Darum gehts
- Formel-1-Saison endet in Abu Dhabi. Blick zieht eine ungewöhnliche Bilanz
- Bernie Ecclestone feierte 95. Geburtstag. Ferrari enttäuschte als WM-Vierter ohne Sieg
- Nico Hülkenberg feierte nach 238 Anläufen ersten Podestplatz in Silverstone
Am Dienstag geht die Formel-1-Saison mit neunstündigen Testfahrten für die Pirelli-Reifen 2026 hier in Abu Dhabi zu Ende. Wie jedes Jahr zieht der Blick nach einer aufregenden Weltmeisterschaft eine etwas andere Bilanz. In 50 Tagen geht’s mit dem ersten Test in Barcelona weiter.
Bernie Ecclestone – eine der schillerndsten Figuren im Formel-1-Zirkus ist Bernie Ecclestone. Der Brite, seit fast 40 Jahren in Gstaad (BE) gemeldet, wurde am 30. Oktober stolze 95 Jahre alt. Die meisten Teams und das ganze Unternehmen verdanken Mister E. ihr Vermögen. 2009 wurde auch seine Vision mit einer GP-Strecke in Abu Dhabi wahr. Dazu musste das Meer für eine Insel aufgeschüttet werden.
Ferrari – die grossen Versprechungen von Teamchef Fred Vasseur (57) sind längst in den heiligen Hallen von Maranello an den Wänden zerschellt. Die Roten sind fast keinen Schritt weitergekommen, stellten schon Ende April die Weiterentwicklung ein – und jetzt redet man nur noch vom Neustart 2026. Wie 2020 und 2021 blieb Ferrari diesmal als WM-Vierter ohne GP-Sieg. Seither nur zehn Erfolge – zuletzt 2024 in Mexiko durch Sainz.
Lewis Hamilton – Blick hatte bereits am 1. Februar 2024 getitelt: «Macht sich Hamilton jetzt zum roten Clown?» Leider hat sich diese Schlagzeile nach dem spektakulärsten Transfer der letzten Jahre bewahrheitet. Der siebenfache Weltmeister, in den letzten Rennen immer stiller, wurde bei Ferrari nie glücklich. Der Sprint-Sieg in China konnte seine erste Saison ohne Podest nicht retten.
Teamchef Newey – der kanadische Milliardär Lawrence Stroll (60) sagt es offen: «Ich will mit meinem Geld den WM-Titel!» Dazu hat er bei Aston Martin längst das erfolgreichste Technik-Genie Adrian Newey (66, über 200 Formel-1-Siege mit Williams, McLaren, Red Bull) und die Honda-Motoren für 2026 gekauft. Doch jetzt stürzte Stroll Teamchef Cowell vom Thron – und setzte Chaot Newey drauf. Viele sagen: Die billigste Variante wäre Sohn Lance als Fahrer zu entlassen.
Nico Hülkenberg – kein GP-Pilot brauchte länger als der Deutsche, um seinen ersten Podestplatz zu feiern. In Silverstone war es nach 238 Anläufen endlich so weit: Hülkenberg durfte neben dem McLaren-Duo Norris/Piastri aufs Podest. Sauber freute sich mit. Es war nach Japan 2012 (Kobayashi) der erste Podestauftritt der Hinwiler Mannschaft. Für die Party musste man in England die Champagnerflaschen bei der Konkurrenz besorgen!
Liam Lawson – nach zwei Rennen bei Red Bull musste der Neuseeländer Liam Lawson schon wieder ins B-Team (Racing Bulls) zurück. Die Bullen beförderten dafür den Japaner Yuki Tsunoda vor dessen Heimrennen ins A-Team. Er sah dann 22 Rennen lang neben Verstappen nicht besser aus als Lawson (38 Punkte für Racing Bulls). Die Konsequenz: Tsunoda wurde nach sieben Jahren in der Dosen-Familie zum Reserve- und Simulator-Fahrer degradiert. Da flossen Tränen.
John Elkann – der milliardenschwere Ferrari-Chef John Elkann (49) hatte nach dem neuen Debakel in Brasilien die Schnauze voll. Der Italiener mit US-Pass tobte: «Unsere Fahrer sollten endlich weniger reden und dafür mehr Gas geben. Denn unsere Mechaniker und Ingenieure machen einen tollen Job!» Die Antwort aus dem Fahrerlager: «Elkann sollte weniger reden!» Denn er hatte Hamilton eingekauft.
