Bei Red Bull hatte man heimlich auf einen Ausfall von WM-Leader Norris gehofft – das Schicksal meinte es noch besser. Jetzt hat Max Verstappen (28) – wie Oscar Piastri (24) – nur noch 24 Punkte Rückstand auf Lando Norris (26).
Bei zwei Rennen und einem Sprint (am kommenden Samstag in Doha) ist die Rechnung einfach: Gewinnt Verstappen alle drei Rennen und wird Norris jeweils Dritter, rettet der Brite noch zwei Punkte Vorsprung ins Ziel.
Bei den Fans und den Blick-Usern tobt jetzt fast ein «Machtkampf» zwischen Verstappen und Norris. Es gibt kaum noch neutrale Stimmen. Und an Piastri (seit sechs Rennen ohne Podest) glaubt fast niemand mehr. Wie die englischen Wettbüros, die den Australier nur noch mit der Quote von 12:1 anbieten. Norris (1,3:1), Verstappen (3,2:1).
Die Sünder-Messungen
McLaren muss den Flop als hausgemacht vor seinen zwei Fahrern verantworten. Man hatte bei der Höhe (oder eben der Tiefe) mit den Titan-Platten am Unterboden gespielt. Die zu grosse Abnutzung bestrafte gleich beide Piloten.
Statt den vorgeschriebenen neun Millimetern wurden bei Norris 8,88 Millimeter (vorne) und 8,93 (hinten) gemessen. Bei Piastri waren es vorne 8,96 Millimeter, in der Mitte 8,74 und hinten 8,90.
Wie Hülkenberg und Hamilton
Seit Hülkenberg in Bahrain und Hamilton in China über das gleiche Problem stolperten und disqualifiziert wurden, waren alle gewarnt. Doch man spielte auf den Strecken mit und ohne Bodenwellen weiter mit dem Feuer. Doch bei Hochgeschwindigkeiten (wie in Las Vegas) führte das zu häufigem und starkem Bodenkontakt.
Und als kurz vor Schluss plötzlich die Sensoren, die die Kräfte messen, mit denen das Auto aufschlägt, Alarm schlugen, war es zu spät. Norris wurde gewarnt und verlor auf Leader Verstappen plötzlich über drei Sekunden pro Runde!
Jetzt wird Piastri geopfert
Interessant, dass Piastri nicht gewarnt wurde. Daraus darf man keine Schlüsse ziehen, höchstens Vermutungen anstellen. Der Australier, der in Zandvoort einst 104 Punkte vor dem jetzt punktgleichen Verstappen lag, ist vor Katar und Abu Dhabi die klare Nummer 2 im Team.
Er muss sogar mit einer Stallorder rechnen. Die hatte er mit einem Vorsprung von 34 Zählern einst für sich reklamiert. Nun wird das Team der Fahrzeughöhe die erste Priorität einräumen. Denn eine Einstellung von fünf Millimetern mehr Höhe sollen die Autos – dem Abtrieb sei Dank – pro Runde fast um 0,3 Sekunden langsamer machen.
Verstappen als Gespenst
Im fast schon gewonnenen Titelkampf hätte man McLaren eigentlich zugetraut, im Endspurt die sichere Karte bei der Abstimmung zu spielen. Doch der Albtraum von einem möglichen «Verstappen-Wunder» war eben zu gross. Und jetzt hat McLaren-Mercedes den 69-fachen GP-Sieger in voller Grösse im Rückspiegel.
Der Holländer bleibt nach dem 6. Saisonsieg (Norris und Piastri haben je 7) cool, will die neue Situation gar nicht gross kommentieren: «Ich fahre in Katar und Abu Dhabi weiter auf Sieg. Dann sehen wir mal.» In Doha hatte der Bullen-Star 2024 vor Leclerc und Piastri gewonnen. In Abu Dhabi siegte vor einem Jahr Norris, da musste sich Max mit Platz 6 zufriedengeben.