein. Zu den vielen Träumern in der Formel 1, die weiter von 15 bis 18 Rennen in diesem Jahr ausgehen, gehört leider auch Montreal. Die überaus vorsichtigen Kanadier, die übrigens als erstes Land einen Olympia-Boykott für 2020 machten, wollen den WM-Start am 14. Juni (nach bisher acht Absagen) durchboxen. Aber hallo, über die Hälfte der GP-Leute kommt aus Italien, Frankreich, den USA und England.
Ferrari will wieder arbeiten
Die Wahnsinns-Nachricht des Tages kommt aus Italien: Ferrari will in den nächsten zwei Wochen die Fabriktore in Maranello und Modena wieder öffnen. Bei Alfa-Sauber wartet man ab. Teammanager Beat Zehnder: «Je nachdem, wie sich die Situation in England, Italien und bei uns entwickelt, könnte die laufende Shutdown-Periode verlängert werden.» So tönen vernünftige Aussagen.
Budget-Grenze führt zu Entlassungen
Die Zeit nach Corona wird die Formel 1 einbremsen, der Gigantismus hat ausgedient. Und mit der ersten Stufe der Budget-Obergrenze von 175 Millionen Dollar müssen die Topteams Mitarbeiter in allen Bereichen entlassen. Auch wenn dazu die Fahrergehälter, der Lohn der drei bestbezahlten Mitarbeiter, das Marketing usw. nicht dazu gehören.
Vasseur befürchtet Finanznot
Wie sagte Alfa-Sauber-Chef Fréderic Vasseur (51) gegenüber SonntagsBlick schon am Tag der Australien-Absage in Melbourne: «Die Formel 1 muss endlich begreifen, dass unser Sport nicht der Mittelpunkt der Erde ist.» Jetzt wurde der Franzose im Privatfernsehen noch deutlicher: «Weil viele Rennen ausfallen und die Einnahmen, auch vom TV, ausbleiben, könnte dies einige Teams in Finanznot bringen.» Bei der letzten Krise 2007 an den Finanzmärkten verlor die Formel 1 Toyota, Honda und BMW. Vasseur: «Ähnliches könnte jetzt wieder passieren. Und wenn wir plötzlich mit drei Rennen an drei Wochenenden die Saison doch noch irgendwie durchzwängen wollen, stösst das bei allen Mitarbeitern an die Grenzen.»
«Nicht der richtige Zeipunkt»
Das Schlusswort gehört ebenfalls Vasseur: «Die Welt dreht sich nicht um uns. Brutal gesagt: Für die Gesellschaft sind wir nicht besonders nützlich. Die Formel 1 muss jetzt demütig und ruhig bleiben. So lange Menschen erkranken, ist es nicht der richtige Zeitpunkt, um unsere Autos im Kreis herumfahren zu lassen!»