Darum gehts
- Kevin Magnussen investiert in Schweizer Unternehmen für Motorsport-Simulatoren
- Magnussen sieht Simulatoren als Chance für talentierte, aber weniger wohlhabende Rennfahrer
- Der Däne wird entgegen anderen Formel-1-Stars nicht in Alkohol investieren
Bei seinem ersten Formel-1-Rennen stand er auf dem Podium. Damit war er einst das Wunderkind von McLaren. Mittlerweile fährt Kevin Magnussen (33) nicht mehr in der Formel 1, doch der Däne sitzt auch heute noch im Cockpit. Derweil denkt er aber längst weiter als nur bis zum Gaspedal. Seit Mai ist der Mann aus Roskilde an einem aufstrebenden Schweizer Unternehmen beteiligt.
«Motorsport für alle» ist die Vision
Über gemeinsame Kontakte lernte er den Schweizer Unternehmer Francisco Fernandez kennen. Dieser gründete 2018 Racing Unleashed. Ein Betrieb mit grossen Visionen: Motorsport aus dem Simulator. Statt Benzin und Lärm gibt es in Racing-Lounges Bildschirme und Gurten, die g-Kräfte simulieren. Das Ziel: Alle sollen ihr Talent am Steuerrad zeigen können – und vielleicht eines Tages in echte Rennwagen wechseln.
Magnussen war sofort fasziniert von der Idee des Bankensoftware-Gründers. «Motorsport war bis anhin nur etwas für Reiche», sagt er im Gespräch mit Blick in der edlen Racing Lounge beim Zürcher HB. «Karts, Ersatzteile, Reisen. Das kostet alles ein Vermögen. Dank der Simulatoren wird das Rennautofahren nun endlich zugänglicher für Tausende Talente da draussen.»
Der namhafte Investor ist sich sicher, dass mit den Simulatoren schon jetzt extrem viel möglich ist: «Ich hätte keine Chancen gegen die aktuell besten Sim-Fahrer.»
Die Schattenseiten des Traumstarts
Magnussen, der das Rennfahrer-Gen von seinem Vater Jan erbte, erreichte die Königsklasse des Motorsports noch klassisch. Diese begann 2014 märchenhaft: Bei seinem ersten Formel-1-Rennen in Australien erreichte er direkt das Podium.
Rückblickend sagt er: «Das war wohl das Schlimmste, was hatte passieren können. Die Erwartungen waren danach riesig. Ich war erst 21, und plötzlich schaute die ganze Welt auf mich.» So blieb es die einzige Top-3-Platzierung seiner ganzen, 185 Grands Prix andauernden Karriere, obwohl sein Team damals den besten Motor des Feldes hatte: «Aber das Chassis war einfach zu wenig gut. Darum waren wir nicht konstant.»
Nach weiteren Jahren bei McLaren, Renault und Haas ist Magnussen seit dieser Saison in der Langstrecken-WM zu Hause. Dort möchte er sich einen Traum erfüllen. «Die 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen, ist das grosse Ziel», sagt er entschlossen. Noch ist er sich aber am Zurechtfinden im BMW-Hypercar: «Der Umstieg war wie ein Neuanfang.»
Piastri ist Magnussens Favorit
Den Kontakt zur Formel 1 hat Magnussen trotz seiner Neuausrichtung nicht verloren. «Ich schaue jedes Rennen», erzählt er. Besonders bewegt habe ihn der Podestplatz seines ehemaligen Teamkollegen und Rivalen Nico Hülkenberg in Silverstone. «Ich habe das Rennen aus seiner Garage mitverfolgt. Er hat sich das verdient. Es war eine grossartige Leistung.»
Auch zum aktuell umkämpften Geschehen in der Formel 1 äussert sich Magnussen. Für Blick versetzt er sich in die Rolle der McLaren-Bosse: «Im Moment würde ich auch noch keine Stallorder durchsetzen. Ab einem gewissen Punkt müssen sie aber schon vorsichtig sein. Max kommt immer näher.»
Der Favorit auf den WM-Titel ist für Magnussen klar: «Ich denke, Oscar Piastri holt sich das Ding. Und dann soll Charles Leclerc (Ferrari, d. Red.) irgendwann auch mal den Titel holen.»
«Ich mache mein eigenes Ding»
Während andere Formel-1-Persönlichkeiten wie Valtteri Bottas oder Daniel Ricciardo ihre Namen für Wein und Gin hergeben, verfolgt Magnussen andere Investitionsmöglichkeiten. Auf die Frage, warum sich einige Fahrer für solche Engagements entscheiden, sagt er: «Ich weiss nicht, warum sie das tun. Ich mache mein eigenes Ding.»
Neben Racing Unleashed ist der Vater von zwei Töchtern auch beim französischen Zweitligisten Le Mans FC investiert. An der Seite von den Co-Investoren Felipe Massa und Novak Djokovic ist er dort aber eher für das Image des Fussballklubs verantwortlich als für strategische Entscheidungen: «Ich schaue die Spiele zwar gern, bin aber kein grosser Fussballkenner. In erster Linie ist das Investment eine Herzensangelegenheit. Das Stadion liegt ja mitten in der Rennstrecke – das passt perfekt.»
Ob im Le-Mans-Auto oder als Investor − es scheint, als ob der Fahrer, der für seine eigenwilligen Linien und direkte Art bekannt war, durchaus auch im Team arbeiten kann.