Peter Sauber – die Frage nach 33 Saisons in der Formel 1: Drücken die bisherigen Hinwiler Fans auch Nachfolger Audi die Daumen? Zum Final nach 617 Rennen und knapp 1100 WM-Punkten war auch das Ehepaar Sauber angereist. Peter verriet: «Was mich am meisten schmerzt, ist, dass unsere Autos bei der Typennummer nicht mehr den Anfangsbuchstaben C haben werden.» Das C war stets Saubers Frau Christiane gewidmet. Mit dem C45 wurde diese Tradition in Abu Dhabi beendet.
Isack Hadjar – was bei der GP-Premiere in Melbourne mit einem Abflug im Racing Bulls in der Einführungsrunde begann, endete beim Final mit der Beförderung 2026 zu Red Bull, dann mit dem eigenen Motor. Der Franzose musste in Australien tränenüberströmt von Papa Hamilton getröstet werden. Sein Entdecker Marko: «Das war schon etwas peinlich.» 2026 soll der WM-Zwölfte Hadjar dem Bullen-König Verstappen auf den Zahn fühlen.
Gabriel Bortoleto – die Formel 1 schmiss 2025 nach englischen Schätzungen für über 35 Millionen Dollar Schrott in den Mülleimer. Für rund fünf Millionen zerlegte der Brasilianer Gabriel Bortoleto dreimal den Sauber in Tausende von Einzelteilen. Vor allem beim Sprint-Abflug vor der eigenen Haustüre in São Paulo. Da retteten ihn alle Schutzengel vor einem bösen Ende. Billigster Fahrer? Verstappen mit knapp 150 000 Dollar. Max: «Da muss ich mal einen Unterboden kaputtgemacht haben.»
Christian Horner – wer eine Abfindung von rund 70 Millionen Euro kassiert, der lässt sich auch nach 20 Jahren gerne einmal freistellen. Natürlich war es für den Red-Bull-Teamchef Christian Horner drei Tage nach Silverstone ein Rauswurf. Der Brite war am Ende über eine Sex-Affäre mit einer Angestellten gestolpert. Als ihn auch die thailändischen Mehrheitsaktionäre fallenliessen, löste ihn Laurent Mekies ab. Ein Glücksgriff fürs angeschlagene Team. Horner? Er klopft bei fast allen Teams für 2026 an.
Papaya Rules – man konnte das Wort am Ende fast nicht mehr hören. Doppel-Weltmeister McLaren-Mercedes hält seine Fahrer Norris und Piastri an der kurzen Leine, um beide möglichst gleichzubehandeln. Was natürlich zum Nachteil von Piastri in die Hosen ging. Die Papaya Regeln wurden nach der Monza-Stallorder zur Lachnummer. Als in Singapur Norris mit einem Rempler Piastri überholte, verlangte dieser seinen Platz zurück. Abgelehnt. Und seither pfiffen die Fans Norris weltweit aus. Es reichte trotzdem zum Titel.
Alpine – zum letzten Mal heulten in Abu Dhabi die Renault-Motoren auf. Die Franzosen wollten die neue PS-Generation 2026 nicht mehr mitmachen. Nach elf Fahrer- und zwölf Konstrukteurstitel mit insgesamt 178 Siegen und 507 Podestplätzen. So kann Alpine mit Berater Flavio Briatore (75) und Mercedes-Power weitermachen. Gasly, der sieben Millionen Euro verdient, rettete als 18. mit 22 Punkten die Ehre. Doohan und Colapinto blieben als einzige Fahrer punktelos.
Max Verstappen – normalerweise gebührt dem Weltmeister dieser Titel. Aber war Norris wirklich der beste Pilot im Feld? Nein, sagen selbst britische Kollegen, die ohne Zögern Verstappen zum Mann des Jahres machen. Klar, wer 104 Punkte aufholt und die letzten zehn Rennen auf dem Podest (mit sechs Siegen) beendet, ist der Superstar. Auch wenn am Ende zwei Punkte fehlen.
Neue Teams – 2026 muss die Formel 1 mit elf Teams leben. Cadillac setzte sich mit der Power von General Motors bei der FIA durch. Die Amis setzen gleich zwei Oldies ins Auto: Bottas (36) und Pérez (35). Bis der US-Motor kommt, darf man Ferrari fahren. Mit eigener Kraft steigt Audi ein, musste dafür den Platz von Sauber kaufen, räuberte sich nach der Suche von neuen Mitarbeitern am stärksten durchs ganze Fahrerlager.