Ferrari, schon immer das Haus der 1000 Lügen und Wahrheiten, steht nach 79 Trauer-Wochen endlich wieder im glorreichen Rampenlicht der Formel 1. Der Sieg von Sebastian Vettel beim GP Australien hat die lange leidenden Tifosi verzückt – und die siegesgewohnten Mercedes-Anhänger verärgert.
Gut so. Denn dieser längst in der Kritik stehende Show-Sport braucht so schnell wie möglich wieder einen Konkurrenz-Kampf zwischen Giganten. Wie zuletzt um die Jahrtausendwende mit Mika Häkkinen (McLaren-Mercedes) gegen Michael Schumacher (Ferrari).
Sogar Lewis Hamilton, der im Mercedes «nur» Zweiter wird, freut sich auf packende Duelle mit den Roten: «Dieses Jahr sehen wir die Besten gegen die Besten fahren. Und die besten Piloten ganz oben. Endlich sind Vettel und ich an einem Punkt, wo wir wieder richtige Rennen fahren können.»
Bottas hat in der Quali schon mal gepatzt
Melbourne hat dieses Superduell für 2017 angekündigt: Vettel (Ferrari) gegen Hamilton (Mercedes). Die zwei besten Fahrer der Gegenwart (Sorry Alonso, du sitzt im falschen Auto) in den zwei Topteams (Sorry Red Bull),)die sich bei den Budgets und Mitarbeitern kaum um Zahlen kümmern.
Beide werfen jährlich locker eine halbe Milliarde Franken in die Schlacht, lassen mit ihren Motorenzentralen die Anzahl der Angestellten auf jeweils über 1500 springen.
Der Erfolg ist alles. Dafür werden Vettel und Hamilton auch jährlich mit einem Salär von rund 35 Millionen Franken vergoldet. Die finnischen Teamkollegen Kimi Räikkönen und Valtteri Bottas kennen ihre Aufgabe. Sie müssen zur Stelle sein, wenn den fahrenden Chefs was passieren sollte.
Bottas hat in der Qualifikation schon mal gepatzt, verschenkte mit dem zu späten Drücken des Power-Knopfes fast zwei Zehntel und damit den Startplatz neben Pole-Mann Hamilton. Und schon profitierte Vettel, weil Hamilton der Puffer nach hinten fehlte.
Hoffen auf hautnahe Duelle
Es werden weiter die Kleinigkeiten entscheiden, wenn am 9. April in China die erste Rache von Mercedes angesagt ist. Dauernd will Silberpfeil-Chef Toto Wolff aus dem Thurgau sicher nicht mit beiden Händen auf den Tisch in der Garage hauen, wenn der Gegner strategisch besser liegt. Und Ferrari-Chef Maurizio Arrivabene aus Lausanne wollen wir auch nicht mehr monatelang mit grimmiger Miene im Fahrerlager sehen.
Vettel–Hamilton: Diesen Zweikampf muss die Formel 1 durch die erste Saison nach der Technikwende retten. Dass es in Melbourne am Sonntag nur zu fünf Überholmanövern kam, macht die Sache noch delikater.
Zuletzt hatte Ferrari übrigens 2007 hier in Melbourne gewonnen. Es war das Jahr, in dem Kimi Räikkönen dann auch mit 110 Zählern Weltmeister wurde. Weil sich die punktgleichen Alonso und Hamilton (je 109!) im McLaren-Mercedes-Streit nicht mal eine tote Ratte gönnten.
2008 liess sich Ferrari zuletzt als Team-Weltmeister feiern. Doch Massa verlor damals den Fahrertitel nach seinem Sieg in Brasilien, weil Hamilton im Regen noch drei Kurven vor dem Ziel auf den rettenden Platz 5 rutschte – 98:97. In beiden Jahren war es aber kaum zu hautnahen Duellen gekommen! Anders als bei Schumi–Häkkinen. Und anders als hoffentlich dieses Jahr bei Vettel–Hamilton.
Im Notfall (Verletzung, Krankheit) wird Ferrari auf seinen Ersatzfahrer Antonio Giovinazzi (23) zurückgreifen. Dieser ultraschnelle Süditaliener, nur mit Talent in sehr bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, hat am Sonntag als Sauber-Pilot mit dem 12. Platz schon mal alle überzeugt. Und Mercedes würde wohl von Force India-Mercedes seinen französischen Schützling Esteban Ocon (19), der in Australien Zehnter wurde, ins Werks-Boot holen. (R.B.)
Im Notfall (Verletzung, Krankheit) wird Ferrari auf seinen Ersatzfahrer Antonio Giovinazzi (23) zurückgreifen. Dieser ultraschnelle Süditaliener, nur mit Talent in sehr bescheidenen Verhältnissen aufgewachsen, hat am Sonntag als Sauber-Pilot mit dem 12. Platz schon mal alle überzeugt. Und Mercedes würde wohl von Force India-Mercedes seinen französischen Schützling Esteban Ocon (19), der in Australien Zehnter wurde, ins Werks-Boot holen. (R.B.)