Vor einem Jahr hatte es in den acht Tagen von Barcelona noch einen hauchdünnen Distanz-Sieg von Ferrari gegen Mercedes gegeben: 3845:3836. Das sind gerade mal zwei Runden Unterschied!
Der letzte Tag im wieder sommerlichen Montmelo etwas ausserhalb der katalonischen Hauptstadt begann nicht mehr mit einer Überraschung. Nach Kimi Räikkönen (35) am Donnerstag durfte oder musste auch Ferrari-Teamkollege Sebastian Vettel (28) den «Heiligenschein» testen.
Der Wahlschweizer: «Die Sicht ist einigermassen okay, natürlich sieht das Ding nicht sehr schön aus. Wichtig ist aber die Sicherheit. Ich kenn mit Henry Surtees (Formel 2) und Justin Wilson (Indycar), die mit diesem System noch leben würden. Und deshalb müssen wir über die Sache nicht diskutieren.»
Nun, der dreifache Weltmeister Lewis Hamilton (31) wurde auf Instagram noch deutlicher: «Dieser Kopfschutz oder was ist die schlimmste Modifikation, seit ich in der Formel 1 bin. Das darf doch nicht wahr sein!
Fans weiter gegen «Heiligenschein»
Die Fans haben ja in allen Umfragen bis zu 88 Prozent den «Heiligenschein» als Mist abgestempelt. Aber die FIA und vor allem Fahrersprecher Alexander Wurz (der behauptet alle seien dafür!) wollen dieses System spätestens ab 2017 einführen. Neben Hamilton getrauten sich nur noch Nico Hülkenberg und mit etwas weniger starken Worten Räikkönen den «Kopfschutz», der die Sicht stark beeinträchtigt, öffentlich zu kritisieren.
Zuverlässigkeit schlägt Schnelligkeit
Der letzte Tag stand bis zur Mittagspause wieder ganz im Zeichen der Zuverlässigkeit. Da haben die meisten Teams viel Respekt davor. Klar, wer seine Kiste nicht ins Ziel bringt, kann auch nicht punkten!
Und die Schnelligkeit? Bisher Fehlanzeige. Die beiden schnellsten Zeiten von Räikkönen (1:22,7) und Vettel (zweimal 1:22,8) auf dem Ultra-Soft-Gummi (violett markiert) können kaum Bombenzeiten sein.
Mercedes weiter überlegen?
Hamilton stand diesen Morgen einmal kurz aufs Gas, mit den Medium-Reifen (drei Stufen hinter dem Ultra-Soft!) und fuhr locker 1:24,133. Ja, die Silberpfeile haben die beiden weichsten Mischungen gar nicht bei Pirelli angefordert. Und die vier Sätze der weichen Reifen waren bei Mercedes schnell aufgebraucht!
Arroganz? Sicherheit? Will man die Rivalen nicht aufschrecken? Die Experten sind sich wegen der Geheimniskrämerei von Mercedes plötzlich nicht mehr so einig: Hat Ferrari über den Winter den Rückstand von 0,8 Sekunden auf die Silberpfeile sogar verringern können?
Wenn ja, dann wird der seit Wochen polternde Ferrari-und Fiat-Präsident Sergio Marchionne seine fast unrealistischen Forderungen (Pole-Position in Australien und WM-Titel) vielleicht bald einmal verstärken.
Hamilton bleibt liegen
Und Mercedes, so stellten die Ingenieure fest, haben heute schon in der ersten Runde soviele Testkilometer abgespult wie der Sieges-Porsche von Hülkenberg 2015 in Le Mans bei der 24-Stunden-Schlacht – 5383 Kilometer! Bis Mittag legte Hamilton noch 69 Runden dazu, also rund weitere 320 Kilometer.
Und dann um 12.51 Uhr der Schock: Hamilton bleibt erstmals liegen, Mit einem lauten Knall. Getriebe! Kann ja mal passieren, wenn man erst mit dem zweiten Motor unterwegs ist.
Um 15.05 Uhr ging es aber nach einer schnellen Reparatur bereits weiter: Rosberg klettert ins Cockpit, drehte nochmals 70 Runden. Am Vortag hatte auch Renault in zwei Stunden das Getriebe gewechselt! ….
Ericsson drehte 132 Runden
Bei Sauber brachte es Marcus Ericsson (25) am Morgen auf 57 Runden und 1:25,031. Rund 0,3 Sekunden langsamer als Nasr am Vortag, ebenfalls auf dem weichen Gummi. Am Nachmittag fuhr der Schwede weitere 75 Runden (total 132), wurde aber nicht schneller. Trotzdem kann das Fazit gezogen werden, dass der C35 kein Flop und schon zuverlässig ist.
News von der Affen-Theater- Front: Der Weltrat der FIA hat am Freitag beschlossen, das neue Quali-System mit dem Ausscheidungsverfahren im 90-Sekunden-Intervall bereits in Melbourne am 19. März einzusetzen. Offenbar hat man die Software für alle drei Quali-Sitzungen (Q1, 2 und 3) endlich gefunden.
**
Barcelona-Test II (4. Tag, 4,655 km, 19 Grad)
1. Vettel (Ferrari) 1:22,852
2. Sainz (Toro Rosso-Ferrari) 1:23,134
3. Massa (Williams-Mercedes) 1:23,644
4. Pérez (Force India-Mercedes) 1:23,721
5. Hamilton (Mercedes) 1:24,133
6. Ricciardo (Red Bull-Tag Heuer) 1:24,427
7. Button (McLaren-Honda) 1:24,714
8. Palmer (Renault) 1:24,859
9. Ericsson (Sauber-Ferrari) 1:25,031
10. Grosjean (Haas-Ferrari) 1:25,255
11. Gutiérrez (Haas-Ferrari) 1:25,432
12. Haryanto (Manor-Mercedes) 1:25,899
13. Rosberg (Mercedes) 1:26,140